"Wir können niemanden einsperren"

Der tragische Tod der vermissten Anneliese Schmitt ist immer noch das große Gesprächsthema in Kell am See. Vor allem die Frage, wie die 82-Jährige unbemerkt aus dem Altenheim verschwinden konnte, wird häufig gestellt. Der Träger des Hauses, der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes, hat dazu auf TV-Anfrage Stellung bezogen.

Kell am See/Mainz. Auch eine Woche nachdem aus den schlimmsten Befürchtungen traurige Gewissheit wurde, berührt der Tod von Anneliese Schmitt viele Menschen im Hochwald. Anders als im Fall der vermissten Seniorin Veronika Hapfelmeier (76) aus Leiwen, die vorgestern nach 40 Stunden lebend gefunden wurde, endete die Suche nach der demenzkranken und hilfsbedürftigen Seniorin in Kell bekanntlich mit einem tragischen Fund. Die 82-Jährige konnte am vorigen Mittwoch knapp zwei Wochen nach ihrem Verschwinden aus dem DRK-Altenheim im Hochwaldort nur noch tot geborgen werden (der TV berichtete). "Es gab kein Fremdverschulden, und wir müssen davon ausgehen, dass sie noch in der Nacht vom 14. auf den 15. September gestorben ist", informierte Monika Peters, Sprecherin des Trierer Polizeipräsidiums, gestern über den Stand der Dinge. Doch wie und warum konnte die aus Trier stammende Seniorin aus dem Keller Altenheim weglaufen? Diese Frage hat der TV dem Träger der Einrichtung, dem Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), gestellt. Laut Hans-Peter Schmitt hat die demenzkranke 82-Jährige, die einen Tag vorher in das Keller Seniorenzentrum gekommen und dort in die Kurzzeitpflege aufgenommen worden war, "das Heim verlassen, ohne dass es jemand bemerkt hatte. Das Haus hat mehrere Ausgänge, die nicht überwacht werden", sagt der Leiter für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK. Keineswegs sei es aber so, dass Kontroll-Mechanismen nicht gegriffen hätten oder sogar die Aufsichtspflicht vernachlässigt wurde, betont Schmitt. Er weist darauf hin, dass nach dem Verschwinden der Frau "sofort die Polizei alarmiert wurde, die dann alle weiteren Maßnahmen ergriffen hat". So sehr sich die Mitarbeiter aber auch in Zukunft darum bemühen würden, für die Hilfsbedürftigen Sorge zu tragen, könne es in der Praxis "immer wieder vorkommen, dass jemand das Haus verlässt, ohne bemerkt zu werden", sagt Schmitt. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass das Seniorenzentrum in Kell "ein offenes Haus ist und keinen geschlossenen Pflegebereich hat". Der DRK-Sprecher weist darüber hinaus nachdrücklich darauf hin, "dass wir die Bewohner auch gar nicht einsperren dürften. Denn freiheitsentziehende Maßnahmen können nur durch Gerichtsbeschluss erwirkt werden."

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