Berufe zum Anfassen und Mitmachen

Morbach · Die Wahl eines Berufs für das ganze Leben ist für die meisten Schüler nicht einfach. Damit diese Entscheidung Jugendlichen leichter fällt, gibt es an der IGS Morbach die Aktion Work-Shop, bei der sich Firmen dem Nachwuchs präsentieren. Am Wochenende nutzten rund 2000 Schüler und Eltern das Informationsangebot von 37 Unternehmen aus fast 70 Berufen.

Morbach. "Handwerkliche Arbeit interessiert mich. Ich arbeite gern mit Holz", sagt Simon Fuchs aus Heinzerath und lässt sich von jungen Zimmerleuten die ersten Handgriffe zeigen. 37 Handwerks- und Industriebetriebe, Dienstleister und Behörden haben beim Work-Shop in der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Morbach über ihr Ausbildungsangebot in fast 70 Berufen informiert. 2000 junge Leute, meist mit den Eltern, nutzten dieses Angebot.
Die Welt des Ausbildungsmarktes steht mittlerweile Kopf. "Früher kamen die Bewerber zu uns. Heute müssen wir zu den Bewerbern kommen", sagt der stellvertretende Obermeister der Bauinnung im Kreis Bernkastel-Wittlich, Martin Anton. Ob Handwerk heute noch einen goldenen Boden hat, will der TV von ihm wissen. "Nein, Platin ist der Boden", sagt der Zimmermannsmeister selbstbewusst.
"Ohne Handwerk würden wir doch alle noch in der Steinzeit leben", stellt Schulleiter Stefan Philippi ganz allgemein fest. Und deshalb sei diese Berufsgruppe auch ein Schwerpunkt des Tages. Der Pädagoge lässt seine Schüler nicht unvermittelt auf den Arbeitsmarkt los: "Bereits in der sechsten Klasse schicken wir Schüler mal zum Reinschnuppern in einen Betrieb." Es folgen längere und intensivere Praktika, je höher die Klassenstufe ist. Was an der IGS Morbach jedoch noch fehlt, ist eine Oberstufe mit Abiturienten. "In zwei Jahren werden hier auch Studienberufe angeboten", verspricht der Schulleiter. Dann sei die heutige Mittelstufe soweit.
"Wir stellen eigentlich nur Lehrlinge ein, die vorher bei uns ein Praktikum absolviert haben", verrät Zimmermannsmeister Anton. Da kenne man sich schon gegenseitig, was von großem Vorteil sei.
Berufsberaterin Gabriele Kaiser von der Agentur für Arbeit in Bernkastel-Kues ist zufrieden mit dem Lehrstellenangebot: "Es gibt Firmen, die nehmen pro Jahr bis zu zehn Azubis." Dabei habe gerade das Handwerk einen hohen Anteil. Allerdings sei der Einstieg von Mädchen in klassische Männerberufe, etwa als Kfz-Mechaniker, immer noch schwierig.
Simone Assmann von den Kreishandwerkerschaften erklärt: "Der Weg vom Maurer zum Bauingenieur ist offen." Ein Meistertitel sei mit einem Universitätsstudium zu vergleichen.
Viele Branchen wie Banken und Versicherungen oder auch die Gemeinde Morbach selbst informierten über ihre Ausbildungsangebote. Revierförster Guido Haag freute sich über eine spontane Zusage von Praktikanten für die Forstarbeit.
Händeringend sucht die Sparte der Altenhilfe- und Pflegeberufe nach jungen Mitarbeitern. Der Leiter des Altenheimes St. Anna in Morbach, Wolfgang Berg, weiß: "Angesichts der demografischen Entwicklung wird uns die Arbeit so schnell nicht ausgehen." Er empfiehlt das Freiwillige Soziale Jahr, um herauszufinden, ob dieser Beruf für eine Lebensplanung trägt.
Die Kreishandwerkerschaften sind im Internet unter www.das-handwerk.de vertreten. Simone Assmann ist zu erreichen unter Telefon 06571/903314 oder per E-Mail an assmann@das-handwerk.de. Beratung von Gabriele Kaiser von der Agentur für Arbeit in Bernkastel-Kues kann unter Telefon 01801/555111 vereinbart werden oder per E-Mail an Trier.151-U25@arbeitsagentur.de
Extra

Die Integrierte Gesamtschule Morbach und die Kreishandwerkerschaft Mosel-Eifel- Hunsrück-Region haben eine Kooperationsvereinbarung getroffen. Ziele sind, die Begeisterung junger Bewerber für einen handwerklichen Beruf zu erwecken und einen reibungslosen Übergang aus der Schulzeit in die Berufsausbildung zu ermöglichen. Der Prozess der Berufsorientierung und Ausbildungswahl soll durch einen regelmäßigen Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen Handwerk und Schule sowie durch gemeinsame Projekte verbessert und unterstützt werden. In der Mosel-Eifel-Hunsrück-Region arbeiten rund 40 000 Menschen im Handwerk. Der Nachwuchs setzt sich derzeit aus mehr als 2000 Auszubildenden zusammen, die in mehr als 1000 Betrieben ein Handwerk erlernen.doth

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