Wissen, was mit dem Körper los ist

HERMESKEIL. Die Entwicklung von Körperbewusstsein und die Akzeptanz der eigenen Person standen im Mittelpunkt der Mädchennacht in Hermeskeil, die von der Schwangerenkonfliktberatung des Diakonischen Werks angeboten wurde.

Die Pubertät verlangt einem jungen Menschen und seiner Umgebung einiges ab. Der Mädchen-Aktionstag bot den Teilnehmerinnen zwischen 10 und 13 Jahren viele Möglichkeiten, zuzuhören und in mehreren Workshops selbst aktiv zu werden.Tanz als "gelebte Körperlichkeit"

Die anfängliche Scheu ist schnell überwunden. Fasziniert blicken die Mädchen auf die Bewegungen von Tänzerin Gabriele Deisenhofer. Das Tanzen zu orientalischer Musik scheint ansteckend zu sein. Die Mädchen beginnen, die rhythmischen Bewegungen nachzuahmen, und trauen sich am Ende sogar, einen Tanz vor Publikum aufzuführen. "Hier lernen die Mädchen, ihren Körper so anzunehmen wie er ist. Orientalischer Tanz ist mehr als nur eine Modeerscheinung. Es ist gelebte Körperlichkeit", sagt die Workshop-Leiterin. Während sich zehn junge Frauen der Musik hingeben, sitzen andere Teenager gespannt im Kreis und lauschen den Worten von Doro Müller, die über Sexualität und Verhütung redet. Alle interessieren sich brennend für den Inhalt des mitgebrachten so genannten Verhütungskoffers. "Da hat man wenigstens was gelernt", resümiert Sabrina am Ende. "Alles ist wichtig zu wissen. Man will ja nicht plötzlich schwanger werden." Ihre Lehrer schätzt sie als zu scheu ein, um wirkliche Aufklärungsarbeit zu leisten. Janine nimmt kein Blatt vor den Mund und fragt, was sie bewegt: "In der Gemeinschaft kann ich besser über solche Themen reden. Meine Eltern sind zwar offen, aber da schämt man sich so." Auch die Workshops Styling und Kosmetik waren sehr gefragt, auch wenn sie nicht unbedingt den emanzipatorischen Anspruch hatten. "Denn es ist für die Jugendlichen sehr wichtig, zu wissen, wie sie sich während der Pubertät pflegen können, und dass sie mit Frisuren und Make-up ausprobieren können, was zu ihrem Typ passt", so die Kursleiterin Ulrike Kann. Im Workshop Fotografieren drehte sich alles um Porträtfotos, und auch eine Kreativ-Modenschau gehörte zum Angebot der Mädchennacht.Keinem Barbiemodell hinterher jagen

Wie kam dieser Aktionstag zustande? "Immer mehr Minderjährige suchen die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatungsstelle des Diakonischen Werkes auf", weiß Beraterin Hilde Hammel. Ein Grund für die Experten, mehr Präventionsarbeit zu leisten. Die Mädchennacht wurde in monatelanger Arbeit konzipiert, erstmalig in Wittlich durchgeführt und machte jetzt Station in Hermeskeil. "Die zentralen Themen sind Körperlichkeit, Sexualität und Selbstwahrnehmung", sagt Hilde Hammel. Dass Mädchen wissen, was los ist mit ihrem Körper und sich so akzeptieren, wie sie sind - das ist für die beiden Organisatorinnen Hilde Hammel und Doro Müller das Ziel. "Es geht uns darum, dass Mädchen nicht ungewollt schwanger werden und nicht verzweifelt einem Barbiemodell hinterher jagen."

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