Wer nicht lernen will, muss schaffen

TRIER. Wer zu viel blau macht, muss Bußgeld zahlen oder zum Arbeitseinsatz. So werden in Trier notorische Schulschwänzer bestraft. Während das Verfahren von der Stadtverwaltung als sinnvolles Druckmittel gesehen wird, kritisieren Schülervertreter es als Zwangsmaßnahme.

Keine Lust auf Schule - das ist ein Gefühl, das nahezu alle Schüler kennen. Einige ziehen daraus die Konsequenz, nicht mehr zum Unterricht zu erscheinen. In der Regel versucht zunächst einmal die Schule, den Schwänzern Arbeitsdisziplin beizubringen. Wenn das nichts hilft, droht in Trier eine Geldbuße oder ein Arbeitseinsatz - und im schlimmsten Fall Jugendarrest. Rund 60 Schüler mussten nach Auskunft der Trierer Stadtverwaltung im Schuljahr 2003/2004 zur Arbeit antreten. Für das laufende Schuljahr liegen noch keine Zahlen vor. Wenn Schüler regelmäßig nicht zum Unterricht erscheinen, kann die Schule das der Schulverwaltungsbehörde melden. Die setzt wegen einer Ordnungswidrigkeit eine Geldbuße fest - bei unter 14-Jährigen gegen die Eltern, bei älteren gegen die Schüler selbst. In der Regel sind pro versäumtem Tag fünf Euro fällig. "Das Bußgeld summiert sich mitunter auf bis zu 400 Euro", sagt Ralf Frühauf vom Presseamt der Stadt Trier. Schüler können Bußgeld abarbeiten

Auf Antrag der Schüler oder, wenn das Bußgeld nicht gezahlt wird, auf Ersuchen der Behörde kann das Jugendgericht die Geldbuße in eine Arbeitsauflage umwandeln. Meist wird eine Stunde gemeinnütziger Arbeit pro fünf Euro Bußgeld fällig. Erscheint ein Schüler auch nicht zur Arbeit, ist als letztes erzieherisches Mittel Jugendarrest möglich. Dieser wurde allerdings nach Auskunft der Stadt im Schuljahr 2003/2004 in keinem Fall verhängt. Von dem Verfahren erhofft sich die Verwaltung nach Auskunft von Frühauf positive Effekte bei "Wackelkandidaten". "Es gibt aber leider auch Schüler, die erreichen wir so nicht." Auf Kritik stoßen die Bußgelder und Arbeitseinsätze bei der Landesschülervertretung (LSV). "Strafen lehnen wir strikt ab", sagt ihr Pressereferent Benjamin Judith, Schüler des Trierer Max-Planck-Gymnasiums. "Lernen sollte selbstbestimmtes Lernen sein." Die Ursache für das Schwänzen liegt nach Ansicht der LSV im Schulsystem, etwa an fehlender Motivation der Schüler durch langweilige Unterrichtsformen. Bei einer am heutigen Freitag beginnenden Tagung in Ingelheim wollen die Schülervertreter eine gemeinsame Position zum Strafprinzip "Arbeit für Schwänzer" erarbeiten. Ob und wo permanente Schwänzer arbeiten müssen, ist in den rheinland-pfälzischen Kommunen unterschiedlich geregelt. Während in Mainz erst vor zwei Monaten beschlossen wurde, Schulschwänzer zu gemeinnütziger Arbeit zu verdonnern, praktizieren Trier, Ludwigshafen und der Landkreis Mainz-Bingen das Verfahren schon länger. Während die Schwänzer im Kreis Mainz-Bingen Kehren oder Müll einsammeln müssen, werden sie in Trier in Einrichtungen wie Jugendzentren oder Altenheimen eingesetzt."Für uns eine mühsame Sache"

Im Jugendzentrum Exzellenzhaus in Trier-Nord wurden seit Jahresbeginn zwei Schulschwänzer vorstellig. "Ein Mädel hat in unserem Kindergarten gearbeitet", sagt Leiter Hilger Hoffmann. "Die war super." Der zweite Schüler habe sich bei ihm zwar vorgestellt, sei aber nicht zur Arbeit erschienen. Oft sei der Arbeitseifer bei den Jugendlichen, die Sozialstunden ableisten müssen, nicht sehr hoch. "Meist ist das für uns eine mühsame Sache", sagt Hoffmann. "Man muss ständig dabei stehen und klare Arbeitsanweisungen geben." Trotzdem hält er das Verfahren für richtig: "Ich bin als Sozialarbeiter froh, dass Konsequenzen und klare Linien entwickelt worden sind." Es sei nötig, auf die Schulschwänzer einen gewissen Druck auszuüben.Sollen Schulschwänzer stärker zur Verantwortung gezogen werden? Mailen Sie uns Ihre Meinung, maximal 20 Zeilen à 30 Anschläge, an die Adresse echo@volksfreund.de oder faxen Sie an die Nummer 0651/7199439.

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