Wie der junge Franzose so lebt

HERMESKEIL. (doth) Es ist ein Mini- Sprachzentrum auf Rädern: Das "France- Mobil" bringt den Charme der französischen Sprache und Kultur in die Schulen. Die beiden France-Mobil-Chauffeurinnen, Sandrine Fillon und ihre polnische Kollegin Marta Miernik, machten vor wenigen Tagen Station in der Erich-Kästner-Realschule Hermeskeil.

Das "France-Mobil" kann von Schulen oder Elternvertretungen angefordert werden. Zu erreichen ist die Referentin Sandrine Fillon im Maison de France in der Schillerstraße 11 in 55116 Mainz unter Telefon 06131/2822919. Diese Nummer wählte auch die Hermeskeiler Französischlehrerin Ute Horf, denn dieses tolle Angebot wollte sie sich für ihre Schüler nicht entgehen lassen. Mit dem intensiveren Kennenlernen von Sprache und Kultur können spielerisch Vorurteile abgebaut werden und das Lernen wird vor lauter Spiel fast nicht bemerkt. So wurde es auch schon mal laut in der neunten Klasse, als Sandrine Fillon zu Besuch war. Das lag aber nicht an den Schülern, sondern am französischen Hard- Rock, den sie auf CD mitgebracht hat. Französische Zeitschriften half den Jugendlichen zudem zu sehen, wie man so lebt als junger Franzose. Durchgenommen wurde auch, was in Frankreich gerade so im Kino läuft oder wer gerade in der Hitparade ganz oben ist. Und plötzlich wurden das Land und seine Sprache richtig lebendig. "Das ist mal ein ganz anderer Unterricht, wirklich abwechslungsreich", meint Benedikt Hurt (16). Und Melanie Biwer (15) pflichtet ihm bei: "Gut, dass man mal gezeigt bekommt, wie der Alltag in Frankreich aussieht". Benedikt Rex (16) will jetzt sogar den Nachbarn im Westen häufiger einen Besuch abstatten und sich mit den Franzosen in ihrer Sprache unterhalten. "Nur etwas schnell reden die Franzosen schon", bedauert Matthias Adams (15).Viele Klischees widerlegt

Das System "France-Mobil" funktioniert vom Kindergarten bis zur Abiturklasse mit einem stets angepasstem Angebot. So haben die Sechstklässler der Erich-Kästner-Realschule gerade mal ein halbes Jahr Französisch. Und trotzdem verstanden sie alles, was Sandrine ihnen über Frankreich erzählte. Hier gab es Spiele, die sich erst kurz vor Ende der Schulstunde als Grammatikübung entpuppten. Auch Klischeevorstellungen wie "Die Franzosen trinken nur Rotwein und essen Baguette dazu" wurden korrigiert. Die "Europastunde" wurde aber noch überraschender. Die Polin Marta Miernik verblüffte ihre jungen Zuhörer mit Beispielen aus ihrem Heimatland, das bei manchen Zeitgenossen als "Land der Autodiebe" verschrieen ist. Wer hätte beispielsweise gewusst, das die berühmte Physikerin Marie Curie nicht Französin, sondern Polin war? Französischlehrerin Ute Horf hat an diesem Tag selbst viel für ihren eigenen Unterricht gelernt: "Die Fremdsprache kann man spielerisch vermitteln. Das werde ich jetzt verstärkt nutzen." Bis jetzt hat das "France-Mobil" an 82 Schulen in Rheinland-Pfalz und Hessen Station gemacht. In Hermeskeil nutzten über 70 Schüler diese besondere Unterrichtsform, die fast allen Mut machte, in Zukunft mehr auf Französisch zu parlieren.

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