Wildschweine erschossen, Rotwild verendet

WEISKIRCHEN. Der Wildpark Rappweiler sorgt momentan für jede Menge Gesprächsstoff auf beiden Seiten der Landesgrenze. Das Wildschweingatter wurde aufgeschnitten, die entkommenen Schweine versetzten Besucher in Panik. Ein Kalb wurde an die Wildschweine verfüttert. Mehrere Tiere sind verendet. Es gibt harte Vorwürfe gegen Weiskirchens Bürgermeister Werner Hero.

 Der Wildpark Weiskirchen-Rappweiler war in letzter Zeit kein sicheres Pflaster für Rotwild.Foto: TV-Archiv/Jens Wolf

Der Wildpark Weiskirchen-Rappweiler war in letzter Zeit kein sicheres Pflaster für Rotwild.Foto: TV-Archiv/Jens Wolf

"Wirhatten Probleme, die aber jetzt nicht mehr bestehen." Kurt Meyer,Geschäftsführer der Hochwald-Touristik GmbH, hat bewegte Zeitenhinter sich. Der Wildpark Weiskirchen-Rappweiler war kurze Zeitgeschlossen - eine Zeit, während der in Weiskirchen die Hölle loswar. Meyer schildert im Gespräch dem TV die Ereignisse der letzten Wochen: "Unser Wildschweingatter wurde sabotiert. Die frei herumlaufenden Tiere haben natürlich den Besuchern und vor allem den Müttern mit kleinen Kindern einen enormen Schrecken versetzt." Die Polizei wurde alarmiert, der Wildpark muss momentan ohne Wildschweine auskommen. Die Tiere wurden erschossen.

"Das hat allerdings mit der Sabotage nichts zu tun", betont Meyer. "Wir hätten die Wildschweine aufgrund von tierseuchenrechtlichen Bestimmungen auf jeden Fall erschießen lassen müssen." Stichwort Schweinepest.

Das war jedoch nicht das einzige Problem im Wildpark Rappweiler. Fünf Stück Rotwild sind in den vergangenen Wochen tot aufgefunden worden. Ein verendetes Kalb landete auf der Speisekarte der mittlerweile erschossenen Wildschweine. "Das ist eine Angelegenheit der Kriminalpolizei geworden", sagt dazu Werner Hero, seit Oktober 2002 Bürgermeister von Weiskirchen.

Gegen Hero liegt eine Dienstaufsichtsbeschwerde vor. Absender ist Armin Groß aus dem Losheimer Ortsteil Waldhölzbach, der Interesse daran hat, den Wildpark selbst zu betreiben. Groß wirft Hero einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Er hat außerdem Strafanzeige gestellt: Der Bürgermeister von Weiskirchen soll verantwortlich sein für die "unhaltbaren Zustände im Wildpark."

"Zunehmende Verwahrlosung des Parks"

Welche unhaltbaren Zustände? In letzter Zeit seien mehrere Stück Rotwild im Wildfreigehege verendet, so Groß in seiner Dienstaufsichtsbeschwerde. "Diese Tiere sind verhungert oder durch Pilzerkrankungen nach dem Fressen von verfaultem Heu elendig verendet." Seit mehreren Monaten sei die Gemeinde durch ihn über die "zunehmende Verwahrlosung des Parks und der Tiere" informiert. Doch nichts sei geschehen.

"Diese Vorwürfe sind völlig aus der Luft gegriffen, es geht um einen persönlichen Racheakt", erklärt Bürgermeister Hero dem TV . Rache wofür? Hero: "Herr Groß hat sich darum beworben, den Park zu betreiben. Sein Konzept war gar nicht schlecht, aber er hat einen schlechten persönlichen Eindruck hinterlassen." Noch gibt es keine offizielle Absage an Armin Groß, aber "wir werden den Wildpark wohl selbst betreiben."

Die Vorwürfe gegen ihn sind nach Meinung des Bürgermeisters aus der Luft gegriffen, aber die toten Tiere sind Realität. Die Bewerbung von Armin Groß beruht darauf, dass sich die Gemeinde Weiskirchen und der bisherige Betreiber des Wildparks, die Jagdschule Seibt, getrennt haben.

Der Grund für diese Trennung waren die Missstände, für die Werner Hero sich nicht in der Verantwortung sieht, die aber dennoch existieren.

"Wir waren der Meinung, dass wir mit der Jagdschule Seibt einen fachlich qualifizierten Partner für den Park gefunden haben", so Hero. Um so überraschender sei das Auffinden von verendeten Tieren gewesen. "Eine von der Kreis-Veterinärbehörde angeordnete Sektion hat ergeben, dass in einem Fall eine Darmverschlingung die Todesursache war. Es ist aber auch festgestellt worden, dass das Tier unterernährt war und Mängel in der artgerechten Haltung vorlagen." Ein zweites totes Tier, ein fünf Monate altes Kalb, sei plötzlich verschwunden und dann im Wildschweingatter gefunden worden. "Da drängt sich doch die Vermutung auf, dass es beim Betreiber Unregelmäßigkeiten gibt." Die Folge war die Trennung.

Siegfried Seibt, Leiter der Jagdschule, macht eine "ungünstige Konstellation" für den Tod der Tiere verantwortlich. "Das Rotwild lebt mit sechs Wisenten in einem Gatter zusammen. Zusätzlich haben die Minusgrade der letzten Wochen die Situation verschärft." Seibt stimmt allerdings mit Hero darin überein, dass die Dienstaufsichtsbeschwerde von Armin Groß ein "Racheakt" ist, "weil er als Betreiber des Parks nicht zum Zuge gekommen ist".

Landratsamt wartet Ergebnisse ab

Im Landratsamt in Merzig wartet man jetzt noch zwei Dinge ab, bis eine Entscheidung über die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Werner Hero getroffen wird. "Das ist abhängig von der Stellungnahme des Bürgermeisters und dem endgültigen Ergebnis der veterinärmedizinischen Untersuchung", sagt Dezernentin Gabriele Anhalt-Wagner.

Solange dieses Ergebnis fehlt, bleibt die Situation unklar. "Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass nicht ordnungsgemäßes Füttern möglicherweise den Tod der Tiere verursacht hat. Andererseits ist auch nicht auszuschließen, dass die Tiere eines natürlichen Todes gestorben sind."

Touristik-Geschäftsführer Kurt Meyer betont, der Wildpark Weiskirchen-Rappweiler sei wieder geöffnet. "Der Eintritt ist frei. Vor allem Familien mit Kindern haben die Möglichkeit, die Wildtiere zu bestaunen ein bis zum Rotwildgehege zu wandern." Nur Wildschweine fehlen momentan.

Werner Hero spricht bereits von einem neuen Konzept. "Die Gemeinde wird selbst als Betreiber auftreten. Wir werden den Familien-Gedanken noch verstärken und einen Streichelzoo einrichten. Die Fläche wird natürlich beibehalten, aber die Anzahl der Tierarten soll verkleinert werden." Der Gemeinderat werde über das neue Konzept beraten.

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