Zweigstellen auf der Streichliste

GEISFELD/RASCHEID. Die Volksbank Hochwald wird zum 1. Juni 2006 ihre Filialen in Geisfeld und Rascheid schließen. Das kündigte der Vorstand des Kreditinstituts am Mittwoch an.

Wenn Volksbank-Kunden aus Geisfeld und Rascheid heute ihren Briefkasten öffnen, finden sie dort eher unerfreuliche Post vor. In einem Brief werden sie darüber informiert, dass die Volksbank Hochwald zum 1. Juni 2006 die jeweils halbtags geöffneten Filialen in beiden Dörfern mit der Hauptgeschäftsstelle in Hermeskeil "zusammenlegt". Das bedeutet: Die beiden Zweigstellen werden geschlossen. "Das war für uns keine leichte, aber eine konsequente Entscheidung", betonten die Vorstandsmitglieder Gerhard Holbach, Hans-Werner Philipp und Horst Rauber im Gespräch mit dem TV. Kleine Filialen immer schlechter ausgelastet

Die Gründe für die Schließung entsprechen den allgemeinen Erklärungsmustern. "Angesichts der veränderten Kundenwünsche und aus wirtschaftlicher Sicht ist die Zusammenlegung erforderlich", sagt Holbach. Da auch die Kunden der Volksbank Hochwald verstärkt auf individuelle Beratung setzen, sich an EC-Automaten rund um die Uhr selbst bedienen und vermehrt die Möglichkeiten des Online- und Home-Bankings nutzen, seien sie zunehmend unabhängiger von den Öffnungszeiten der Bank-Filialen. "Das bedeutet, dass die Frequenz und Auslastung gerade in den Kleinstgeschäftsstellen wie Rascheid oder Geisfeld nachlässt", erklärt Holbach die Notwendigkeit, die sich aus Sicht des Bankvorstands für die "Anpassung der Filialstruktur" ergibt.Keine Kündigung geplant

Auf zwei Feststellungen legt der Bankvorstand jedoch ausdrücklich Wert: Erstens werde keinem Mitarbeiter gekündigt, versichert Holbach. Heinz Haupenthal, der bislang beide Geschäftsstellen in Personalunion leitet, werde Mitte 2006 in den Ruhestand gehen. Zweitens: "Wir sind weiterhin so selbstbewusst zu sagen, dass wir die Bank der kurzen Wege sind", so Holbach weiter. Man sei sich zwar bewusst, dass die Entscheidung vor allem für einige ältere Kunden aus Rascheid und Geisfeld "eine neue Situation" bedeutet. Für die meisten Leute in den Dörfern sei der Weg nach Hermeskeil angesichts des normalen Einkaufsverhaltens aber "leicht überwindbar", glaubt Holbach. Von einem Rückzug aus der Fläche könne keine Rede sein. Denn auch nach dem ersten Abbau von Filialen nach der Fusion mit der Raiffeisenbank im Jahr 2003 sei die Volksbank weiterhin mit zehn Geschäftsstellen im Hochwald präsent. "Damit unterhalten wir immer noch eines der dichtesten Filialnetze in der Region."Vermehrte Beratung zu Hause angekündigt

Die Nähe am Kunden wolle man beibehalten, sagt Holbach. Dazu gehöre auch, dass die Kunden aus Rascheid und Geisfeld ihre Kontonummern behalten und die Volksbank ihren mobilen Service verstärkt, "so dass unsere Mitarbeiter auf Wunsch die Kunden auch zu Hause beraten", versprechen die Vorstandsmitglieder der Bank. Der Rascheider Ortsbürgermeister Andreas Ludwig zeigt jedoch wenig Verständnis für die Schließungs-Pläne: "Das ist eine traurige Sache, die mich kolossal ärgert. Die kleineren Orte scheinen die Leute in den Vorstandsetagen von Banken nicht mehr zu interessieren", lautet seine erste Reaktion. Etwas moderater beurteilt Ludwigs Amtskollege aus Geisfeld die Situation. "Heute muss man auf alles vorbereitet sein. Die Schmerzgrenze ist mittlerweile sehr hoch geworden", sagt Theo Palm. Er sehe den Abzug der Bank zwar mit einem "weinenden Auge", da vor allem die älteren Leute im Ort ihren Ansprechpartner in der Nähe verlieren. "Wir haben aber als Dorf leider keine Möglichkeit, uns gegen solche Entscheidungen zu wehren. Das war auch bei der Post nicht anders", sagt Palm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort