Wasser und Gemüsesuppe

HERMESKEIL/NONNWEILER. (urs) Wenn Regen den Urlaub vernieselt, ist’s mit der guten Laune rasch vorbei. Einige Gäste der Hermeskeiler Jugendherberge haben ihre Fastenwanderwoche dennoch genossen.

In wetterfester Kleidung stehen sie da - sichtlich gebeutelt vom Regen, aber lachend. Das gehöre eben dazu, kommentieren die Gäste der Hermeskeiler Jugendherberge den Dauerregen, der sie den Vormittag über begleitet hat. Die Besichtung der Primstalsperre ist den Teilnehmern einer "Fastenwanderwoche" dann trockenen Fußes vergönnt. Talsperrenwärter Peter Nieradzik begleitete sie nämlich unter dieser hindurch. Dass er den Regen mit anderen Augen sieht, liegt auf der Hand. "Für sie mag das nicht so schön sein, aber für uns ist das Gold, was da runter kommt", begrüßt er die Besucher.Veredelnde Säfte

Doch das, an den andern Tagen übrigens gnädige, Wetter ist nicht die einzige Prüfung der zwei Dutzend Urlauber. Machen sie sich doch Tag für Tag nur mit Gemüsebrühe und Wasser gestärkt auf den Weg. Für Wanderungen mag das nicht die verlockendste Grundlage sein, doch einen Fastenwanderer kann es nicht schrecken. Einige freuen sich schon aufs warme Bad im Anschluss, während andere über eine neue Suppen-Kreation nachsinnen. Denn wer da denkt, eine Fasten-Speisekarte sei eintönig, der irrt. Die täglich frisch zubereitete Gemüsebrühe lasse sich doch mit diversen Säften "veredeln", erklärt eine Urlauberin humorvoll. Doch schließlich machten sie das ja alle freiwillig. Weshalb sich Vierbeiner Benny auch verweigern darf. Obschon zum zweiten Mal dabei, überlässt er das Fasten lieber Herrchen. Die Wanderungen, wie tags zuvor ins Dhrontal, lässt er sich jedoch nicht entgehen. Den Ausflug fanden auch die "Zweibeiner" klasse. Hinterher gönnten sich Heiderose Stumm und Elisabeth Bender noch Saunabesuch und Massage. Ansonsten gehe es mal zum Einkaufsbummel oder auf einen Tee ins Café, erzählen Ursula Hebrank und Elke Roth aus Bensheim und Speyer. Am Morgen erwartet die Fastenwanderer immer ein echter Leckerbissen - allerdings ein musikalischer. Damit ihre Gäste harmonisch in den Tag starten, weckt Herbergsmutter Heidi Hans-Sadowsky sie mit einem Querflöten-Solo."Ich tue mir was Gutes"

Kein Wunder, dass sich ihr Fastenangebot herumgesprochen hat. Die Gäste nehmen teils weite Anreisen in Kauf. Dieter Siewert kommt beispielsweise aus Thüringen, und Norbert Zöllner aus dem Schwarzwald. "Ich denke, ich tue mir was Gutes", erklärt Zöllner, was ihn zu seiner ersten Fastenwanderwoche bewogen hat. Außerdem habe ihn der Hunsrück interessiert. Und das Wetter zuhause sei ja sicher nicht anders.Entscheidung an Silvester

Die Westerwälderin Angelika Weber ist bereits zum Dritten Mal dabei. Abgesehen von der schönen Landschaft ist sie angetan von der familiären Atmosphäre in der Herberge, deren Leiterin selbst mitmache. "Sie fastet mit, macht daneben ihre Büroarbeit und kocht auch noch", sagt sie beeindruckt. Heinz Klein beschloss an Silvester, sich mit sechs Leuten anzumelden. "Interessiert hat uns die Verbindung Fasten und Wandern." Er persönlich habe allerdings seine Probleme mit dem "Essensentzug", gesteht er ein. Doch dafür entschädigt das Miteinander in der Gruppe, erzählt Ehefrau Adelheid. Denn da spreche jeder jeden an, und dadurch komme man sich schnell näher.

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