Wo Huckleberry Finn glücklich wäre

GUSENBURG. (kat) Draußen herum flitzen, Staudämme und Häuser im Wald bauen, auf Bäume klettern: Kindheitsträume, die für Ann-Sophie, Johannes und Jonathan in Gusenburg Wirklichkeit sind. Obendrein ist der Familienvater Jörg Clemens Förster und leitet die Waldjugendgruppe.

"Sie müssen unbedingt schreiben, dass Marcus Stoll mein Trompetenlehrer ist", sagt Johannes (9). "Und unseren netten Nachbarn Alfred, der immer mit uns Fahrrad fährt, müssen sie erwähnen", wünscht Ann-Sophie (8). Und, und, und … Die aufgeweckte Rasselbande der Familie Clemens treibt sich meistens und am liebsten draußen herum und kennt das ganze Dorf. Ganz Gusenburg ist ihr Spielplatz. Jonathan (11) liebt es, nachdem er im Hermeskeiler Gymnasium gebüffelt hat, Häuser aus Stöckchen im Wald zu bauen. Die kleine Schwester kurvt gerne mit ihrem Drahtesel auf den wenig befahrenen Seitenstraßen herum. Johannes rümpft die Nase bei dem Gedanken, in einer Stadt zu leben.Zu Schule und Sport nur ein Katzensprung

Vor zehn Jahren haben Jörg und Gabriele Clemens ein Grundstück gesucht. Vergeblich in ihrem Heimatort Hermeskeil. "Es gab nichts, was uns gefallen hat", sagt die dreifache Mutter und Hausfrau. In Gusenburg wurden sie fündig. Und: Das Hochwalddorf erfüllte die Bedingung, dass Kindergarten und Grundschule vor Ort sind. Jörg Clemens ist Förster und hat die kommissarische Revierleitung des Forstreviers Gusenburg. Seine Frau managt den Haushalt und das Familienleben. "Die Arbeit ist gut zu bewältigen, weil die Kinder viele Dinge hier alleine erledigen können und viel draußen sind", sagt die 36-Jährige, die sich in der Frauengemeinschaft engagiert. Johannes und Ann-Sophie gehen zu Fuß zur Grundschule. Auch der Weg zu den Übungsstunden auf dem Tennisplatz oder im Musikverein ist für die Drei ein Katzensprung."Ähnlich wie die Pfadfinder"

Begeistert nehmen die Clemens-Kinder auch an der Waldjugendgruppe Gusenburg teil, die ihr Papa seit sechs Jahren leitet. "Es ist eine waldbezogene Jugendarbeit, ähnlich wie die Pfadfinder", sagt Jörg Clemens. Einmal in der Woche treffen sich 20 Acht- bis 16-Jährige, spielen, basteln und singen im örtlichen Gruppenraum, oder sie treffen sich unter freiem Himmel. "Der Grundgedanke ist, Kindern und Jugendlichen das Leben in der Natur näher zu bringen", sagt der 36-jährige Förster. Dabei helfen Pflegeeinsätze. "Wir haben beispielsweise eine Trockenrasenfläche entbuscht", sagt Clemens, Müll gesammelt, Äpfel geerntet oder das Wasser des Engbachs untersucht. "Es macht riesig Spaß, Bäume durch hohes Gras zu ziehen oder mit Axtscheren und Handsägen zu arbeiten", sagt Jonathan und strahlt. Für Familie Clemens gibt es viele Gründe, in Gusenburg zu leben, aber vor allem lieben sie die Nähe zur Natur.

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