Was Wild im Wald anrichtet

Scheue Tiere bereiten dem Forstamt Hochwald zunehmend mehr Sorgen. Vor allem im Bereich Grimburg, Gusenburg und Reinsfeld werden in den Wäldern die Verbiss- und Schälschäden durch Rotwild immer schlimmer. Als Konsequenz werden von den Jagdpächtern der sogenannte körperliche Nachweis ihrer erlegten Tiere und die Erhöhung der Abschusszahlen gefordert.

 Verfaulte Rinden, wohin man auch blickt: Forstamtsleiter Bernhard Buss zeigt die Schälschäden, die Wildtiere in einem Fichtenwald bei Grimburg angerichtet haben. TV-Foto: Axel Munsteiner

Verfaulte Rinden, wohin man auch blickt: Forstamtsleiter Bernhard Buss zeigt die Schälschäden, die Wildtiere in einem Fichtenwald bei Grimburg angerichtet haben. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil/Grimburg. Das Problem ist nicht neu, aber die Situation war aus Sicht von Bernhard Buss "für uns Förster noch nie so katastrophal". Was den Leiter des Forstamts Hochwald zu dieser Aussage bewegt, sind die massiven Schäden, die das Rotwild in seinem Zuständigkeitsbereich anrichtet. Die Tiere fressen auf Nahrungssuche auch die Triebe und Blätter von Jungbäumen oder sie schälen die Rinde von Stämmen ab. Dadurch verfault das wertvolle Holz im unteren Stammbereich, was beim Verkauf laut Buss pro Baum "einen um rund 20 Prozent niedrigeren Preis" zur Folge hat. Verschärft habe sich die Lage dadurch, dass sich immer mehr Wild im Wald tummelt. "Teilweise haben wir schon Tierpark-Verhältnisse", sagt Buss.

Einen Schadensschwerpunkt hat das Forstamt in dem großen, geschlossenen Waldkomplex, der vom südlichen Teil des Gemeindewalds Reinsfeld über Gusenburg und Grimburg ins Saarland beziehungsweise in den zum Forstamt Saarburg gehörenden Staatswald Klink und die Gemeindewälder von Kell und Waldweiler reicht. "Die Schäden von heute sind die Mindererlöse von morgen", sagt Buss und nennt eine Zahl als Beispiel: Bei einem angepasstem Wildbestand könne allein im Grimburger Gemeindewald "das Betriebsergebnis pro Jahr um rund 20 000 Euro höher ausfallen". Nach Auffassung der Forst-Experten wären in dieser Situation zwei Maßnahmen sinnvoll. Die Waldbesitzer sollten von den Jagdpächtern den sogenannten körperlichen Nachweis verlangen. Damit ist eine Methode gemeint, um besser kontrollieren zu können, ob die von den Pächtern gemeldeten Tiere auch tatsächlich erlegt wurden. In der Praxis könnte das so aussehen, dass die toten Tiere "vor Ort einer neutralen Vertrauensperson gezeigt werden", so Buss. Einen weiteren Effekt sieht er darin, "dass wir mit dem Nachweis die Chance hätten, zurückzurechnen und einen besseren Überblick über den Stand der Population zu bekommen".

Forstamtsleiter Buss: "Abschuss verdoppeln"



Zudem spricht sich Buss dafür aus, dass die Zahlen im Abschussplan, den der Kreis als untere Jagdbehörde auf Vorschlag des Rotwildrings Osburg-Saar festsetzt, nach oben geschraubt werden. Nach Auffassung des Forstamtsleiters "müssten zwei Jahre lang doppelt so viele Tiere wie bisher erlegt werden".

Die Grimburger haben den Vorschlag, den körperlichen Nachweis einzuführen und die Abschusszahlen in ihren Revieren zu erhöhen, in ihrer jüngsten Jagdgenossenschaftsversammlung bereits aufgegriffen. "Es hat Einigkeit bestanden, dass etwas getan werden muss", sagt Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber. Sein Gusenburger Kollege Heinz Schuh sagt, dass bei der anstehenden Neuverpachtung des Jagdreviers in Sachen körperlicher Nachweis darüber nachgedacht werde, "eine solche Klausel mit in den Vertrag aufzunehmen".

Doch was sagen die Jäger zu den Forderungen des Forstes? "Mit dem körperlichen Nachweis haben wir keine Probleme", sagt Kreisjagdmeister Rolf Kautz dem TV. In einigen Revieren laufe dies bereits auf freiwilliger Basis. Er hoffe, dass das Landes-Umweltministerium ihn bald flächendeckend umsetze. "Ganz entschieden" wehrt er sich aber dagegen, "dass die Abschusszahlen blind hochgesetzt und dann nicht erreicht werden können. Eine Verdoppelung halte ich für völlig unrealistisch", sagt Kautz.

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