Weniger Struktur, mehr Freiheiten

Hermeskeil · Aus acht bisher eigenständigen Pfarreien ist zum Jahreswechsel die neue Großpfarrei St. Franziskus in Hermeskeil entstanden. Etwa 9300 Katholiken sind nun organisatorisch unter einem Dach zusammengefasst. Das bedeutet: weniger Verwaltung, weniger Gremien und mehr Freiraum für die Menschen, die sich in der Pfarrei ehrenamtlich engagieren.

 Sternsinger, ehrenamtliche Helfer und das Pastoralteam rund um Pfarrer Clemens Grünebach (hintere Reihe, Vierter von rechts) freuen sich darauf, die neu gegründete Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil nun mit Leben zu füllen. TV-Foto: Christa Weber

Sternsinger, ehrenamtliche Helfer und das Pastoralteam rund um Pfarrer Clemens Grünebach (hintere Reihe, Vierter von rechts) freuen sich darauf, die neu gegründete Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil nun mit Leben zu füllen. TV-Foto: Christa Weber

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Hermeskeil. Mehr als drei Jahre lang haben sich die Kirchenvertreter und katholischen Laien im Raum Hermeskeil auf diesen Moment vorbereitet, nun ist es soweit: Am 1. Januar hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann die neue Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil gegründet (siehe Hintergrund). Darin verschmolzen sind die acht bisher selbstständigen Pfarreien Bescheid, Beuren, Damflos, Geisfeld, Gusenburg, Hermeskeil, Rascheid und Züsch, die ihre Aufgaben künftig gemeinsam organisieren. Ab Samstag, 9. Januar, wird die Fusion mit einer Festwoche ausgiebig gefeiert.Vorteile auf vielen Ebenen


"Wir haben konsequent darauf hingearbeitet", sagt Gemeindereferent Rüdiger Glaub-Engelskirchen. "Jetzt freuen wir uns, dass das Neue tatsächlich beginnt." Und dieses Neue bringt laut Pfarrer Clemens Grünebach viele Vorteile mit sich, etwa in der Verwaltung. Die Zahl der Kirchenbücher, der Verzeichnisse über Taufen, Trauungen und Sterbefälle, reduziert sich von 60 auf 15. Statt 18 Kirchenräten gibt es künftig nur noch zwei. "Das ist eine deutliche Entlastung, auch für die Ehrenamtlichen", sagt Grünebach. Sie müssten sich nicht mehr über Jahre vor Ort an ein Gremium binden, sondern könnten "viel selbstbestimmter" ihre Ideen einbringen.
Auch die oft mühevolle Suche nach Kandidaten für die Räte sei nun passé. Künftig gibt es nur noch einen Pfarrgemeinderat (für die pastoralen Aufgaben) und einen Verwaltungsrat (für Finanzfragen). Ersterer, der später den Verwaltungsrat bestimmt, wird am letzten Januar-Wochenende gewählt. Für das 18-köpfige Gremium gibt es laut Grünebach 26 Kandidaten. Die Auflösung der kleinteiligen Strukturen sieht der Pfarrer als Chance: "Ich hoffe, dass die Laien erkennen: Ich bin Kirche, und ich kann Kirche aktiv mitgestalten." Dabei sollen vor Ort Gemeindeteams helfen, die sich noch im Aufbau befinden. Das Bistum Trier unterstützt diesen Prozess und betont auf TV-Anfrage, dass der Impuls für die neue Struktur von der Pfarreiengemeinschaft selbst ausgegangen sei. Durch die Bildung der Gemeindeteams könne "Verantwortung auf viele Personen verteilt werden und die Eigenständigkeit der Orte erhalten bleiben".Franziskus war der Favorit


Neu ist auch der Name der Großpfarrei, der von den Bürgern und Räten mitbestimmt wurde. Eine Liste mit drei Vorschlägen ging an den Bischof, der zu entscheiden hatte. "Franziskus war der große Favorit, da konnte er kaum anders wählen", sagt Grünebach. Der Name passe in mehrfacher Hinsicht. Da sei der Bezug zum Hermeskeiler Franziskanerkloster, das im Sommer geschlossen wird (der TV berichtete) und dessen Gemeinde man "mit ins Boot nehmen" wolle. Und da seien die Herzensthemen von Papst Franziskus - Armut, soziale Gerechtigkeit, Umwelt und Schöpfung -, die für den Hochwald auch wegen des Nationalparks auf der Hand lägen.
Natürlich seien manche Gläubige noch skeptisch, gibt der Pfarrer zu. Das Bistum betont jedoch, dass es durch die Fusion keine "personellen Veränderungen in der Seelsorge" und damit auch nicht weniger Gottesdienste geben werde. Allerdings: "Ab dem Sommer wird es wohl weniger", sagt Grünebach. Das liege aber allein an der Klos-terschließung, nach der man auf Pater Ullrich Gellert verzichten müsse.
Auch die Schließung einer der zehn Kirchen und sieben Kapellen in der Pfarrei sei kein Thema, "zumindest in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren nicht", schätzt Grünebach. Und was die Finanzmittel angehe, so profitierten alle nun von einem größeren "Pool". Ohne diesen wäre etwa die bevorstehende Renovierung der Hermeskeiler Pfarrkirche für etwa 900 000 Euro von der kleinen Pfarrei St. Martinus gar nicht zu stemmen gewesen.
Die neue Pfarrei brauche "nur noch so viel Struktur wie nötig", sagt der Pfarrer. Was nicht mehr zeitgemäß sei, müsse man aufgeben oder "sinnvoll bündeln". So wird es nur noch eine Messdie-nerfahrt geben. Und erstmals auch nur eine Erstkommunionfeier statt bislang acht. "In Zukunft soll dann dort gefeiert werden, wo die Kinder auch in die Grundschule gehen - also in Hermeskeil, Beu ren, Züsch und Gusenburg."
Der Pfarrer ist sicher, dass die ehrenamtlichen Mitstreiter den neuen Weg mitgehen. "Wir wollen möglichst viele mitnehmen", sagt sein Gemeindereferent. Auch deshalb werde die Festwoche in den Dörfern gefeiert (siehe Extra). Dort scheint die Aufbruchstimmung angekommen zu sein: "Für das Frühstück der Frauengemeinschaft in Grimburg gibt es 90 Anmeldungen", sagt Glaub-Engelskirchen. "Es ist toll, wenn man sich mit vielen Gleichgesinnten auf den Weg macht."Extra

Die Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil umfasst die acht ehemals eigenständigen Pfarreien Bescheid, Beuren mit den Filialen Hinzert und Prosterath, die Pfarrvikarie Damflos, die Pfarrei Geisfeld, Rascheid mit Pölert, Hermeskeil mit den Filialen Abtei und Höfchen, Gusenburg mit der Filiale Grimburg sowie Züsch mit Neuhütten und der Filiale Muhl. Sie ist ein Zusammenschluss im Zuge des Strukturplans 2020 im Bistum Trier. Etwa 9300 Katholiken leben in der Großpfarrei. Dienstsitz des Pfarrers Clemens Grünebach, der auch Dechant des Dekanats Hermeskeil-Waldrach ist, ist Hermeskeil. Sein Team umfasst einen Kaplan, einen Diakon, einen Franziskaner-Pater, zwei Gemeindereferenten und einen Pastoralassistenten. Unterstützt werden sie von einem Dekanatskantor, einer Sozialpädagogin und einer Erzieherin. cwebExtra

Gefeiert wird die Gründung der neuen Großpfarrei St. Franziskus Hermeskeil mit einer Festwoche vom 9. bis 17. Januar. Zum Programm zählen unter anderem ein Festakt in Neuhütten (9. Januar, 19 Uhr, Bürgerhaus), ein Sternsinger-Gottesdienst (10. Januar, 10 Uhr, Gusenburg), eine Messe mit anschließendem Frühstück (14. Januar, 9 Uhr, Kirche Grimburg) und ein Abschlussgottesdienst mit Weihbischof Helmut Dieser und anschließendem Fest im Mehrgenerationenhaus (17. Januar, 10.30 Uhr, Pfarrkirche Hermeskeil). Alle Veranstaltungen sind in einem Flyer aufgeführt, der im Pfarrbüro (Martinusstraße 5, Hermeskeil) ausliegt oder online unter www.katholische-kirche-ruh.de/ abrufbar ist. cweb

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