"Wir haben schon sehr viel bewegt"

KELL AM SEE. Mit fast 80 Prozent der Stimmen haben die Keller am 13. Juni 2004 Markus Lehnen zu ihrem neuen Ortsbürgermeister gewählt. Im TV-Interview blickt der CDU-Politiker auf sein erstes Amtsjahr zurück.

Herr Lehnen, vor einem Jahr haben sie in Kell am See das Ruder übernommen. Hätten Sie sich ihre Aufgabe als Chef eines 2200-Einwohner-Orts so arbeitsintensiv vorgestellt, oder ist sie anstrengender als gedacht?Lehnen: Ich denke, es ist eine gesunde, aufregende Mischung zwischen viel Arbeit mit einer hohen Verantwortung und dem Spaß am Wirken, Koordinieren und Lenken. Denn hier in Kell am See ist immer was los. Wenn sie ihre selbst gesteckten Ziele betrachten: Haben Sie auf dem Weg dorthin schon viel erreicht oder hätten Sie sich selbst ein höheres Tempo gewünscht?Lehnen: Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht geglaubt, dass wir das, was wir jetzt schon erreicht haben, in so kurzer Zeit verwirklichen würden. Wir haben in diesem einem Jahr schon sehr viel bewegt, und zwar vor allem größere Dinge. Ich würde sagen: "Es hat geflutscht". Das ist natürlich nicht nur mein Verdienst, sondern wäre ohne die Unterstützung meiner Fraktion nicht zu schaffen gewesen. Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Projekte, die in Kell am See auf den Weg gebracht wurden?Lehnen: Ich habe immer gesagt, dass eine bessere Vermarktung des Gewerbegebiets "Im Grammert" mein primäres Ziel ist, weil dort das Geld der Gemeinde gebunden ist. Inzwischen haben wir eine 20 000 Quadratmeter große Fläche verkauft. Und die Aussichten sind gut, dass für den geplanten Bau einer Fotovoltaik-Anlage weitere 30 000 Quadratmeter hinzukommen. Das bedeutet, dass endlich Geld in die Kasse kommt - und zwar mehr, als wir ursprünglich im Haushalt eingestellt haben. Bei der schlechten finanziellen Situation der Ortsgemeinde mit einem Defizit von mehr als einer Million Euro sind diese Einnahmen sicher sehr willkommen.Lehnen: Natürlich. Wir reden ja hier von Einnahmen, die im günstigsten Fall mehr als 550 000 Euro betragen. Damit könnten wir endlich anfangen, unsere Schulden abzubauen. Um den Haushalt zu konsolidieren sind Mehreinnahmen aber nur die eine Seite. Genau so wichtig ist mir, dass wir in allen Bereichen unsere Ausgaben reduzieren. Bei mir steht deshalb jede Rechnung auf dem Prüfstand. Gab es noch weitere Erfolge? Lehnen: Der Bau eines Seniorenheims war zwar schon vor der Wahl ein wichtiges Thema. Aber auch hier sind wir von der Schnelligkeit, mit der dieses Ziel erreicht wurde, fast überrollt worden. Der Einsatz von Bürgermeister Werner Angsten, der ja zugleich Vorsitzender des DRK-Ortsverbands ist, war natürlich sehr wichtig. Als Ortsgemeinde können wir aber für uns in Anspruch nehmen, dass wir die notwendigen Voraussetzungen für den Bau des Seniorenheims, beispielsweise den Kauf des Grundstücks "Am Herrenmarkt" schnellstmöglich umgesetzt haben. Wir haben also unseren Teil dazu beigetragen, dass im September der Spatenstich erfolgen kann. Sie wollten sich aber nicht nur für die Senioren, sondern auch für die Jugend im Dorf einsetzen.Lehnen: Das ist richtig. Ich bin auch zuversichtlich, dass wir bald mit dem Bau einer Skater-Anlage im Dorfpark "Dumpert" beginnen können. Das Konzept dazu steht bereits. Allerdings steht noch die Zustimmung der Kommunalaufsicht aus. Im "Messflur" werden wir zudem schon bald einen neuen Bolzplatz einweihen. Und ein zweiter im Ort ist in Planung. In welchem Bereich sehen sie derzeit den größten Handlungsbedarf in Kell am See?Lehnen: Mein Problem ist, dass ich derzeit keinen einzigen gemeindlichen Bauplatz zu verkaufen habe. Deshalb ist ein Neubaugebiet in Kell am See so wichtig. Davon hängt die Infrastruktur des Dorfes und die Zukunft von Kindergarten und Schule ab. Es gab zwar schon Vorarbeiten, kurzfristig realisierbar ist ein Neubaugebiet aber nicht. Trotzdem ist es mein Wunsch, dass noch in dieser Legislaturperiode die ersten Häuser stehen. Sie haben gesagt, dass sie keine Angst davor haben, anzuecken. Sind sie in diesem ersten Jahr schon oft angeeckt?Lehnen: Das kommt zwar bestimmt. Bisher bin ich aber noch mit keinem zusammengerauscht. Mit meiner Devise, dass ein ehrliches "Nein" besser ist als ein geschustertes "Ja", bin ich bisher gut gefahren. Mir ist aber auch klar, dass ich bei all den großen Projekten die vielen Kleinigkeiten nicht vergessen darf. Die liegen den Leuten nämlich oft mehr am Herzen. Wie ist nach dem spektakulären Machtwechsel das Verhältnis zur SPD-Opposition?Lehnen: Abgesehen von einigen kleineren Auseinandersetzungen ist die Zusammenarbeit da. Die SPD hat bei unseren großen Projekten ordentlich und produktiv mitgewirkt. Ich habe auch kein Problem damit, gute Ideen von der SPD aufzugreifen. Ehrlich gesagt, ist da aber noch nicht viel gekommen. Klar ist aber, dass wir im Gemeinderat nicht für die CDU oder die SPD, sondern fürs ganze Dorf und alle Bürger arbeiten sollten. S Mit Markus Lehnen sprach TV-Redakteur Axel Munsteiner

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