Kinder kommen in den Container: Grundschule Lampaden steht vor dem Aus - Umzug nach Hentern

Lampaden/Hentern · Die Verbandsgemeinde (VG) Kell will kein Geld mehr in das Grundschulgebäude in Lampaden stecken. Deshalb müssen die Kinder dieses Haus verlassen und in einen Klassencontainer umziehen, der vor der Schule in Hentern aufgestellt wird. Eltern und Lehrer fühlen sich durch diese überraschende Entscheidung des VG-Rats vor den Kopf gestoßen.

Kinder kommen in den Container: Grundschule Lampaden steht vor dem Aus - Umzug nach Hentern
Foto: (h_hochw )

Lampaden/Hentern. Mit den 20 Jungen und Mädchen, die zurzeit die Kombiklasse (zweite und dritte Klasse) im Lampadener Grundschulgebäude besuchen, hat sich Lehrer Michael Bauer mit der Bedeutung des Pfingstfests beschäftigt. Christen feiern das Kommen des Heiligen Geistes. Dabei müssen sich Bauer und seine Schüler darauf einstellen, dass sie bald weggehen müssen. Grund dafür ist ein aktueller Beschluss des VG-Rats Kell. Er ist Träger der dislozierten Grundschule Hentern/Lampaden - also einer Schule, in der an zwei verschiedenen Orten unterrichtet wird.
Die Entscheidung der VG-Politiker: Mit klarer Mehrheit (16 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen) hat der Rat bestimmt, dass vor der Henterner Schule für die Dauer von zwei Jahren ein Klassencontainer aufgestellt wird. Kostenpunkt: 24 500 Euro. Dieser Beschluss soll schon nach den Sommerferien und somit zum Start des Schuljahrs 2015/16 umgesetzt werden, sagte VG-Bürgermeister Martin Alten (CDU) auf TV-Nachfrage. Dabei sollte das Gremium laut Tagesordnung eigentlich nur über die "Aufhebung eines Sperrvermerks" im Investitionsplan der VG diskutieren (siehe Extra). Der Kreis und die Unfallkasse Rheinland-Pfalz hatten zuvor geprüft, welche Mängel das Lampadener Gebäude aus Sicht des Brandschutzes und der Gefahrenverhütung aufweist. Um diese Mängel - zum Beispiel die Erhöhung der Treppengeländer im Obergeschoss und der Einbau von weiteren Brandschutztüren - zu beheben, hätte die VG 27 000 Euro in die Hand nehmen müssen. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung um Alten sah auch vor, dass die Mängel beseitigt und der Sperrvermerk aufgehoben werden sollten. Der Rat sah das jedoch anders: So waren sich Klaus Marx und Michael Lauer in ihrer Einschätzung einig. Die Vorsitzenden der CDU und FWG betonten, dass ihre Fraktionen nicht mehr bereit seien, weiter Geld in eine Schule zu investieren, die aus ihrer Sicht keinen langen Bestand mehr habe. Deshalb sprachen sie sich klar für den vom Rathaus aufgezeigten Alternativvorschlag - das Aufstellen des Containers vor der Henterner Schule - aus. Die SPD hatte vergeblich dafür plädiert, die Entscheidung bis nach der Kreistagssitzung am 15. Juni zu vertagen, weil dann Klarheit darüber herrsche, was mit den Realschulgebäuden in Zerf geschieht (siehe auch Bericht Seite 10).
Die Reaktionen: Martin Marx hat eine Doppelfunktion. Er ist zum einen Ortschef von Lampaden, zum anderen Elternsprecher der Grundschule Hentern. Den Beschluss des VG-Rats bezeichnet er als "völlig überraschend und sehr enttäuschend". Eltern und Lehrer seien "ohne die Möglichkeit einer Beteiligung vor vollendete Tatsachen gestellt worden". Marx weist ausdrücklich darauf hin, dass weder Kreis noch Unfallkasse ein zeitliches Limit gesetzt hätten, bis wann die Mängel am Lampadener Gebäude behoben werden müssen. Das bestätigt sein Baldringer Kollege Willi Emser, der beim Vororttermin dabei war. Es habe sich um kleinere Beanstandungen und keine größeren Mängel gehandelt. Dennoch stellt Rathauschef Alten klar: "Wir möchten nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn wir Mängel in der Hoffnung ignorieren, dass nichts passiert." Den Mehrheitsbeschluss des Rats wertet er so, "dass nüchtern betrachtet nur ein Klassenraum von Lampaden nach Hentern verlegt wird".
Von Martin Marx kommt aber Widerspruch: Er bezeichnet es als "paradox, wenn man in Hentern einen Container aufstellt, obwohl man in Lampaden eine Schule hat, die man noch nutzen kann".
Karl-Heinz Marx ist Vertreter des zurzeit erkrankten kommissarischen Schulleiters Helmut Sauer. Marx sagt: "Der Beschluss des VG-Rats hat uns gelinde gesagt sehr überrascht." Auch er betont, dass es aus Sicht der Schule keinen "akuten Handlungsbedarf" dafür gegeben hat, dass die Kinder nun das Gebäude in Lampaden verlassen sollen und künftig in einem Container in Hentern unterrichtet werden sollen. "Wir finden es sehr traurig, ja sogar bestürzend, dass uns vorher überhaupt niemand gefragt hat und jetzt eine Entscheidung über unsere Köpfe hinweg getroffen wurde", sagt sein Kollege Bauer.Meinung

Schnellschuss und Fehlschuss
Raus aus den Klassen im alten Lampadener Schulhaus und rein in die neuen Container vor der Henterner Schule. Diese Konsequenz hat der Beschluss des VG-Rats Kell. Der ist aber nicht nur ein Schnellschuss, sondern auch ein Fehlschuss. Keine Frage: Auf lange Sicht hat die Lampadener Schule keine Überlebenschance. Dafür ist allein der Sanierungsbedarf zu hoch. Bis das Grundschulkonzept für die ganze VG fertig ist und Klarheit über die künftigen Schulstandorte herrscht, wären aber nur zwei Jahre zu überbrücken gewesen. Bis dahin hätte der Untericht in Lampaden auch weiterlaufen können, da die Mängel am Gebäude offenbar nicht so gravierend sind. Nun hat der VG-Rat aber Knall auf Fall den Umzug aller Kinder nach Hentern beschlossen und damit praktisch das Aus für Lampaden besiegelt. Dieses Vorgehen steht im klaren Widerspruch zu den Aussagen, die bisher in diesem Gremium bei der Diskussion um die Grundschulen zu hören waren: Nämlich sich vor einer wegweisenden Entscheidung mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen. Das wurde im Fall Lampaden schlichtweg ignoriert. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

 Steht künftig leer: das Schulhaus in Lampaden. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Steht künftig leer: das Schulhaus in Lampaden. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Foto: (h_hochw )

Der Verbandsgemeinderat Kell hatte sich im Herbst 2014 darauf verständigt, die Investitionen in der Lampadener Schule vorerst auf Eis zu legen. Die Kosten für deren umfassende Sanierung hatte ein Architekt zuvor auf circa eine Million Euro geschätzt. Die VG will aber ein Konzept über die künftige Gestalt der Grundschullandschaft erstellen. Es soll klären, welche Standorte langfristig erhalten bleiben. Dabei spielt auch eine wichtige Rolle, was mit der Realschule plus Kell/Zerf passiert. Wie im TV berichtet, läuft es zurzeit darauf hinaus, dass der Kreis die Gebäude in Zerf nicht mehr nutzen und die Schule am Standort Kell konzentrieren will. Dadurch könnten in Zerf mehrere Räume frei werden. Das Grundschulkonzept der VG Kell soll nach Auskunft von Bürgermeister Martin Alten im Rat bis Sommer 2016 stehen und würde dann ab dem Schuljahr 2017/18 umgesetzt. Alten sagt dazu: "Es wird sicher so sein, dass wir es mit unserem Grundschulkonzept nicht jedem Recht machen können. Das kann aber kein Grund dafür sein, dass wir die Dinge nicht anpacken." ax

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