An zerbombten Häusern gelernt

Bischofsdhron · Rudolf Anton aus Bischofsdhron ist ein Urgestein des Zimmererhandwerks. In einem Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre beschreibt der Handwerksmeister die Unterschiede in seinem Beruf von früher zu heute.

 Rudolf Anton hält das Breitbeil aus seiner Lehrzeit in der Hand. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Rudolf Anton hält das Breitbeil aus seiner Lehrzeit in der Hand. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Bischofsdhron. Das Handwerk früher und heute: Zimmerermeister Rudolf Anton aus Bischofsdhron kann zu diesem Thema viel erzählen. Denn er verfügt über eine große berufliche Erfahrung: Anton ist mit dem goldenen Meisterbrief ausgezeichnet worden. 1964 hat er die Meisterprüfung bestanden. "Früher haben wir am Bau die Stämme mit einem Breitbeil beschlagen, bevor wir den Dachstuhl aufschlagen konnten", sagt er. Drei Stunden hat es gedauert, bis ein Stamm zum Vierkantbalken geschlagen war. Anschließend wurde das Baumaterial auf die Länge zugeschnitten und per Hand auf die Dächer getragen. Heute erledigt das ein Kran.
"Damals waren die Menschen körperliche Arbeit mehr gewöhnt als heute", sagt Sohn Martin. Zudem sind für das Hinaufbefördern der schweren Holzbalken Techniken verwendet worden, die heutzutage nahezu unbekannt geworden sind. Die Arbeit an einem Dachstuhl hatte damals mehrere Wochen gedauert. Heute ist das mit vorgeschnittenen Stämmen aus dem Sägewerk eine Sache von zwei Tagen. Als 14-Jähriger ist Rudolf Anton 1945 aus der Schule gekommen und hat bei seinem Vater Josef, der im gleichen Jahr aus dem Krieg zurückgekehrt war, die Lehre zum Zimmerer begonnen. Die ersten Aufträge waren Dachstühle von Häusern in Hundheim und Wenigerath, die bei Luftangriffen zerstört worden waren und wieder aufgebaut werden mussten. Zu den Baustellen sind die Antons mit dem Fahrrad gefahren, das Werkzeug hatten sie im Rucksack. Erst 1952 konnten sie ein erstes Betriebsgelände mit Werkstatt und Zimmererplatz in Bischofsdhron eröffnen. Heute ist Holzbau Anton ein florierendes Unternehmen mit 25 Mitarbeitern. Zu Beginn der 1980er Jahre hat Rudolf Anton die Firma übernommen. Sein Sohn Ulrich Anton hatte 1972, Sohn Martin 1976 eine Lehre als Zimmerer begonnen. Sohn Rüdiger hatte bei einem anderen Betrieb das Schreinerhandwerk gelernt und war 1983 in das väterliche Unternehmen eingestiegen. 1995 hat Rudolf Anton das Geschäft an seine Söhne übergeben, aber weiter mit gearbeitet.
Auch die nächste Generation ist in der Holzbranche geblieben: Enkeltochter Evi hat eine Zimmererlehre absolviert und ist inzwischen Holzbauingenieur, Enkelsohn David studiert das gleiche Fach. Enkel Joshua hat ebenfalls Zimmerer gelernt und studiert inzwischen Betriebswirtschaft. Ob jemand den Betrieb weiterführt: "Mal abwarten, aber es sieht gut aus", sagt der Senior. Das größte Problem des Unternehmens: passende Auszubildende zu finden. cst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort