Wirtschaftsförderer geht, Gesellschaft ist geplatzt

HERMESKEIL. Wirtschaftsförderer Dirk Meier hört im April 2004 auf, die Verbandsgemeinde-Verwaltung wird seine auf zwei Jahre befristete Stelle nicht verlängern. Der Hermeskeiler Gewerbeverband (HGV) erhebt harte Vorwürfe gegen den Diplom-Kaufmann aus Trier.

Im April 2002 startete das Projekt Wirtschaftsförderung mit viel Optimismus und hohen Zielen. Als erste Verbandsgemeinde im Landkreis hatte Hermeskeil über die Beantragung einer AB-Maßnahme beim Arbeitsamt die auf zwei Jahre befristete Stelle des Wirtschaftsförderers eingerichtet. Die Verwaltung übernahm den nicht vom Arbeitsamt getragenen Teil der Personalkosten.Man entschied sich für den zum damaligen Zeitpunkt 38-jährigen Dirk Meier - fachlich ein Experte, aber völlig neu im Hochwald. Während seiner zweijährigen Dienstzeit sollte er das Modell einer Wirtschaftsförderungsgesellschaft entwickeln, deren Stapellauf für April 2004 geplant war - mit Dirk Meier als Geschäftsführer.Heute ist von diesem Konzept nichts mehr übrig. Meier muss nach Ablauf seiner beiden Jahre als ABM-Kraft gehen. "Ich habe meiner Auffassung nach meine Arbeit gemacht", sagt Meier. "Mit dieser Entwicklung habe ich nicht gerechnet." Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft landet ebenso wie die vor zwei Jahren vom HGV geplante Marketing GmbH im Ordner "geplant, aber geplatzt". Was auch Bürgermeister Michael Hülpes als Dienstherr bestätigt: "Es gibt keine Chance für die Gründung einer solchen Gesellschaft zum geplanten Zeitpunkt. Wir sind vor zwei Jahren mit der Annahme gestartet, dass sich Bedarf und Möglichkeiten im Lauf der Zeit einstellen würden. Das ist nicht geschehen. Ich kann auch kein Geld herbeizaubern."Vor diesem Hintergrund nimmt der Gewerbeverband den Noch-Wirtschaftsförderer ins Kreuzfeuer der Kritik. Heute Abend wird sich der HGV im Hermeskeiler Hotel Erbeskopf treffen. Punkt 6 der Tagesordnung: "Aufhebung der Zusammenarbeit mit VG-Wirtschaftsförderer Dirk Meier".Der HGV-Vorsitzende Markus Porten findet deutliche Worte: "Es wurde viel geredet und eindeutig zu wenig getan. Viele Gewerbetreibende sind unzufrieden und enttäuscht. Wir können keine Aktivitäten erkennen, manche Firmen warten heute noch auf einen ersten Besuch von Herrn Meier." Deshalb habe der Vorstand die Aufhebung der Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsförderer beschlossen - sechs Monate, bevor sein Vertrag ohnehin ausläuft."Die Chemie hat nicht gestimmt"

Es hat nie funktioniert zwischen Dirk Meier und dem Gewerbeverband, und das hat auch dem Dienstherrn überhaupt nicht gefallen. "Die Chemie hat nicht gestimmt", sagt Bürgermeister Hülpes. "Ich habe immer gesagt, dass Wirtschaftsförderung nur mit dem HGV und nicht gegen oder ohne ihn ablaufen kann." Zentraler Kritikpunkt des Gewerbeverbands sei die Bestandspflege: der regelmäßige Kontakt mit den Händlern und Unternehmen. "Ich stimme dem HGV in diesem Punkt zu", sagt Michael Hülpes.Die Bestandspflege hat nicht gestimmt - und weil sie laut Hülpes "an erster Stelle stehen muss", nutzt es auch nichts, dass auf Dirk Meiers Leistungs-Konto die erfolgreiche Hochwald-Gewerbeschau 2003, der Internet-Auftritt der Verbandsgemeinde, die Image-Broschüre der Stadt Hermeskeil und einige kleinere Projekte und Aktionen stehen. "Ich sehe und honoriere die Leistungen von Herrn Meier in diesen Bereichen sehr wohl. Das ändert aber nichts an dem Spannungsverhältnis mit dem HGV und dem Problem der Bestandspflege." Die Geschichte habe auch gute Seiten. Man müsse den "Qualifizierungs-Aspekt" berücksichtigen: "Herr Meier hat in seiner Dienstzeit hier viel gelernt und konnte sich auch gezielt fortbilden."Dirk Meier wirkt im TV -Gespräch betroffen. Es gibt keinen lauten Widerspruch, keinen Zorn. "Es war mir bewusst, dass die Bestandspflege als Problem empfunden wird", sagt er ruhig. "Ich habe deshalb ein Konzept entwickelt. Aber da diese Bestandspflege zu den unverbindlichen Aufgabe ohne Termindruck gehört, musste ich sie nach hinten schieben, wenn andere, konkrete Aufgaben wie die Image-Broschüre erledigt werden mussten." Nichtsdestotrotz "hat es Kontakte und Gespräche mit Unternehmern gegeben. Es gibt aber immer einen, mit dem man noch nicht gesprochen hat, und der sich darüber beschweren kann."Der Angriff des HGV kommt für Meier unerwartet. "Ich hatte nie einen unangenehmen Wortwechsel mit Herrn Porten." Wie geht es ab April 2004 weiter? "Ich habe keine Pläne in der Tasche. Ich hätte nicht gedacht, dass es so kommen wird."

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