Was die Herzen begehren

HERMESKEIL. Ein volkstümlicher Abend im Rahmen des Kulturherbstes: Stars, die Lieder von der Liebe, Liebeserklärungen an die Heimat und die Mütter sowie alte Volkslieder wie "La Montanara" singen, nehmen junge und ältere Fans in der Hochwaldhalle mit auf eine Achterbahn der Gefühle.

Die Aufwärmphase: Die Volksmusikfans sind aufgeregt. Annette Weber und ihre drei Freundinnen sind eigens aus Luxemburg nach Hermeskeil gekommen, um das Bodensee Quintett, Sigrid und Marina und vor allem die "Ladiner" zu sehen. Den Anfang machen die fünf fröhlichen Musiker aus dem württembergischen Bodenseeraum. Mit dem perfekten Oberkrainer-Sound bringen sie die Zuhörer in Stimmung. Zwischendurch erzählen sie ein Witzchen. Es wird gelacht, geschunkelt und geklatscht.Entspannen bei "La Montanara"

Jetzt geht's richtig los: Sigrid und Marina, ein Geschwisterpaar aus dem Salzkammergut, singen vom Fieber, das immer noch brennt. Und sie singen "Mein Herz sehnt sich so sehr nach Liebe" und davon, wenn sie "ein Glöcklein wären". Die beiden Volksmusikantinnen in glänzend gelben und apricot-farbenen, figurbetonten Hosenanzügen wissen, wie sie die Zuhörer mitten ins Herz treffen. Unendlich viele "Oohs" schallen durch den Raum, als sie verraten, dass sie jetzt "La Montanara" ohne musikalische Begleitung singen werden. Andächtige Stille herrscht in der herbstlich dekorierten Halle. Einige Zuhörer singen Play-Back mit. Nichts darf die ergreifende Stimmung jetzt stören. Inbrünstig lobt Irmgard Weber das Duo: "Wunderschön." An diesem Abend vergisst die 62-jährige Pölerterin ihre Alltagssorgen. "Die Volksmusik hilft mir zu entspannen." "Die Lieder bringen Erinnerungen an die Jugend zurück, als wir zum ersten Mal zum Tanz gingen", schwärmt Mechthild Thommet aus Pölert. Sigrid und Marina erzählen mit braver Mädchenmiene, dass sie die Volkslieder von ihrer Oma gelernt haben. "Die Musik geht an die Seele", ist Hans-Jürgen Hares aus Hermeskeil voll des Lobes für die Akteure auf der Bühne. Auch Tim Pelzer (5) sitzt artig in der ersten Reihe und ist begeistert von den "schönen Liedern". Er ist mit seiner Oma Marlies Becker (60) gekommen. "Bei mir zu Hause hört er immer Volksmusik, seine Eltern sind auf einer anderen Welle", sagt sie und herzt ihr Enkelkind. Dann der Höhepunkt: 250 Augenpaare hängen an den Lippen von Joakin und Otto aus Südtirol, den "Ladinern". Schon nach den ersten Tönen gibt es kein Halten mehr. Einige Fans gehen nach vorne zur Bühne, ganz nah zu ihren "Ladinern" und tanzen vor ihren Stars. Die "gestandenen Mannsbilder", die unter anderem den Grand Prix der Volksmusik 2004 gewannen, singen mit ihren schönen Stimmen. "Erinnerung an Mama", "Beuge dich vor grauem Haar" und "Allein in Einsamkeit". Rosi Willems (63) aus Schillingen ist hin und weg. "Die haben keine Star-Allüren, die sind bescheiden geblieben, wie die Menschen in Ladinien sind", sagt sie, während das Duo von Lichtern, die am Himmelszelt leuchten, singt. So wie die Augen der 250 Besucher, die einen Abend lang einen Mix aus träumerischen Balladen und heimatlich verwurzelten Volksliedern, genossen.

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