Wo sind sie hin, all die Jahre?

HERMESKEIL. (urs) Mit Tochter und Bruder, drei Enkeln und drei Urenkeln hat die waschechte Hermeskeilerin Maria Mattes ihren 100. Geburtstag gebührend gefeiert.

 Zum 100. Geburtstag ihrer Mutter Maria Mattes sind Tochter Lidwina Schneider samt Enkeln und Urenkeln angereist sowie Peter Barthen, der 93-jährige Bruder der Jubilarin. TV-Foto: Ursula Schmieder

Zum 100. Geburtstag ihrer Mutter Maria Mattes sind Tochter Lidwina Schneider samt Enkeln und Urenkeln angereist sowie Peter Barthen, der 93-jährige Bruder der Jubilarin. TV-Foto: Ursula Schmieder

Nur ja keinem zur Last fallen. Dieses Ziel scheint Maria Mattes mit 100 Jahren mehr denn je am Herzen zu liegen. Daher ist sie froh, sich nach wie vor selbst helfen zu können. Sie kocht selbst, geht einkaufen und erledigt sogar den Hausputz in den eigenen vier Wänden. Nur das Fensterputzen lässt die 100-Jährige mittlerweile bleiben. In diesem Punkt konnte sich Tochter Lidwina Schneider durchsetzen, ihr bis auf ein verlorenes Baby einziges Kind. Von Euskirchen aus telefoniert Schneider täglich mit ihrer Mutter, die sie auch regelmäßig besucht. Allerdings wäre es ihr wohler, wenn sie sie täglich in ihrer Nähe wüsste sowie der der drei Enkel und drei Urenkel. Dass die Jubilarin mit 100 Jahren noch so rüstig ist, verdankt sie den täglichen gymnastischen Übungen. Mit 93 Jahren ging die Mitbegründerin des Hermeskeiler Kneipp-Vereins sogar noch regelmäßig zur Seniorengymnastik. Wäre sie damals nicht gefallen, wäre sie wohl noch heute dabei. Doch so begnügt sie sich seither, im Sessel sitzend, mit ihren täglichen Beweglichkeitsübungen: "Wenn ich die nicht machen würde, könnte ich mich gar nicht mehr bewegen." Geboren am 26. Februar 1907 hat die Seniorin die Schrecken zweier Weltkriege erlebt. Mit dem ersten verbindet sie vor allem die Sorge um den Vater. "Was haben wir Kinder da gebangt", erinnert sie sich. Als der zweite Weltkrieg begann, war sie 31 Jahre alt und mit ihrem vor mehr als 40 Jahren gestorbenen Mann Matthias verheiratet. Die Kriegszeit ist ihr bis heute gegenwärtig. Angst und bang sei ihnen damals gewesen. Mit Tochter Lidwina und einigen Verwandten lebte sie sogar zeitweise im Wald. "Wir hatten uns eine Hütte gebaut, und erst als einer kam und sagte, die Amis sind da, sind wir heim", erinnert sich ihre Tochter. Wenn sie heute ihr Leben Revue passieren lässt, scheint es Maria Mattes manchmal, "als wenn das gar nicht gewesen wäre". Dann frage sie sich schon mal, "wo sind die 100 Jahre hin gegangen?" Dabei war sie niemals untätig, sondern immer aktiv. Wenn sie in einem Verein war, engagierte sie sich auch im Vorstand. Heute beschränkt sich die unermüdliche Seniorin, die im Alter von 60 Jahren noch schwimmen lernte, auf den Hermeskeiler Mundartklub. Unter den Gratulanten ist auch Siegfried Kiesselmann, Landesvorsitzender des "Kneipp-Bundes" Rheinland-Pfalz. Der Hermeskeiler überreicht seiner Vereinskollegin für deren mehr als 30-jährige Mitgliedschaft die "Sebastian Kneipp-Ehrenmedaille in Gold" und würdigt ihre Selbstdisziplin und ihr jahrelanges Engagement im Verein und für andere. Für die gesamte Kneipp-Bewegung wie auch für die Stadt sei sie "ein lebendiger Beweis dafür, dass in der Zurücknahme der eigenen Person die Kraft für große Aufgaben liegt". Sie sei eben ein "richtiges Hermeskeiler Urgestein und Original", findet Verbandsbürgermeister Michael Hülpes.

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