Bei Ärger wird gespuckt: Hunsrücker züchtet seit 2008 Alpakas

Kleinich · Besondere Haustiere: Der Emmerother Guido Stoffel hat sich eine Herde Alpakas zugelegt. Einmal jährlich schert er die Tiere, lässt die hochwertige Wolle zu Bettdecken oder Mützen verarbeiten. Die Produkte verkauft er auf Märkten.

 Guido Stoffel füttert seine Alpakas.

Guido Stoffel füttert seine Alpakas.

Foto: Christoph Strouvelle

Grasende Kühe oder Pferde gehören zum Bild einer friedlich wirkenden Hunsrücker Wiesen- und Felderlandschaft einfach dazu. Doch wer in den 55-Einwohner-Ortsteil Emmeroth im Kirchspiel Kleinich kommt, findet dort Tiere, die eher in Südamerika vermutet werden. Auf einer einen Hektar großen Wiese mit starkem Gefälle weiden dort sieben Alpakas, eine Kamelart aus den Anden.

Die Tiere gehören dem 43 Jahre alten Guido Stoffel, der sich 2008 zwei trächtige Alpakastuten als "tierische Rasenmäher" für eine Hangwiese angeschafft hat. Ein erster Versuch, das Grundstück mit Schafen von allzu hohem Graswuchs frei zu halten, hatte Stoffel nicht gefallen. Dann sah der Emmerother im Fernsehen eine Reportage über die südamerikanischen Kamele, informierte sich eingehend über die Tiere und besuchte mehrere Zuchtfarmen in Deutschland. "Dann gab es kein Zurück mehr."

Schnee ist kein Problem

Seine sieben Tiere, ein Hengst, ein Wallach und fünf Stuten, leben ganzjährig im Freien und benötigen lediglich einen offenen Stall zum Schutz vor Wind und Regen. Kaltes Wetter mit Schnee und Minusgraden ist für die Alpakas kein Problem, sagt Stoffel. "In den Anden in Peru sind die Tiere harte klimatische Bedingungen gewöhnt." Alpakas sind genügsam. Mehr als frisches Gras und Heu brauchen sie nicht.

Erst seit 15 Jahren dürfen Alpakas außerhalb von Zoos gehalten werden, sagt Stoffel. Heute gibt es in Deutschland einige Tausend Tiere, die teilweise auf größeren Farmen in Herden mit bis zu 100 Hengsten und Stuten gehalten werden. Denn Alpakas sind Nutztiere, die ein hochwertiges Fell besitzen. Deshalb schert Stoffel nach dem Winter seine Alpakas. "Pro Tier kommen zwischen drei und fünf Kilo Wolle zusammen", sagt er. "Für eine Mütze braucht man etwa 100 Gramm Wolle."

Die Wolle schickt er zu einem Unternehmen in Ostdeutschland, das daraus Bettdecken und Kissen herstellt. Diese verkauft Stoffel dann auf Märkten. Einen Teil der Wolle verarbeitet seine Tante. Geld verdiene er mit seinen Alpakas nicht. "Einnahmen und Kosten halten sich in etwa die Waage" sagt der Züchter. Einige Exemplare hat er schon verkauft. Größer als zwischen zehn und 15 Tieren soll seine Alpakaherde nicht werden, sagt der Bürokaufmann. "Es soll ein Hobby bleiben."Extra

Alpakas dienen in den Anden seit 5000 Jahren als Nutztiere. Die Tiere werden etwa 20 Jahre alt und erreichen eine Schulterhöhe von fast einem Meter. Männchen werden bis 85 Kilogramm, Weibchen bis zu 70 Kilo schwer. Die Farbpalette des Fells umfasst 22 Abstufungen von Weiß über Braun- und Grautöne bis Schwarz. Seit etwa 30 Jahren wird die Kamelart wegen ihrer hochwertigen Wolle vermehrt in Europa, Nordamerika und Australien gezüchtet. Gesponnene Alpaka-Wolle, die man zum Stricken verwenden kann, kostet pro 100 Gramm durchschnittlich 15 Euro. Ein Jungtier kostet etwa 1000 Euro. Die Weltpopulation beträgt etwa drei Millionen Tiere.

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