Vorzeigeprojekt mit Spareffekt

Die Verbandsgemeinde Kell am See und allen voran ihr Bürgermeister Werner Angsten sieht in dem Vorzeigeprojekt nicht nur ein Sparmodell, sondern will auch Vorbild für private Haushalte sein. "Das sind zukunftsträchtige Investitionen, die sich deutlich rechnen", sagt Angsten. Derzeit prüft ein Fachbüro, wie bei gemeindeeigenen Gebäuden noch mehr Energie eingespart werden kann.

 Gianina Lehnen, Miriam Stumm, Sophia Lorscheider, Fabian Frank und Jan Thiery (von links) lernen im doppelten Sinn für die Zukunft. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Gianina Lehnen, Miriam Stumm, Sophia Lorscheider, Fabian Frank und Jan Thiery (von links) lernen im doppelten Sinn für die Zukunft. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kell am See/ Zerf. Mit hohem Ton, ja sogar leichtem Pfeifen arbeitet das 400-KW-Aggregat, das die Schule mit Wärme aus dem heimischen Energieträger Holz versorgt. "Nach ein paar anfänglichen Störungen arbeitet die Anlage sehr zuverlässig", sagt Hausmeister Dietmar Großmann, der sich auch auf die Wartung der Heizung versteht.Die Holzhackschnitzel werden aus Schillingen angeliefert. "Jede geschnittene Hecke kann verwertet werden", so der Bürgermeister. Die Trocknung übernimmt die Biogasanlage des Lieferanten.Eine solche Lösung hätten sich die Architekten des Schulzentrums vor 40 Jahren nicht träumen lassen. "Wer achtet schon auf die Energiebilanz, wenn Öl sieben bis neun Pfennig pro Liter kostet", beschreibt der Verwaltungschef das Problem. Deshalb sei es auch mit der Isolierung der Gebäude nicht weit her gewesen. Die stetig steigenden Energiekosten brachten ein Umdenken. 280 000 Euro investierte die Gemeinde in die Holzhackschnitzelanlage. Vom Land kamen 30 000 Euro Zuschuss. Außerdem kam eine Photovoltaik- anlage aufs Dach. Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser vor allem in den Duschräumen der Turnhalle. Bereits 300 000 Liter Öl eingespart

"Bis heute haben wir rund 300 000 Liter Öl eingespart", rechnet Bauamtsleiter Norbert Willems vor. Oft bekommt Schulleiter Alfons Bonerz Besuch von Menschen, die sich über die Holzhackschnitzeltechnik informieren wollen. Die Fachhochschule Bingen hält sogar vor Ort Vorträge.Die Umwelttechnik ist voll in den Unterricht der Schule integriert: "Die Schüler ermitteln im Physikunterricht KW-Werte und erstellen Statistiken, die wiederum Rückschlüsse auf das Klimageschehen und die Sonneneinstrahlung zulassen", erklärt der Schulleiter. Die Gemeinde tut aber noch mehr. Bis heute wurden 300 000 Euro aus dem RWE-Programm "Prokom" umgesetzt, mit dem beispielsweise neue Dachisolierungen und bessere Fenster gemeindeeigener Gebäude mit 50 Prozent bezuschusst werden. Auch im Freibad gibt es eine Photovoltaikanlage. Darüber hinaus berät die Gemeinde private Bauherren, die Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen nutzen wollen. "Den Wahlspruch der Agenda 21, global denken - lokal handeln, müssen wir künftig noch etwas ernster nehmen", mahnt Verbandsbürgermeister Angsten.

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