Wo Wild das Revier unsicher macht

HERMESKEIL/KELL AM SEE. 752-mal hat es im vorigen Jahr insgesamt im Hochwald gekracht, zwei Kollisionen endeten tödlich. Das sind die beiden wichtigsten Zahlen der Unfallbilanz fürs Jahr 2006, die die Hermeskeiler Polizeiinspektion jetzt vorgelegt hat.

Wie für die gesamte Region Trier, so gilt auch für den Hochwald: Auf den Straßen rund um Hermeskeil und Kell am See ist es im Jahr 2006 sicherer geworden. 752 Unfälle zählte die Polizeiinspektion (PI) Hermeskeil im vorigen Jahr, das sind 84 weniger als 2005.Mildes Wetter macht Straßen weniger gefährlich

Siegfried Agostini, Leiter der PI, macht für diese positive Entwicklung vor allem zwei Faktoren verantwortlich: "Der Rückgang der Unfallzahlen hat einmal etwas mit unseren verstärkten Präventionsmaßnahmen zu tun. Zum anderen spielt aber natürlich auch die Witterungslage eine Rolle." Anders als in früheren Jahren, in denen sich gerade im Hochwald schon im November der Winter mit Schnee und Eis meldete, gab es diesmal in den beiden letzten Monaten des Jahres 2006 nur an ganz wenigen Tagen problematische Straßenverhältnisse, die zwangsläufig ein größeres Unfallrisiko bedeuten. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass bei den Kollisionen im Hochwald wieder mehr Tote und Schwerverletzte zu beklagen sind. Verlor im Jahr davor "nur" ein Mensch sein Leben, so erlagen 2006 zwei Unfallopfer ihren Verletzungen. Im Juli starb ein 17-jähriger Mofafahrer, der im Hermeskeiler Industriegebiet "Grafenwald" von einem abbiegenden Laster erfasst wurde.Zwei tödliche Kollisionen in Hermeskeil

Im November wurde bei einem Frontalzusammenstoß mit einem anderen Auto ein älterer Mann auf der B 52 vor der Hochwaldkaserne getötet. Während es in der Rubrik Schwerverletzte eine Steigerung von 32 im Jahr 2005 auf nunmehr 38 gab, blieb die 2006er-Zahl der "Leichtverletzten" mit 83 exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Wichtig ist für Agostini und Sachbearbeiter Franz Kuhn auch die Feststellung, dass es im 233 Kilometer langen Straßennetz, für das sie zuständig sind, weiterhin keine so genannte Unfallhäufungsstelle gibt. Davon sprechen Verkehrsexperten, wenn es an einer Stelle fünf gleichartige Unfälle gibt. "Noch vor sieben Jahren hatten wir davon sechs. Wir konnten also diese gefährlichen Passagen in Zusammenarbeit mit der Straßenmeisterei und der Unfall-Kommission des Kreises entschärfen", betont Agostini. Als Beispiel nennt er das Aufstellen des Stopp-Schildes an der Einmündung am Ortsausgang von Kell am See im Bereich der Tankstelle in die Hunsrückhöhenstraße (B 407) vor einigen Jahren. Für die Polizei gibt es aber auch mehrfachen Grund zum Kummer. "Unfallflucht bleibt weiter ein großes Problem", sagt Sachbearbeiter Bernd Horras. 107 Fälle hat er 2006 gezählt, von denen 45 aufgeklärt werden konnten (siehe auch Hintergrund). "Trotz verstärkter Überwachung und Kontrollen", so Agostini, hat sich zudem die Zahl der Unfälle, bei denen Alkohol und Drogen mit im Spiel waren, von 13 (2005) auf 19 erhöht. Raserei macht zunehmend Probleme

Als "besonders eklatant" bezeichnen die Beamten schließlich die Tatsache, dass zu hohe Geschwindigkeit 2006 insgesamt 89-mal die entscheidende Unfallursache war. 2005 wies die Bilanz in dieser Kategorie "nur" 49 Fälle auf. Eins bleibt aber im Revier der Hermeskeiler Polizei unverändert: Die gefährlichste Gruppe sitzt nicht etwa hinter dem Steuer, sondern sie lebt im Wald. 280-mal kam es 2006 zur Kollision zwischen Mensch und Tier. Zwar hat es damit im Vergleich zum Jahr 2005 insgesamt 48 Wildunfälle weniger gegeben. "Es sind aber immer noch viel zu viele, und wir können von Glück sagen, dass es bisher dabei noch keine Toten oder Schwerverletzten gegeben hat", sagt Agostini. Deshalb will die Hermeskeiler Polizei nun die Initiative ergreifen, um dem Problem besser Herr zu werden. "Wir haben ein Konzept für eine gezielte Neubeschilderung entwickelt", sagt Kuhn. Er ist der Auffassung, dass die bislang häufig anzutreffenden "Global-Warnschilder, auf denen zum Beispiel der Zusatz ,auf acht Kilometer' steht, nichts bringen, weil sie beim Autofahrer keine Aufmerksamkeit erzeugen". Vielmehr will die Polizei an den neuralgischen Punkten neue Schilder aufstellen, die beispielsweise durch Reflektoren besonders auffällig gestaltet werden. Das könnte etwa auf der B 407 für den Parkplatz "Hungerschacht" kurz hinter Kell gelten, wo es laut Kuhn 2006 "auf einer Strecke von 200 Metern 15 Wildunfälle gab". Besondere Vorsicht ist für Autofahrer auch auf dem kurzen Abschnitt zwischen der Felsenmühle und der Abfahrt nach Reinsfeld, zwischen Abtei und Malborn oder auf der L 148 zwischen Bescheid und Beuren geboten.

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