Zwei Friedhöfe, aber ein gemeinsamer Wunsch

ZÜSCH. Es ist eine Begräbniskultur, die in dieser Form in der Region inzwischen einmalig ist. In Züsch gibt es (noch) zwei konfessionell getrennte Friedhöfe. Allerdings wollen sowohl evangelische als auch katholische Kirche die beiden Ruhestätten möglichst schnell an die Zivilgemeinde abgeben.

Die Zeiten heftiger Streitereien unter den christlichen Glaubensgemeinschaften sind heutzutage zwar erfreulicherweise überwunden. Auch sind Schulbesuch oder eheliche Partnerschaft nicht mehr von der Konfession abhängig. Doch wenn in Züsch ein Mensch stirbt, dann ist die Frage nach der Glaubenszugehörigkeit immer noch von großer Bedeutung. Während nämlich die evangelischen Einwohner ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in der Hermeskeiler Straße finden, werden die Katholiken im Dorf hinter der Pfarrkirche St. Antonius begraben. Das ist in Züsch seit altersher so.Friedhöfe gehören der Kirche

Anders als in den meisten anderen Orten ist im Hochwaldort nicht die Kommune Träger der Friedhöfe, sondern diese gehören nach wie vor der Kirche. Das allein ist aber noch nicht das Besondere an den letzten Ruhestätten in Züsch. Immerhin gibt es im Hochwald noch in Lampaden und im Neuhüttener Ortsteil Muhl katholische Friedhöfe. "Dass aber in Züsch die Friedhöfe konfessionell getrennt sind, ist in unserer Gegend einzigartig", betont der Hermeskeiler Standesbeamte Wolfgang Nellinger. Eine solche Trennung zwischen Protestanten und Katholiken habe es früher nur noch in Hermeskeil gegeben. Als dort jedoch die Zivilgemeinde die Friedhöfe übernahm, sei bereits Ende der 60er Jahre der evangelische Friedhof geschlossen worden, so Nellinger weiter. Doch warum gibt es in Züsch eigentlich zwei kirchliche Friedhöfe? Die Antwort ist einfach. Anders als im übrigen Hochwaldraum, wo die Bevölkerung überwiegend katholisch blieb, führten die Grafen von Hunolstein in Züsch schon sehr früh die Reformation ein. Es gab also bereits seit dem späten 16. Jahrhundert eine sehr starke evangelische Kirchengemeinde im Dorf. Diese legte schon früh an der Kirche einen eigenen Friedhof an, dessen Standort irgendwann in der Folgezeit verlegt wurde. "Es gibt aber keinen historischen Befund, wann das war", sagt Pfarrer Peter Sorg. Das konfessionelle Kräfteverhältnis änderte sich in Züsch erst, als mit dem Aufstieg der Eisenindustrie im 18. Jahrhundert viele katholische Wallonier als Hüttenarbeiter in den Hochwald kamen. Probleme und Reibereien konnten da kaum ausbleiben. "Es war eine Zeit der Profilierung, und es gehörte sicher zum Selbstbewusstsein der Konfessionen, einen eigenen Friedhof zu haben", blickt der katholische Pastor Clemens Grünebach zurück. Deshalb richteten auch die Katholiken Ende des 18. Jahrhunderts hinter ihrer Kirche einen Friedhof ein.Strenge Scheidung gibt es nicht mehr

Inzwischen gehört dieser Konkurrenzkampf der Vergangenheit an. Eine strenge konfessionelle Scheidung gibt es auch in Züsch nicht mehr. Sorg betont vielmehr, "dass wir hier inzwischen eine sehr lebendige Ökumene haben". Und dazu zählt auch, dass beispielsweise auf dem evangelischen Friedhof einige Katholiken neben ihren Angehörigen begraben sind. "Diese Beerdigungen habe auch ich in meiner Amtszeit schon gemacht", so Grünebach. Und noch etwas eint die zwei Kirchengemeinden: Sie drückt seit geraumer Zeit dasselbe Problem. Auf beiden Friedhöfen geht die Zahl der Beisetzungen nämlich immer weiter zurück. Auf katholischer Seite liegt das in erster Linie daran, dass sich die Neuhüttener Gemeindemitglieder nicht mehr in Züsch, sondern ganz überwiegend auf dem kommunalen Friedhof im Nachbarort beerdigen lassen. Die Protestanten haben hingegen damit zu kämpfen, dass die Zahl ihrer Gemeindemitglieder rückläufig ist. Waren früher zwei Drittel der Züscher evangelisch, so liegt der Anteil derzeit nur noch bei einem Drittel. Weniger Beisetzungen bedeuten für die beiden Kirchen aber sinkende Einnahmen, während die Unterhaltungskosten hoch bleiben. Den Satz von Grünebach, "dass wir uns den Friedhof finanziell nicht mehr leisten können", kann deshalb auch Sorg unterschreiben. Aus diesem Grunde sind die beiden Kirchengemeinden inzwischen an die Zivilgemeinde herangetreten. Sie soll möglichst bald die Trägerschaft für die beiden Friedhöfe übernehmen. Die Gespräche diesbezüglich sind zwar noch im Gange. "Prinzipiell sind wir zu einer Übernahme aber bereit", betont Ortsbürgermeister Hermann Bernardy. Allerdings knüpft die Kommune diese Zusage an mehrere Bedingungen. Zum einen "müssen die Friedhöfe in einem übernahmefähigen Zustand sein. Da gibt es noch eine Mängelliste, die abgearbeitet werden muss", so der Gemeindechef. Zum anderen fordert die Kommune, dass der Grund und Boden, auf dem sich die Friedhöfe befinden, in ihr Eigentum übergeht.

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