Ein prickelndes Vergnügen

Die haben doch einen an der Waffel!" Normalerweise sind meinem Göttergatten Martin Politik im Allgemeinen und SPD-Parteitage im Besonderen ja herzlich egal. Doch dass die Genossen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen wollen - das hat ihn am Montag fast zur Raserei gebracht.

Ja, auch mein Martin pflegt ein inniges Verhältnis zum durchgetretenen Gaspedal, und deshalb hat er eisern gespart, damit er sich ein neues Spielzeug mit mächtig viel Pferdestärken unter der Motorhaube leisten kann. Und jetzt wollen irgendwelche Spaßbremsen ihn zur Rumzuckelei auf der Straße zwingen. Nein, das ist für meinen Martin zu viel. Mein dezenter Hinweis, dass so ein Tempolimit in fast allen anderen Ländern bei der Männerwelt keine bleibenden Schäden angerichtet hat, beeindruckt ihn überhaupt nicht. "Alles Quatsch. Den Hausfrauen, die immer die linke Spur blockieren, müsste man das Handwerk legen", echauffierte er sich. Dieses chauvinistische Geschwätz war zu viel für mich. Ein Wort gab das andere, der Ehekrach war da und endete damit, dass wir getrennten Weges zu einer Verabredung nach Hermeskeil aufbrachen. Also setzte ich mich in meinen Wagen, gondelte gemütlich über die B 52 und wunderte mich bei meiner Ankunft. Denn von meinem Mann war weit und breit keine Spur, obwohl er doch vollmundig erklärt hatte: "Du wirst sehen. Ich bin eine Viertelstunde früher da." Plötzlich klingelt das Handy. "Du Schatz. Ich steh im Stau", meldet sich ein kleinlauter Martin von der A 1. Tausende Sektflaschen, die ein Laster verloren hat, haben seinem Rausch der Geschwindigkeit ein jähes Ende beschert. Gut nur, dass meine Freundin und ich ihm später nicht erzählt haben, dass wir, schadenfroh wie wir sind, gleich mal an den Kühlschrank gelaufen sind und die Korken haben knallen lassen.

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