Glaube im Alltag

Unangenehme Aufgabe Gehören Sie auch zu den Menschen, die unangenehme Dinge vor sich her schieben? Ich eigentlich nicht, aber es gibt eine zentrale Aufgabe, die selbst mir als Seelsorger schwer fällt: der Besuch bei Trauernden.

Mir zeigt dies, dass nicht nur die zurückbleibenden Angehörigen an ihre Grenzen stoßen, sondern auch viele andere Menschen, die mit ihnen Kontakt haben. Angst, Unsicherheit, Gefühls chaos… Trauernde berichten immer wieder, wie schmerzlich es ist, wenn Mitmenschen aus Angst vor einer Begegnung ausweichen. Sind nicht die Angehörigen durch die aktuelle Trauerarbeit und depressive Gefühle schon genug isoliert? Meine Erfahrung zeigt, die meisten möchten reden, weil sie das Schweigen nicht ertragen können. Sie suchen Mitmenschen, denen sie sich mitteilen können. Die Gedanken von Marie-Luise Wölfing bezeugen dies: "Gesegnet seien alle, die mir jetzt nicht ausweichen. Dankbar bin ich für jede Begegnung. Gesegnet seien alle, die mich immer noch besuchen, obwohl sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Gesegnet seien alle, die mir erlauben, von dem Verstorbenen zu sprechen, denn ich möchte meine Erinnerungen nicht totschweigen." Worauf warten wir noch? Nehmen wir uns besonders im "Totenmonat" November die Zeit für ein Gespräch, für einen Anruf, für einen Besuch. Nicht lange überlegen und planen, die Begegnung wird sich bei ein bisschen Sensibilität von selbst ergeben. Ich bin sicher, danach stellt sich ein Gefühl von Zufriedenheit ein. Es ist das Schwerste im Leben, einen geliebten Menschen für immer los zu lassen. Jedoch gehört es zu den größten Geschenken, um Menschen zu wissen, die mich in dieser Situation nicht allein lassen. Oder wie haben Sie es erlebt? Rüdiger Glaub-Engelskirchen, Gemeindereferent in Hermeskeil, Gusenburg, Züsch und Damflos

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