"Wie viele Götter habt ihr?"

Das Bundesprojekt "Vielfalt tut gut" will Jugendlichen Werte wie Toleranz und Demokratie vermitteln. Nun führte es junge Menschen in das "German Palyul Center" nach Züsch.

 Jugendliche bei einer Meditationsübung im „German Palyul Center“ in Züsch. TV-Foto: Ursula Quickert

Jugendliche bei einer Meditationsübung im „German Palyul Center“ in Züsch. TV-Foto: Ursula Quickert

Hermeskeil-Züsch. Sie sitzen still im Schneidersitz, die Hände auf die Knie gelegt. Kein Ton ist im Raum zu hören, nur von draußen dringen die Geräusche von der Straße hinein, die sich mit Vogelgezwitscher mischen. Eine ungewohnte Erfahrung für viele der Jugendlichen, die an diesem Tag in das tibetisch-buddhistische Schulungszentrum nach Züsch gekommen sind. "Uns ist es wichtig, dass die Leute aus dem Dorf wissen, was hier passiert", sagt Javor Konstantinov, ein junger Bulgare, zu den Besuchern. Das Haus sei für alle offen. Besonders freuen sich die buddhistischen Schüler, wie sie sich nennen, dass sie zu der Veranstaltung viele Jugendliche aus Züsch willkommen heißen können. Und auf deren Lippen brennen viele Fragen: Wohnt ihr hier? Wie finanziert ihr euch? Habt ihr mehrere Götter? Manuela Martin-Dragiev erklärt, dass hier, im ehemaligen "Tannenhof", Schüler eines budd-histischen Mönchs ein Schulungszentrum aufbauen. Sie ist die Vorsitzende des Vereins, zu dem sich die Anhänger dieser Lehre im südwestdeutschen Raum zusammengeschlossen haben. Im so genannten Schreinraum erzählt sie von ihrer Religion und zeigt schließlich einige Meditationsübungen. Ganz still auf dem Boden zu sitzen, die Augen zu schließen und sich nur auf die Atmung zu konzentrieren - das ist für die meisten Jugendlichen ein ungewohntes Erlebnis. Dass es in dem Haus zudem keinen Fernseher gibt, wie ein Rundgang zeigt, ist für den 23-jährigen Dennis Lehnertz aus Züsch nur schwer vorstellbar: "Und wo guckt ihr dann die EM-Spiele?", fragt er ungläubig. Ziel ist nicht die Bekehrung zum Buddhismus

Doch trotz der vielen fremden Eindrücke wird deutlich, dass die Menschen, die sich hier treffen, alles andere als weltfremd sind. "Jeder, der Interesse hat, kann an unseren Meditationen teilnehmen. Aber unser Ziel ist es nicht, die Leute zum Buddhismus zu bekehren", stellt Martin-Dragiev klar. Konstantinov erzählt schließlich, dass noch immer Leute hierher kommen, die denken, das Gasthaus gebe es noch. Einige setzen sich sogar an die Tische vor dem Haus und warten darauf, bedient zu werden - was auch funktioniert. "Wir bringen ihnen dann Tee und Gebäck", sagt er und grinst. Erst dann merken die Besucher meist, dass hier statt einer Gaststätte eine gastfreundliche Glaubensgemeinschaft zu Hause ist. Deren Mitglieder ziehen das Fasten üppigen Mahlzeiten vor - und schauen sich hin und wieder auch gerne Fußballspiele an.

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