"Wenn man reinkommt, sagt man Bonjour"

BEUREN. Crêpes backen und danach in französischer Sprache zählen, wieviele man schon verputzt hat - das lernen die Kinder des Katholischen Kindergartens St. Wendelinus in Beuren. Engagierte Erzieherinnen haben gemeinsam mit den Eltern ein einzigartiges Fremdsprachenprojekt geschaffen, das jetzt mit dem Europapreis ausgezeichnet wurde.

 "France Mobil", die rollende Sprachschule der französischen Botschaft und der Robert-Koch-Stiftung, hat den Kindern in der Grundschule und dem Kindergarten Beuren großen Spaß gemacht.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

"France Mobil", die rollende Sprachschule der französischen Botschaft und der Robert-Koch-Stiftung, hat den Kindern in der Grundschule und dem Kindergarten Beuren großen Spaß gemacht.Foto: TV -Archiv/Joachim Johanny

"Dreisprachig- Vermittlung der französischen Sprache im Kindergarten" - so deroffizielle Titel des Beurener Projekts - will beweisen, dassKinder bereits im Vorschulalter erfolgreich mit denHerausforderungen einer Fremdsprache umgehen und dabei auch nochjede Menge Spaß haben können. Es geht außerdem darum, neben derersten Schul-Fremdsprache Englisch auch Französisch zuetablieren. Die Jury des diesjährigen Europapreises war vom Konzept und Engagement des Kindergartens so beeindruckt, dass sie ihn mit dem Europapreis 2003 auszeichnete. 1500 Euro überreichte der Bevollmächtigte des Landes für Europa, Staatssekretär Karl-Heinz Klär, im Mainzer Landtag im Rahmen einer großen Podiumsdiskussion, eingeleitet von Ministerpräsident Kurt Beck, an den Kindergarten.

"Unsere Nachbarn in den französischsprachigen Ländern Frankreich, Luxemburg und Belgien können wir nur dann wirklich verstehen und ihre Kultur begreifen, wenn wir auch bereit sind, ihre Sprache zu sprechen", so Kindergartenleiterin Marita Dietzen-Thimmel in ihrer Bewerbung für den Europapreis. Kindergarten und Grundschule Beuren hatten bereits "France mobil" zu Gast, eine fahrbare Sprachschule, die auf einer Initiative der französischen Botschaft in Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung basiert. "Nachbar Frankreich - Partnerschaften und Freundschaften" lautet das Motto des diesjährigen Europapreises, der zum elften Mal vom Bevollmächtigten des Landes für Europa ausgeschrieben und verliehen wurde.

Mit dem zweiten Preis und 1000 Euro zeichnete Staatssekretär Klär den Naturpark Pfälzerwald aus. Auf dem dritten Platz landete die deutsch-französische Künstler-Gruppe "Triacra" aus Trier. Ihre Geschichte "Tan und Ti Fleck" erzählt von der Freundschaft zwischen dem kleinen Drachen Tan, der auf deutsch von seiner Heimat im Dahner Felsenland berichtet, und dem französischsprachigen Teufelchen Ti Fleck aus dem Tal der Sauer.

"Europa wächst zusammen, und viele Eltern der Kindergartenkinder arbeiten in Luxemburg. Die Auszeichnung zeigt, dass wir den Zeitgeist erkannt haben und auf dem richtigen Weg sind", sagt Kindergartenleiterin Marita Dietzen-Thimmel . "Das ist unserer Beitrag zur Festigung deutsch-französischer Beziehungen. Die Kinder lernen nicht nur die Sprache, sondern erfahren auch viel über die Kultur Frankreichs. Und letztlich trägt das Projekt auch zum Abbau von Vorurteilen bei."

Natalie Sautier-Anders, Muttersprachlerin, fügt hinzu: "Die Auszeichnung ist eine Anerkennung unserer Arbeit und ein Lichtblick für die Zukunft. Denn hoffentlich werden die Gelder für den Französisch-Unterricht in der Grundschule auch weiterhin fließen."

Jana Knippel (6) präsentiert stolz ihre Sprachkenntnisse: "Ich kann schon Französisch. Un, deux, trois." Christina Bernhard (6): "Es ist schön, dass ich eine neue Sprache sprechen kann. Bald kann ich drei Sprachen: Deutsch, Russisch und Französisch. Dann kann ich überall, wo ich hinkomme, mit vielen Leuten reden."

Daniel Hoff (6) ergänzt: "Wir waren schon öfter in Frankreich. Da habe ich au revoir, also auf Wiedersehen, gelernt." Kurze Pause. Dann fällt ihm noch etwas ein: "Und wenn man reinkommt, sagt man Bonjour. Es ist wirklich gut, dass ich mich später richtig mit Franzosen unterhalten kann."

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