Zwei weitere weiße Riesen

Das Reinsfelder Windrad-Quartett an der A 1 erhält Zuwachs: Unweit der Raststätte "Hochwald" werden wahrscheinlich 2009 zwei weitere Anlagen - eine auf kommunalem Gelände, eine auf einem Grundstück der Kirchengemeinde - aufgestellt.

 „Hier kommt eins hin“: Der Reinsfelder Ortsbürgermeister Rainer Spies zeigt den Standort für das Windrad, das auf einem Grundstück der Kirchengemeinde aufgestellt werden soll. Jenseits der Autobahn kommt eine weitere Anlage zu dem schon bestehenden Quartett auf kommunalem Gelände hinzu. TV-Foto: Axel Munsteiner

„Hier kommt eins hin“: Der Reinsfelder Ortsbürgermeister Rainer Spies zeigt den Standort für das Windrad, das auf einem Grundstück der Kirchengemeinde aufgestellt werden soll. Jenseits der Autobahn kommt eine weitere Anlage zu dem schon bestehenden Quartett auf kommunalem Gelände hinzu. TV-Foto: Axel Munsteiner

Reinsfeld. Dass die weißen Riesen irgendwann kommen würden, war schon lange klar: Bereits seit Jahren steht fest, dass auf der Gemarkung Reinsfeld der Bau von zwei weiteren Windrädern genehmigungsfähig ist. Im Raumordnungsplan der Region Trier sind diese zusätzlichen Vorrangflächen ausgewiesen.

Die Ankunft der weißen Riesen hatte sich aber beträchtlich verzögert. Der Grund: Der ursprüngliche Investor "Provento" meldete Insolvenz an. Nach einigem Hin und Her seien die Rechte nun an die "Net GmbH" in Trier verkauft worden, erläutert Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD). Dem Betreiber hat der Gemeinderat inzwischen einstimmig die Erlaubnis erteilt, die Räder aufzustellen.

Mindestens 17 000 Euro sollen pro Jahr fließen



Windkraftanlagen blasen willkommenes Geld in die kommunale Kasse. Auf dem Grund und Boden der Ortsgemeinde wird jenseits der Autobahn ein weißer Turm mit einer Nabenhöhe von 105 Metern stehen. "Mindestens 17 000 Euro", so Spies, kann die Gemeinde pro Jahr als Pachteinnahmen verbuchen. Besonders hervorzuheben sei, "dass dieses Angebot unabhängig davon gilt, ob die Anlage 2009 schon steht", sagt der SPD-Politiker. Spies betont zudem: "Wir wollten bewusst der katholischen Kirchengemeinde etwas Gutes tun." Als Standort für das zweite Windrad nämlich ist ein Grundstück im Kirchen-Besitz diesseits der A 1 vorgesehen.

Noch nicht sicher ist, ob sogar ein drittes Rad in Reinsfeld platziert wird. Die Gemeinde bemüht sich darum, "weil es uns natürlich darum gehen muss, unsere Einnahmesituation weiter zu verbessern", wie Spies betont. Die dafür ins Visier genommene Stelle liegt aber zu dicht an der Autobahn. "Die vorgeschriebenen Abstände zu klassifizierten Straßen sind in der Zwischenzeit geändert worden", erläutert Spies. Man werde aber mit dem Wirtschaftsministerium des Landes noch das Gespräch suchen, um eine Lösung dieses Problems zu finden, kündigt er an.

Aus Sicht der Verbandsgemeinde gibt es keine Einwände gegen die Aufstellung der beiden Reinsfelder Räder. "Die Standorte sind ja nicht nur im regionalen Raumordnungsplan ausgewiesen, sondern sie sind schon seit längerem auch im VG-Flächennutzungsplan festgelegt", betont Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). Er gehe aber davon aus, "dass dies auf absehbare Zeit die letzten Anlagen sind, die in der VG aufgestellt werden". Zwar hatte in der Vergangenheit insbesondere die Gemeinde Beuren darum gekämpft, ebenfalls Windkraftstandort zu werden. Dieser Versuch, der auch vor Gericht ausgetragen wurde, war jedoch vergeblich. Neue Vorstöße hält Hülpes für nicht erfolgversprechend. Denn: "Ich sehe derzeit keine Bereitschaft bei der regionalen Planungsgemeinschaft, den Raumordnungsplan wieder zu öffnen, damit neue Anlagen gebaut werden können".

Meinung

Nur auf den ersten Blick ungerecht

Auf den ersten Blick mag es ungerecht erscheinen: Beuren bekommt trotz jahrelanger Bemühungen kein einziges Windrad zugestanden, obwohl der verschuldeten Gemeinde diese Einnahmen gut zu Gesicht gestanden hätten. Reinsfeld hat schon vier Anlagen, ist ohnehin finanziell besser gestellt und darf sich jetzt sogar durch neue weiße Riesen auf einen zusätzlichen Geldregen freuen. Beide Fälle kann und darf man aber nicht miteinander vergleichen: Über den Sinn oder Unsinn der einst doch wohl eher willkürlich gesetzten Grenzen lässt sich zwar trefflich streiten. Fakt ist jedoch: Im Gegensatz zu Beuren liegt Reinsfeld nicht in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück. Anders als der Nachbar befindet sich Reinsfeld also nicht im Tabu-Gebiet, das im Raumordnungsplan festgelegt ist. Vielmehr war von Anfang an klar, dass Reinsfeld weitere Räder aufstellen darf. Es ist verständlich, dass es außer in Beu ren noch manch andere Gemeinde gibt, die eine Ungleichbehandlung beklagt, weil sie zwar von Windrädern umringt ist, selbst jedoch leer ausgeht. Aber: Mit dem mühsam gefundenen Kompromiss, wo sich in der Region Räder drehen dürfen, hat der Raumordnungsplan den Deckel auf ein Fass gemacht. Es wieder zu öffnen und damit möglicherweise dem Wildwuchs der Windkraftanlagen beziehungsweise der viel zitierten "Zerspargelung der Landschaft" Vorschub zu leisten, kann nicht der richtige Weg sein. a.munsteiner@volksfreund.de

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