"Wir waren einfach zu tief"

HINZERT-PÖLERT. Mathilde Müller, Bürgermeisterin der Doppelgemeinde im Hochwald, war die Pilotin des Segelflugzeugs, das am Sonntag auf dem Flugplatz in Neumagen abgestürzt ist (der TV berichtete). Mittlerweile geht es der erfahrenen Segelfliegerin wieder gut. Gestern sprach sie mit dem TV über den Absturz.

"Ich bin nicht schwer verletzt worden, es gab nur einige Blutergüsse an den Beinen." Mathilde Müller klingt so wie immer - ruhig, mit Bedacht und Präzision formulierend. Die 50-jährige Bürgermeisterin fliegt seit mehr als 20 Jahren Segelflugzeuge und ist seit 1986 Lehrerin für Segelflug im Luftsportverein Neumagen-Dhron.Es war am Sonntagabend, ein Start wie viele andere vorher. Das Segelflugzeug, in dem Mathilde Müller und ihr 47-jähriger Flugschüler Reinhard Habichtsberg saßen, sollte von einer Motormaschine auf die geplante Flughöhe von 500 Metern geschleppt werden.Doch schon viel früher klinkte Mathilde Müller das Schleppseil aus und brach damit den Aufstieg ab. Sie flog stattdessen eine Rechtskurve und wollte den Segler wieder landen. Dieser berührte jedoch mit der rechten Tragfläche den Boden und stürzte ab."Wir hatten beide Schmerzen im Rücken und blieben deshalb den Sicherheitsmaßnahmen im Segelflug entsprechend im Cockpit sitzen, bis der Notarzt uns das Aussteigen erlaubte", sagt die fliegende Bürgermeisterin. Sie wurde gestern aus dem Krankenhaus entlassen. Flugschüler Habichtsberg wird noch stationär versorgt, doch auch seine Verletzungen seien nicht schwer, versichert er im TV -Gespräch.Warum hat Mathilde Müller das Schleppseil so früh gelöst? "Das war keineswegs ein Versehen, sondern eine eindeutige Entscheidung von mir als verantwortlicher Flugzeugführerin", betont sie und kritisiert damit den Wortlaut einer Mitteilung der Pressestelle der Polizeidirektion Wittlich. Darin hieß es wörtlich: "Als man am Ende der Startbahn eine Höhe von etwa zwanzig Metern erreicht hatte, klinkte die Fluglehrerin das Schleppseil vermutlich zu früh aus. Als sie dies bemerkte, versuchte sie, eine Rechtskurve fliegen, um wieder zu landen."Landung aus ungewohnter Position

"Das ist totaler Unsinn", sagt Mathilde Müller. "Ich habe das Seil bewusst gelöst, weil ich sicher war, dass wir über eine Baumreihe, in deren Richtung uns der Startvorgang führte, nicht hinübergekommen wären." Deshalb habe sie den Aufstieg abgebrochen und eine "Landung aus ungewohnter Position" versucht. "Diese ist leider misslungen."Reinhard Habichtsberg stützt diese Sichtweise. "Es steht mir als Flugschüler gar nicht zu, diese Situation zu bewerten", sagt der 47-Jährige, der bisher fünf Flugstunden absolviert hat. "Obwohl es eine Routinesituation war, ist sie durch eine Verkettung nicht vorhersehbarer Umstände außer Kontrolle geraten. Frau Müller trifft nicht die geringste Schuld."Mathilde Müller ergänzt: "Ich habe schon viele Starts in diese Richtung gemacht, und niemals gab es Probleme mit der Baumreihe hinter der Startbahn. Doch dieses Mal waren wir einfach zu tief. Ich wollte nicht mehrere Leben riskieren und habe deshalb ausgeklinkt."Dietmar Wagner ist Ausbildungsleiter im Luftsportverein Neumagen-Dhron und war am Sonntag Flugleiter. "Starts über die Baumreihe gibt es schon, seit es diesen Flugplatz gibt", sagt er. "Der Schlepperpilot hat ausgesagt, der Anstieg über die Baumreihe sei kein Problem gewesen."Mathilde Müller hat die Freude am Fliegen nicht verloren. "Natürlich werde ich wieder aufsteigen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort