Was der Wald zu bieten hat

SCHILLINGEN/HERMESKEIL. (jolo) Das Überlebens-Training der VG Hermeskeil für ältere Jugendliche war bereits der Hit. Mit einer Erlebnis- und Naturfreizeit wollte Hermeskeils VG-Jugendpfleger Bernd Hermesdorf Jüngeren etwas bieten. 21 Sieben- bis Zwölfjährige waren drei Tage lang im Schillinger Wald unterwegs und von der Ferienfreizeit begeistert.

Wenn im Computerzeitalter junge Leute etwas begeistern soll, muss es etwas Besonderes sein. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn in einem Waldstück, wo sich sonst die Füchse gute Nacht sagen, Zeltplanen als Unterkünfte dienen. - oder am Lagerfeuer Kinder sitzen und aufs Stockbrot warten, das - nach dem Duft zu urteilen - bald fertig ist. Das Ganze ist Teil einer Erlebnisfreizeit der VG Hermeskeil, in der die Jugendlichen für die Umwelt sensibler gemacht wurden und Teamwork lernten. Geleitet wurden die Naturtage von der ,,Mobilen Praxis für Erlebnis-Pädagogik" in Merzig. ,,Unser Angebot hat so gut geklappt, weil es eine harmonische Kooperation mit dem Schillinger Förster Michael Marx gab", sagt Dieter Frank, Leiter des Projekts. Von Anfang an wurde die Langeweile verdrängt: Da es bei der Ankunft regnete, war etwas Grips gefragt, um die Unterkünfte im vorgegebenen Zeitlimit wasserdicht zu bauen. Das Gepäck lag vorerst im trockenen Bus. Eine Zeltmannschaft musste ihre ,,Hütte" ab- und wieder aufbauen - es regnete rein. Schnell wurde eine Lösung gefunden. Zwischen vier Bäume wurden zwei Stämme gespannt und nach dem ,,Decken" des Zeltdachs dafür gesorgt, dass das Wasser richtig abfließt. ,,Es war schon dunkel, als wir fertig damit waren", wirft der kleine Damfloser David Fuchs ein. Die spannenden Geschichten gingen weiter. "Am ersten Tag waren neben dem Camp-Aufbau kooperative Abenteuerspiele in den Zeltmannschaften", sagt Leiter Frank. Dabei ging es nicht darum, wer höher sprang, schneller oder besser war. Jede Gruppe musste einen Parcours mit verschiedenen Aufgaben zeitlos bewältigen. ,,Wir probierten mindestens 15 Mal, uns zehn Sekunden balancierend auf den Baumscheiben zu halten", schwärmt Julia Rausch aus Primstal von ihrer ersten Freizeit. Jungs und Mädels hielten in den drei Tagen indes zusammen: Die Jungs halfen den Mädchen, ihr Zelt wasserdicht zu machen oder die Mädels wurden vom achtjährigen Frank Hensel vor einer Spinne gerettet. Franks zehnjährige Schwester Jana war wie mehrere Erlebnisfreizeitler mit Leib und Seele beim Abseilen von einer neun Meter hohen Eisenbahnbrücke dabei. Zuvor hatten die Waldbewohner auf Zeit noch ein Erlebnis der besonderen Art. Auf dem Weg zum Abseilen begegnete ihnen eine Wildschweinfamilie. Zu den Abenteuerspielen gehörte ebenfalls das Durchqueren eines ,,Spinnennetzes" oder das Überwinden eines Grabens mit einem Seil. Fiel jemand runter, startete der Gruppenversuch neu. Der neunjährige Jonas Böttger schwärmte vom Bogenschießen. Spannend war auch eine Nachtwanderung, bei der sich die Gruppe verlief, wieder auf den richtigen Weg zurückfand und mit der allerletzten Fackel im Camp ankam. "Das hat die Gruppe super hingekriegt", betont Dieter Frank und fügt hinzu, dass das ein Zeichen für die gute Harmonie der Gruppe, in der jeder auf den anderen Rücksicht nahm, gewesen ist. Die jungen Leute lernten auch, was der Wald an Essbarem hergab. So wurde eine gut gewürzte Brennnesselsuppe zubereitet, und unters Rührei mischten die jungen Naturfreunde Vogel-Miere-Kraut. Die Kinder lernten kooperative Gruppenarbeit, bei der jeder auf die Schwächen und Stärken des anderen Rücksicht nahm. Sie wurden sensibler gemacht für die Umwelt, ihnen wurde Wissen über die Zusammenhänge der Natur vermittelt und hautnah beigebracht, dass sie im Wald nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen können, wenn sie Durst haben.

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