Zwischen Kuchen und Kurbelwellen

ZERF. An den Osterfeiertagen herrscht regelmäßig "Ausnahmezustand" in Zerf. Dann packt ein ganzes Dorf mit an, um dem Motorsport-Klub zu helfen, während der Oster-Rallye ein würdiger Gastgeber für fast hundert Teams und viele Zuschauer zu sein.

Karfreitag in Zerf, einen Tag vor dem "Tag X". In der Trierer Straße weisen große Hinweistafeln auf das große Ereignis hin, die Osterrallye. Ein ganzes Dorf hat sich auf "seine" Gäste eingestellt. Die Zerfer Osterrallye, mit der traditionell die Rallyesportler im Südwesten Deutschlands ihre Saison eröffnen, wirft ihre Schatten voraus. "Es ist einfach toll, wie die Leute hier mitziehen, auch wenn sie keine besondere Beziehung zum Motorsport haben. Es geht ihnen einfach darum, gute Gastgeber zu sein und dem Namen der Gemeinde Ehre einzulegen", sagt Rallye-Leiter Andreas Annen, der in diesen Tagen mit seinen Helfern alle Hände voll zu tun hat. Viele Zerfer stellen den Motorsportlern ein Stück Wiese, einen Parkplatz vor oder hinter dem Haus oder sogar vor der eigenen Garage zur Verfügung. Kostenlos, versteht sich. Im Zerfer Industriegelände wird es in den späten Nachmittagsstunden allmählich ernst. Technische Abnahme der Fahrzeuge, die Mitglieder des rührigen Zerfer Motorsport-Klubs, die zuvor schon viele Kilometer zwischen Zerf, Hentern, Baldringen und Paschel mit Trassierband abgesperrt haben, haben alles für die technischen Kommissare vorbereitet. Die schauen den Teilnehmer-Autos akribisch unter die Haube, ob auch alles dem Reglement entsprechend seine Richtigkeit hat. Währenddessen tummeln sich in Zerfer Küchen und Wohnzimmern unzählige fleißige Hände, damit am Ostersamstag die Bewirtung in der Ruwertalhalle "steht". Am Samstag dann drohen die Tische in der Halle unter der Last der selbst gebackenen Kuchen zusammen zu brechen - Kuchen und Kurbelwellen in trauter Gemeinsamkeit. Doch die Helfer kommen nicht nur aus Zerf selbst. Für viele ist es Ehrensache, dabei zu sein und zu helfen. Die freiwilligen Feuerwehren aus Zerf, Heddert, Saarburg, Pellingen und Schillingen haben "aufgeschirrt", stellen Mensch und Material zur Verfügung, sorgen für die notwendige Sicherheit für Teilnehmer und Zuschauer. Das Gleiche gilt für die Männer und Frauen vom DRK-Ortsverein oder vom THW Saarburg. Die Fans haben längst die besten Plätze ausgemacht. Die steil ansteigende Brunnenstraße im Ortsteil Oberzerf wird am Samstag zum Nadelöhr, dort muss jeder durch, der sich oberhalb des Dorfes einen guten Platz sichern will, um die Schotterprüfungen zu sehen. Wer das Dorf hinter sich gelassen hat, der erlebt die "Formel 1 des kleinen Mannes" pur. Vor allem aus dem angrenzenden Saarland haben viele Zuschauer den Weg nach Zerf gefunden, denn die Veranstaltung zählt zur saarländischen Rallye-Meisterschaft. Alles läuft friedlich, ruhig und geordnet ab. Randale oder auch die Verschandelung der Natur mit Müll sind den Motorsportfreunden fremd. Abends steigt dann in der Halle die große Rallye-Fete. Dann findet zwischen Pokalen und Urkunden die Verbrüderung von Einwohnern und Gästen statt. Dann endlich hat auch Andreas Annen wieder etwas Zeit zum Durchschnaufen: Radio und Fernsehen berichten von der Zerfer Osterrallye, Annen betreute die Teams. Ein großer Tag für ein nicht ganz so großes Dorf mit einer großartig funktionierenden Gemeinschaft.

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