"Mittlerweile können mein Ex-Mann und ich wieder ganz vernünftig miteinander reden", sagt Teresa Kochems. Das war nicht immer so. Jahrelang führte sie mit ihrem geschiedenen Mann einen Rosenkrieg. Mittendrin stand die Tochter. "Wir waren total zerstritten, und es war nervenaufreibend", sagt auch Markus Kochems rückblickend. Gespräche bringen die Wende

Die Wende brachte während einer Gerichtsverhandlung der Vorschlag von Helmut Mencher, Direktor des Amtsgerichts Hermeskeil. Er bot den Kochems einen Termin in der Lebensberatungsstelle Hermeskeil an. Das Ziel: außergerichtlich, mithilfe von Pädagogen und Psychologen, gute Lösungen zu finden. "Während der Beratung ist bei mir das Erwachen gekommen, dass es in erster Linie um unsere Tochter geht", sagt Teresa Kochems heute. Ihr sei klar geworden, dass sie und ihr Ex-Mann miteinander reden müssten, um weiterhin Eltern sein zu können. Trotz unterschiedlicher Meinungen, trotz der Wunden, die noch heilen mussten. Markus Kochems war anfangs wenig begeistert von den Gesprächen, "die man mir aufgedrückt hat". "Man muss sehr kompromissbereit sein, und das bin ich normalerweise nicht", sagt er. Aber er machte mit. Heute sagt er, dass er in Zukunft Probleme über die Beratungsstelle klären möchte. Dank der Kooperation hat die Tochter der Kochems weiterhin Vater und Mutter, die gemeinsam Sorge für ihre Zukunft tragen. Helmut Mencher: "Das Gefühl, dass wir es schaffen, Eltern und Kinder in ein System zu bringen, ist viel befriedigender, als nur eine juristische Lösung zu finden." Die klassische richterliche Entscheidung einzelner Streitpunkte führe in vielen Fällen nicht zu einer dauerhaften Konfliktlösung. "Es ist besser, wenn Familiengerichte den Eltern helfen, ihre Elternverantwortung wahrzunehmen und gemeinsam Lösungen für das Kind zu erarbeiten", sagt der Amtsdirektor. "Erst wenn Eltern keine Lösungen finden, oder das Kindeswohl gefährdet ist, trifft das Gericht an Stelle der Eltern Entscheidungen." Marita Krist, Leiterin der Erziehungs-, Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle Hermeskeil, sieht ihre Aufgabe darin, Eltern in der schwierigen Konfliktsituation zu unterstützen, sie ihre Autonomie als Eltern behalten zu lassen und sie wieder miteinander ins Gespräch zu bringen. Krist: "Für eine gesunde Entwicklung ist eine Beziehung zu beiden Elterneilen wichtig." Nach drei Jahren ziehen Marita Krist und Helmut Mencher eine positive Bilanz: Beide Professionen lernen voneinander und ergänzen sich - zum Wohl der Kinder. "Wir sitzen auf den Stühlen der Kinder", sagen beide. Helmut Mencher und Marita Krist arbeiten im Arbeitskreis Trennung/Scheidung des Landkreises Trier-Saarburg mit. Der Arbeitskreis hat sich zum Ziel gesetzt, alle bei Trennung und Scheidung beteiligten Professionen zu vernetzen und Eltern in ihrer gemeinsamen Verantwortung zu stärken.