Der lange Weg zum Urwald von morgen: Vor der Ausweisung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald waren seit 2011 viele Hürden zu nehmen

Erbeskopf · Von der Idee bis zur Verwirklichung dauerte es fast vier Jahre: Vor der Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald am Erbeskopf am Pfingstsamstag gibt der TV einen Überblick über die wichtigsten Meilensteine, die das Land mit seinem in der Region nicht unumstrittenen Projekt passieren musste.

Die Natur Natur sein lassen: Das ist das zentrale Ziel aller Nationalparke. Rheinland-Pfalz und das Saarland eröffnen am Wochenende das bundesweit 16. Schutzgebiet dieser Art. Es liegt in der Region Hunsrück-Hochwald und erstreckt sich über eine 10 100 Hektar große Staatswaldfläche in den Kreisen Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Trier-Saarburg und St. Wendel. Der Hunsrück-Hochwald war ursprünglich aber nicht der einzige Kandidat.

Mainz nennt fünf Suchgebiete: Im September 2011 gab Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) bekannt, dass sich aus Sicht der Landesregierung fünf Gebiete als Nationalpark eignen würden: Neben dem Hunsrück-Hochwald waren das der Pfälzer Wald, der Soonwald, der Saargau-Hochwald sowie der Truppenübungsplatz Baumholder. Im Pfälzer Wald, der als Favorit galt, schlug den Vertretern des Landes aber auf Anhieb offene Ablehnung entgegen. Das war im Hunsrück-Hochwald anders.

Morbach will nicht mitmachen: Zwar wurde schnell deutlich, dass die Nationalparkidee im Raum Morbach mit der dortigen Holzindustrie auf Widerstand stößt. Deshalb wurde das Gemeindegebiet von Morbach später auch aus der Gebietskulisse des Parks ausgeklammert. Vor allem im Kreis Birkenfeld zeigte man sich aber offen für die Pläne des Landes. Zusätzlicher Pluspunkt für den Hunsrück-Hochwald: Da auch das Saarland mit seinen Staatswaldflächen in den Gemeinden Nonnweiler und Nohfelden Interesse zeigte, gab es die Chance, einen grenzübergreifenden Nationalpark zu schaffen.

Bürger werden beteiligt: 2012 begann eine Runde mit zwölf Bürger-Dialogveranstaltungen. In verschiedenen Orten beantworteten Experten Fragen zu Themen wie Jagd, Tourismus oder den Regeln, die im Schutzgebiet zu beachten sind. Im Raum Hermeskeil hatten die Bürger zunächst Bedenken, dass der Park die wohnortnahe Brennholzversorgung gefährden würde. Diese Sorge konnte das Land aber entkräften. 2013 gründeten sich Bürgervereine für und gegen den Nationalpark.

Kommunen formulieren Forderungen: Im Mai 2013 überreichten die Kommunen dem Land ein Eckpunktepapier. Es fasste die wichtigsten Forderungen der Nationalpark-Anrainer zusammen. Ein zen trales Anliegen war dabei, dass das Land in der Region nicht nur ein Schutzgebiet ausweisen, sondern dort auch die Infrastruktur verbessern solle. Viele der Forderungen flossen in das Landeskonzept zum Nationalpark ein, das im September 2013 vorgestellt wurde. Mainz sicherte den Gemeinden darin eine bevorzugte Behandlung zu, wenn es um die Bezuschussung von Infrastrukturprojekten - etwa beim Straßenbau - geht.

Der Abstimmungsreigen beginnt: In der Region folgte der heiße Herbst 2013. Die kommunalen Gremien stimmten darüber ab, ob sie das Landeskonzept befürworten oder ablehnen. In Rheinland-Pfalz stellten sich 80 Prozent der regionalen Räte hinter den Nationalpark. Mit Nein stimmte zum Beispiel der Kreistag Bernkastel-Wittlich. Im Saarland gab es hingegen 100 Prozent Zustimmung. Auch alle Fraktionen im Saarbrücker Landtag unterstützten die Einrichtung eines Nationalparks.

Landes-CDU leistet Widerstand: Mehr politischen Streit gab es in Rheinland-Pfalz. In Mainz blieb die CDU-Opposition bis zuletzt bei ihrer ablehnenden Haltung. Sie kritisierte vor allem, dass der Nationalpark viel zu teuer sei. Die jährlichen Kosten für Personal und Unterhalt beziffert die Regierung auf fünf bis sechs Millionen Euro.
Rot-Grün setzt Gesetz durch: Das Jahr 2014 stand im Zeichen der Ausarbeitung eines Nationalparkgesetzes. Diesem stimmte die rot-grüne Mehrheit im Mainzer Landtag im Januar 2015 gegen den Widerstand der CDU zu. Damit war der Weg für die Einrichtung des Nationalparks endgültig frei.
volksfreund.de/nationalparkExtra

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wird am Pfingstsamstag mit einer zentralen Veranstaltung am Erbeskopf offiziell eröffnet. Der Festakt mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und den Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer und Annegret Kramp-Karrenbauer beginnt um 10 Uhr. Flankierend dazu erwartet die Besucher am Eröffnungstag ein Nationalparkmarkt mit 40 Ausstellern und kulturelle Veranstaltungen. An Pfingstsonntag, 24. Mai, gibt es an fünf Schauplätzen der Nationalparkregion große Feste. Einer davon ist erneut der Erbeskopf. Zudem wird in Otzenhausen (Saarland), in Börfink (VG Birkenfeld), in Allenbach (VG Herrstein) und an der Wildenburg mit Eröffnung eines Wolfgeheges (VG Herrstein) gefeiert.

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