Zerfer Betriebe bangen um Kunden

Zerf · Wegen der Dauerbaustelle im Ort klagen Geschäftsleute über sinkende Umsätze. Dass sie trotz Straßensperrungen weiterhin erreichbar seien, komme bei den Gästen nicht an. Sie fordern mehr Engagement von der Gemeinde.

 Obwohl Schilder an den Ortseingängen darüber aufklären, dass die Zerfer Ortsmitte weiterhin erreichbar ist, bleiben viele Kunden fern. TV-Foto: Christa Weber

Obwohl Schilder an den Ortseingängen darüber aufklären, dass die Zerfer Ortsmitte weiterhin erreichbar ist, bleiben viele Kunden fern. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Zerf Elke und Achim Moßmann betreiben seit 22 Jahren die Pizzeria Bistro Oase in der Henterner Straße in Zerf. Bislang hat ihnen der Ausbau der Ortsdurchfahrt wenig Probleme bereitet. Seit Mitte Mai läuft jedoch der zweite von sechs Bauabschnitten (siehe Grafik) - und der hat es in sich. "Wer zu uns will, muss jetzt insgesamt neun Kilometer Umweg in Kauf nehmen. Das macht keiner lange mit", klagt Achim Moßmann. Die Ortsdurchfahrt ist nun an der Einmündung zur Henterner Straße voll gesperrt. Die Durchfahrt von einem Ortsende zum anderen und das Abbiegen in Richtung Hentern sind nicht mehr möglich. Für die Moßmanns ist das ein großes Problem: "Wir haben viele Gäste aus dem Saarland, die nicht so ortskundig sind. Die finden einfach den Weg zu uns nicht mehr." Die offiziellen Umleitungen führen über die B 268 und Baldringen oder über die B 407 und Greimerath. Sorgen der Betriebe Bei Susan Siebenborn und Peter Mertes-Siebenborn liegt die Baustelle jetzt direkt vor der Tür. Auch die Betreiber des Landgasthauses Winzerpost bekommen die Verunsicherung ihrer Kunden bereits zu spüren. "Die Leute haben Panik, dass sie nicht mehr in den Ort rein- oder rauskommen", sagt Susan Siebenborn. Einige Stammgäste aus dem Saarland blieben bereits fern. Seit Beginn der Arbeiten sei die "Laufkundschaft zu 90 Prozent weggebrochen". Die Umsatzeinbußen könne man "eine Weile aushalten. Aber irgendwann geht einem die Puste aus". Dabei seien alle Betriebe erreichbar, betont Peter Mertes-Siebenborn: "Jeder kommt auf vernünftigen Wegen bis zur Ortsmitte. Zerf ist nicht von der Welt abgeschnitten." Problem mit Beschilderung Ein Problem, sagen die Gastronomen, sei die schlechte Beschilderung im Ort. Den Kunden sei nicht klar, ob und wie sie die Geschäfte erreichen könnten. "Eine bessere Beschilderung wäre eine große Hilfe", findet auch Carina Klos-Naumann von der Metzgerei Klos. Sie sieht die Ortsgemeinde am Zug: "Sie will ja, dass die Geschäfte im Ort bleiben. Dann muss sie ihnen auch durch diese schwierige Phase hindurchhelfen." Die Straße müsse ohne Frage erneuert werden. "Aber dabei sollten alle Hand in Hand arbeiten." Kritik an Ortsgemeinde Bislang fühlten sich die Betriebe von der Gemeinde "im Stich gelassen", sagt Elke Moßmann. Jeder suche selbst nach einer Lösung, weil "sonst gar nichts passieren würde". Die Moßmanns haben inzwischen eigene Hinweisschilder bestellt, um ihren Kunden den Weg zu weisen. Theo Hasse, Inhaber der Diana Apotheke, meldet sich stellvertretend für den Kreis der Gewerbetreibenden zu Wort. Er kritisiert, die Gemeinde habe bislang "keinerlei Maßnahmen" getroffen, um über Umleitungen im Ort und Parkmöglichkeiten zu informieren. Es könne nicht sein, dass sich die Betriebe darum selbst kümmern müssten. Dies sei Aufgabe der Gemeinde, die über Amtsblätter auch die Nachbarkommunen auf die Erreichbarkeit der Zerfer Ortsmitte hinweisen müsse. Der "Informationsmangel" führe zur "Existenzgefährdung des ansässigen Gewerbes", das auch das Umland mit versorge. Die Geschäftsleute kritisieren auch die Abstimmung zwischen Verbandsgemeinde-Werken, Landesbetrieb Mobilität (LBM) und Baufirmen. Die Poststraße, in der die Werke Kanäle erneuern, sei nur auf Drängen der Betriebe vor Beginn des neuen Bauabschnitts einigermaßen befahrbar gemacht worden, sagt Hasse. Die Poststraße sei aktuell die einzige Verbindung von einem Ortsende zum anderen. Im Amtsblatt habe jedoch kürzlich gestanden, sie sei für die Durchfahrt nicht geeignet. "Es muss jemand die Leitung übernehmen und die Betroffenen regelmäßig informieren", fordert Susan Siebenborn. Zweifel an Vollsperrung Die Moßmanns üben auch Kritik am LBM. Sie bezweifeln, dass ein Absperren der Henterner Straße bis Ende September notwendig ist. "Warum lässt man nicht zumindest eine Seite offen, bis an der Einmündung tatsächlich gearbeitet wird?", fragt Elke Moßmann. Das sagt der LBM Bei einem Gespräch mit den Gewerbetreibenden Ende April seien viele Probleme besprochen worden, teilt der LBM auf Anfrage mit. Im Bereich der Henterner Straße würden Kanäle erneuert, die die Straße "vollständig kreuzen". Durch die notwendigen Gräben bleibe nicht genug Fahrbahn übrig. Wo möglich, wolle man den "Verkehr so lange wie möglich aufrecht erhalten". Aus technischen Gründen gebe es aber "keine Alternative zur Vollsperrung". So reagiert der Ortschef "Es ist für alle eine schwierige Situation. Aber wir sind dabei, Lösungen zu finden, die allen gerecht werden", sagt Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD). So werde es demnächst eine "definitive Regelung" für die Poststraße geben, die auch den stark belasteten Anliegern dort entgegenkomme. Laut Ortschef soll die jetzige "Schotterpiste" asphaltiert und der Verkehr per Ampelschaltung geregelt werden. Einer Beschilderung im Ort werde sich die Ortsgemeinde "nicht verweigern - sofern es im Rahmen unserer Möglichkeiten liegt", sagt Engelhardt. Dies müsse man auch mit den Baufirmen abstimmen. Laut Ortschef gibt es inzwischen alle 14 Tage ein Treffen mit allen beteiligten Akteuren auf der Baustelle. "Dazu sind alle betroffenen Anlieger eingeladen, um dringende Themen zu besprechen." KommentarMeinung

Schilderproblem sofort angehenEine Großbaustelle mitten im Ortskern zerrt auf Dauer an den Nerven aller Betroffenen. Will man die Auswirkungen der langen Straßensperrungen so gering wie möglich halten, dann geht das nicht ohne ständigen Dialog. Nur, wenn man um die Probleme und Sorgen der Anlieger weiß, kann man sie auch abschalten oder zumindest einen Weg suchen, wie sich die Situation verbessern lässt. Und die Betriebe können ihre Kunden nur bei der Stange halten, wenn ihnen wichtige Informationen zum Stand der Arbeiten, der Sperrungen und Umleitungen auch weitergegeben werden. Daran hapert es in Zerf offenbar. Die Gewerbetreibenden haben nun deutlich hörbar Alarm geschlagen. Darauf sollte die Ortsgemeinde jetzt schnell reagieren und das direkte Gespräch suchen. Mit dem Herrichten der Poststraße ist ein Anfang gemacht. Ein zweites Problem ist klar benannt: die dürftige Beschilderung im Ort. Auch hier lässt sich per Koordination durch die Ortsgemeinde sicher ein besseres Ergebnis für alle erzielen, als wenn jeder sein eigenes Hinweisschild aufstellt. Um das umfassend zu besprechen, wäre eine baldige Versammlung mit Gemeindevorstand und Gewerbetreibenden sicher der beste Weg. c.weber@volksfreund.deExtra: ZWEI MONATE IM RÜCKSTAND

Die Zerfer Ortsdurchfahrt soll bis Ende 2018 in sechs Abschnitten erneuert werden (siehe Grafik links). 2016 hatte die Baufirma angekündigt, möglicherweise schon Mitte 2018 fertig zu sein. Inzwischen steht fest, dass schon der erste Bauabschnitt länger gedauert hat als geplant. Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) sollen nun in einem Zug der zweite und dritte Bauabschnitt bis Ende September 2017 erledigt werden. Statt der erhofften zweiwöchigen habe man eine zweimonatige Winterpause einlegen müssen. Unter anderem deshalb hingen die Arbeiten "gegenüber der Idealplanung cirka zwei Monate hinterher", teilt der LBM mit. Einen Teil der Verzögerungen wolle die Baufirma dadurch "aufholen", dass sie bis Ende September mit mehr Personal ein 40 Meter langes Stück des vierten Bauabschnitts bis zur Poststraße miterledigt. So werde die Sperrung dieses Abschnitts verkürzt. Apotheke und Ärzte seien aus Richtung Trier früher wieder anfahrbar.

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