Kommunalreform in der Verbandsgemeinde Kell am See: Drei Kreuze und ihre möglichen Folgen

Kell am See · Der Bürgerentscheid zur Gebietsreform am 26. März könnte fatale Konsequenzen für die Ortsgemeinde Kell im Hochwaldhaben. Das fürchten die Politiker vor Ort. Sie warnen davor, dass sich ihr Dorf bei den laufenden Fusionsgesprächen ins Abseits stellt.

 Ort der Entscheidung: Im Keller Rathaus werden die Bürger der Ortsgemeinde am 26. März über gleich zwei Fragen zur Kommunalreform abstimmen. TV-Foto: Christa Weber

Ort der Entscheidung: Im Keller Rathaus werden die Bürger der Ortsgemeinde am 26. März über gleich zwei Fragen zur Kommunalreform abstimmen. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Die Bürger der Ortsgemeinde Kell am See haben es am Sonntag, 26. März, in der Hand. Wenn sie ihre Kreuze beim Bürgerentscheid zur Kommunalreform setzen, stellen sie damit die Weichen für den weiteren Weg ihrer Gemeinde. Zur Abstimmung steht die Frage einer Bürgerinitiative, ob der Ort in die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil wechseln und mit dieser eine neue VG Hochwald bilden soll. Zusätzlich sollen die Bürger beantworten, ob nicht stattdessen die Ergebnisse der laufenden Fusionsgespräche mit der VG Saarburg abgewartet werden sollen, bevor sich der Ort Kell festlegt. Gibt es für beides eine Mehrheit, soll eine Stichfrage entscheiden.

Frage zwei geht auf einen Beschluss des Keller Gemeinderats zurück. Dessen Vertreter befürchten, dass bei einem möglichen Votum für den Wechsel nach Hermeskeil für ihren Ort und für die Verbandsgemeinde schwerwiegende Konsequenzen drohen.

Rückendeckung erhalten sie von Werner Angsten, dem langjährigen Bürgermeister der VG Kell. Er sei selbst Keller Bürger und habe sich in seiner Amtszeit stets für den Erhalt der Verbandsgemeinde eingesetzt, betont Angsten. Er sehe nun gefährdet, was die 13 Ortsgemeinden in 48 Jahren gemeinsam entwickelt hätten. Dieses "Gesamtgefüge" stehe "sehr gut da" und müsse nach einer Fusion in der neuen Einheit "unbedingt weiterbestehen", sagt der frühere VG-Chef. "Würde ein Ort wie Kell dieses Gefüge verlassen, würde es um ein Wesentliches zurückgeworfen." Auch die "wirtschaftliche Dynamik" würde dadurch geschwächt.

Beim Verschmelzen zweier Räume müsse für beide "ein Plus" herauskommen, betont Angsten. "Unsere Strukturen gehen in der VG Saarburg am besten auf, nicht mit Hermeskeil." Jeder dieser Räume könne dabei seine Besonderheit bewahren: "Den Hochwald nimmt uns niemand weg."

Laut Verbandsbürgermeister Martin Alten (CDU) gehen die Fusionsgespräche mit Saarburg weiter, auch wenn in Kell eine Mehrheit der Bürger für Hermeskeil stimmen sollte. Schließlich gebe es für diese Gespräche einen einstimmigen VG-Ratsbeschluss, dem zwölf von 13 Ortsgemeinden zugestimmt hätten. Für den Ort Kell aber würde dies bedeuten, dass er bei den Verhandlungen "außen vor" bliebe: "Kell würde sich selbst vom Spielfeld schieben, bevor die Beratungen richtig begonnen haben."

Wenn ein Fusionsvertrag ausgehandelt sei, gehe dieser zur Abstimmung in die Ortsgemeinden, sagt Alten. Auch hier wäre Kell dann an ein mögliches Bürgervotum für Hermeskeil gebunden und müsste "nicht mehr gefragt" werden.

Letztlich müsse das Land das Fusionsgesetz und einen Alleingang der Ortsgemeinde Kell absegnen. Dazu werde es nicht kommen, ist Werner Angsten sicher: "Die Verflechtung, die Kell mit den anderen Dörfern hat, spricht dagegen." VG-Chef Alten nennt dafür Beispiele: Der zentrale Hochbehälter fürs Trinkwasser stehe in Kell, das Abwasser fließe zur Kläranlage nach Mandern. Die Keller Stützpunkt-Feuerwehr rücke auch in Nachbarorte aus. Die Wehrleitung inklusive Keller Wehrführer habe darum gebeten, dass die VG als Einheit bestehen bleibe. Gleiches gelte für das VG-Orchester.

Die Keller Gemeinderäte Horst Zimmert (FWG) und Johannes Reitz (CDU) sehen "keinerlei Tendenzen", dass sich andere Orte dem Ziel der Bürgerinitiative anschließen könnten. Kell allein hätte aus ihrer Sicht in Verhandlungen mit Hermeskeil nichts mehr zu fordern: "Die wüssten ja, dass wir zu ihnen kommen müssten", sagt Reitz. "Wir wollen die VG zusammenhalten", betont Ortschef Markus Lehnen (CDU). "Da sehen wir uns als Amtssitzort auch in der Verantwortung."

Die Bürgerinitiative wolle sich zu diesen Ansichten momentan nicht äußern, teilt deren Sprecher Dittmar Lauer auf TV-Nachfrage mit. Man sei dabei, "in Ruhe" eine Stellungnahme vorzubereiten.Extra: Ein Urnengang, drei Fragen

Die beiden Fragen, die am 26. März beim Bürgerentscheid in Kell zur Abstimmung stehen, müssten zunächst von einer Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer mit Ja beantwortet werden. Zusätzlich muss diese Mehrheit mindestens der Zahl von 15 Prozent aller stimmberechtigten Bürger entsprechen. Erst dann kann das formulierte Anliegen umgesetzt werden. Da sich beide Fragen inhaltlich widersprechen, entscheidet eine Stichfrage, ob am Ende das Ergebnis von Frage 1 oder von Frage 2 gelten soll.

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