Filius mit Fußball-Fimmel

Das hätte ich selbst nicht mehr für möglich gehalten: Seit Andy Brehme, Stefan Kuntz und Co. ihre Fußball-Schuhe an den Nagel gehängt haben und die "Roten Teufel" aus Kaiserslautern zur Söldnertruppe auf dem absteigenden Ast mutierten, war Fußball für mich nicht mehr die schönste Nebensache der Welt, sondern nur noch eins: völlig schnuppe.

Wenn kurzzeitig Namen wie Patrick Owomoyela oder Benny Lauth sogar als Nationalspieler auftauchten, konnte ich zur Belustigung meiner Kumpels nur erstaunt fragen: "Bei welchem Klub sollen die denn spielen?" Aber, oh Wunder: Inzwischen kann ich wieder mit leidlichem Fachwissen dienen. "Schuld" daran ist Niklas. Denn für meinen fünfjährigen Sohn gibt's nichts Schöneres als Fußball. Wenn ich abends nach Hause komme, erwartet er mich an der Tür meistens schon in vollem Habit mit Deutschland-Trikot, Torwart-Handschuhen, Schienbeinschonern und Stutzen, damit wir in seinem Zimmer noch mit dem Mini-EM-Ball-2008 die Einrichtung demolieren können. Derweil hüpft Töchterchen Anne auf dem Trampolin, muss aber höllisch aufpassen, dass sie kein Querschläger trifft. Ruht der Ball, hat Niklas schon die nächste Idee parat: "Wir können ja noch ein bisschen Tipp-Kick spielen!" Fast schon von selbst versteht sich, dass sein Lieblingsbuch aus der Pixi-Reihe kommt und "Wie Kaiser Franz das Fußballspiel erfand" heißt. Und natürlich ist der Samstagabend längst schon wieder fest für die Sportschau reserviert. Nur eins kann Fußballfan Niklas nicht von mir haben. Während ich - lang, lang ist's her - auf dem Betze mit Inbrunst den Bayern gewünscht habe, dass ihnen die Lederhosen ausgezogen werden, sind für meinen Filius "Dolski", "Miros" und der Rest des Münchner Starensembles die Allergrößten. Mein Arbeitskollege Stephan - übrigens HSV-Fan - hat dazu nur gemeint: "Mensch, Axel, da hast du bei der Erziehung aber wirklich auf ganzer Linie versagt."

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