Zwischen Waldweiler und Kabul

WALDWEILER. Der 53-jährige Stabsfeldwebel der Reserve, Bernd Gubernator, kehrte von seinem ersten halbjährigen Auslandseinsatz in Afghanistan in den Hochwald zurück. In der Ruhe Waldweilers tankt er wieder auf, ehe er im September zu einem weiteren Einsatz in Kabul aufbrechen wird. Gubernator wurde eigens von der Bundeswehr Heeresführung (G5) in Koblenz für den überaus gefährlichen Einsatz angefordert.

Nach zwölf Jahren Dienstzeit als Stabsbootsmann der Marine hat sich Bernd Gubernator in seinem Heimatort Waldweiler der Reservistenkameradschaft angeschlossen und Wehrübungen zu seinem Hobby erkoren. Seine herausragenden Leistungen und seine erstklassige Einstellung hatten sich bis in die Führungsspitze der G5 in Koblenz herum gesprochen. Gubernator entsprach genau dem Profil, nach dem die Personalabteilung der Bundeswehr suchte. Da er dazu im Zivilberuf noch Medizintechniker ist, ist er für den Auslandseinsatz in Afghanistan geradezu prädestiniert. "Als der Anruf kam, habe ich sofort zugesagt", sagt Gubernator. Die Bundeswehr ist gemeinsam mit der CIMIC (Civil Military Corporation) rund um die afghanische Hauptstadt Kabul mit der Wiederherstellung der Infrastruktur im Bereich des Schul- und Gesundheitswesens beauftragt. Mit insgesamt 16 000 Soldaten lebte Gubernator im "Camp Warehouse" nahe Kabul. Von der Operationsbasis aus führte Gubernator seine zahlreichen gefährlichen Aufträge im Inneren des Landes aus. "Jeder Schritt kann der letzte sein, denn überall ist noch alles vermint", berichtet Gubernator. Rund um die Uhr sah er Bilder des Grauens, bewegte sich dort, wo nie ein Fernsehsender drehen würde und versuchte immer, seine Emotionen im Griff zu haben und deeskalierend zu wirken. "Kabul ist ein riesiger Schrotthaufen aus Kriegsmaterial", beschreibt er die Hauptstadt. Die Krankenhäuser befänden sich in katastrophalem Zustand, und die dort nicht vorhandene Hygiene kann er nicht in Worte fassen. Über den legendären Khyber-Pass führen die Erkundungsfahrten ins Landesinnere. Mit einem Ärzteteam und mit dem Dolmetscher Nader, einem in der ehemaligen DDR ausgebildeten Oberst der afghanischen Armee, besuchte der Stabsfeldwebel Stämme in den Bergen, die noch wie im 19. Jahrhundert leben. "Nur der Stammesfürst, der Malek, hat dort das Kommando", berichtet Gubernator. Ohne Gastgeschenk für den Malek gehe fast nichts. Dem Malek zu verdeutlichen, dass alle Frauen von einem Arzt untersucht werden sollen und dabei ihren Schleier ablegen müssen, ist teilweise nur mit Waffenpräsenz zu realisieren. "Den Stammesfürsten konnte man mit Geschenken bestechen, aber die Männer im Bergdorf waren dagegen", schildert er. Während eine Ärztin die Frauen in einem geschlossenen Zelt nach Krankheiten untersuchte, wollten die Männer das Sanitätszelt stürmen. Nur die mahnenden Worte des " Malek" an sein männliches Volk und militärische Strategie verhinderten des Öfteren eine Katastrophe. Mit den aus seiner Sicht vielen positiven Erfahrungen ist Gubernator nach Waldweiler zurückgekehrt und hält sich bei seiner Reservistenkameradschaft fit, denn ab September beginnt sein nächster halbjähriger Einsatz in Afghanistan.

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