"Wanderer an der Rezeption, die gab es früher nicht"

Morbach/Thalfang/Schillingen · Morbach/Thalfang/Schillingen (cweb/hpl) Der TV hat nachgefragt, wie Gastronomen und Fachleute die Bedeutung des Saar-HunsrückSteigs für die touristische Entwicklung der Hunsrückregion einschätzen.Aus Sicht von Benedikt Werhan vom Landhotel Haus Doris in Kell am See ist der Saar-Hunsrück-Steig "eine Erfolgsgeschichte".

Der Betrieb mit 16 Doppelbetten habe sein Angebot auf die Wanderer zugeschnitten, sagt Werhan. Er habe einen Prospekt mit drei Touren zusammengestellt, die über Steig-Etappen und Traumschleifen in der Umgebung führen. "Dadurch generiere ich gleich drei, vier Übernachtungen. Und es kommen Leute von überallher, die früher nie im Hochwald gelandet wären." Durch die regelmäßigen Zertifizierungen gebe es zudem den Anreiz für die Betriebe, Qualität zu erhalten.
Ähnlich sieht es Manfred Armbruster vom Landhaus Am Kirschbaum in Morbach. Er sei selbst schon den kompletten Steig und 109 von 111 Traumschleifen gewandert: "In dieser Kombination ist das unbestritten der beste Wanderweg Europas." Das würden sogar Hotelgäste aus der Schweiz bestätigen. Im Landhaus übernachteten viele Wanderer. "Dass plötzlich einer mit Rucksack an der Rezeption steht und ein Zimmer will - das hat es früher nicht gegeben", sagt Armbruster. Ingesamt könnte der Steig noch bekannter sein, allerdings schätze mancher Wanderer auch die Ruhe. "Mir hat ein Gast mal gesagt: Wenn ich durch den Allgäu wandere, muss ich alle 50 Meter ,Grüß Gott‘ sagen."
Auch bei Christof Maßem vom Gasthaus Maßem in Schillingen kehren häufig Wanderer ein. "Wir führen keine Statistik, aber der Schillinger Panoramaweg wird sehr gut angenommen." Vor 20 Jahren habe sich einmal ein Wandergast aus der Pfalz beklagt, "dass es hier nur Schotterpisten gibt". Seitdem sei viel passiert.
Walburga Meyer, Chefin der Keller Touristinformation und des Vereins Hochwald Ferienland, schätzt, dass sich der Tourismus in der VG Kell ohne den Saar-Hunsrück-Steig "in der Fläche sicher nicht so gut entwickelt hätte". Der Saar-Hunsrück-Steig sei aber nicht allein für den Erfolg ausschlaggebend. Der Ruwer-Hochwald-Radweg, die Struktur der Betriebe sowie die enge Kooperation mit Naturpark, Nationalpark und Hunsrück-Touristik stünden ebenfalls für die "positive Entwicklung".
Die Hunsrück-Region sei durch die Premiumwege zu einer im Südwesten sehr bekannten Wanderregion geworden, sagte Daniel Thiel von der Touristinformation in Thalfang. "Es ist eine Marke entstanden." Gastronomen profitierten von den Tagesgästen, viele Wanderer verweilten aber auch zwei bis drei Tage in der Region. "Die Bürger identifizieren sich über die Wege besser mit der Region und erkennen, wie schön sie ist."
Dem "eher kleinteilig" organisierten Hunsrück habe der gebietsübergreifende Verlauf des Steigs "ein stärkeres Gefühl der Nachbarschaft und Zusammengehörigkeit vermittelt", findet Verena Kratz von der Touristinfo Morbach. Veranstaltungen wie der Saar-Hunsrück-Marathon brächten jährlich Tausende Menschen in die Region Saar-Hunsrück. "Das wirkt sicher positiv auf Wirtschaft und Bekanntheitsgrad."

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