Der Chemieunfall, die Bullenjagd und der Dorfgendarm: Leiter der Morbacher Polizeiinspektion, geht in den Ruhestand

Morbach/Monzelfeld · Fast 20 Jahre lang ist Peter Werland als Leiter der Polizeiinspektion Morbach tätig gewesen. Zu ihr gehören auch Teile der VG Bernkastel-Kues. Dem TV erzählt er, welche Eindrücke für ihn unvergesslich sind. Heute, Mittwoch, wird er in Morbach in den Ruhestand verabschiedet.

 Peter Werland TV-Foto: Christoph Strouvelle

Peter Werland TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Morbach/Monzelfeld. Mehr als 45 Jahre lang hat Peter Werland eine Polizeiuniform getragen, davon 19 Jahre die Polizeiinspektion Morbach geleitet. Ende dieses Monats geht er in den Ruhestand. In Morbach wird er bereits heute verabschiedet. Grund genug, zurückzublicken und an die Ereignisse zu erinnern, die ihn am meisten bewegt haben.

Der Chemie-Unfall: Im August 2014 ereignete sich ein Chemieunfall bei der Firma Schaeffler in Morbach und das Lösungsmittel Toluol lief in die Kanalisation. Damals habe eine Evakuierung des Ortskerns von Morbach im Raum gestanden.
Das gefürchtete Szenario: Der Stoff könne in der Kanalisation explodieren. "So viel Polizei und Feuerwehr habe ich in Morbach davor und danach nicht wieder gesehen", sagt er. Und: "Ich war froh, als dann mein Chef kam." Er spricht von Werner Funk, Leiter der Polizeidirektion Trier. Der habe mehr Erfahrung mit größeren Einsätzen.

Die NPD in Gonzerath: Der Schulterschluss mit anderen Sicherheitsorganen, den Verwaltungen, der "kommunalen Familie" und den Bürgern spielt für den ausscheidenden Morbacher Polizeichef eine große Rolle. Zum Beispiel, als die NPD 2006 in Gonzerath eine Kaderschmiede einrichten wollte. Mit vereinten Kräften - und nach einer Demonstration von rund 2000 Menschen, bei der auch Polizisten mitgingen - , erreichte man schließlich den Abzug der rechtsextremen Organisation.

Die Inspektion auf der Kippe: Für bemerkenswert hält Werland, der in Monzelfeld lebt, den Rückhalt, den die Polizeibeamten bis heute im Hunsrück genießen. Gespürt habe er das zum Beispiel 2011, als die Existenz der kleinen Polizeiinspektion mit knapp 30 Mann auf der Kippe zu stehen schien. Damals stand eine Abstufung zur Wache im Raum. Diese wäre dann nachts und an den Wochenenden nicht besetzt gewesen.
Mehr als 4000 Unterschriften seien damals für den Erhalt der Inspektion gesammelt worden. Wenig später war damals das Thema vom Tisch. Zumindest vorläufig. Schließlich sei die Existenz der Morbacher Behörde in seiner 19-jährigen Amtszeit mehrfach infrage gestellt worden.

Der Wandel bei der Arbeit: Mit der Zeit habe sich vieles im Polizeiberuf geändert. Schon allein die Art der Delikte. "Die Morbacher Polizei kontrolliert viel", das sei unter den Fahrern von Autos und Lastwagen in Morbach und darüber hinaus bekannt gewesen. Kontrolliert wird weiter. Aber laut Werland finde inzwischen deutlich mehr Ermittlungsarbeit am Schreibtisch statt.
Zum Beispiel wegen Betrügereien auf Portalen wie Ebay oder Beleidigungen über soziale Medien. Auch die personelle Struktur der Dienststelle sei anders. Während es heute viele Kollegen in die Ballungszentren ziehe, habe damals noch ein Großteil im regionalen Umfeld gelebt. Nach dem Motto "Kennst du den?" seien viele Dinge noch abrufbar gewesen.

Sein skurrilster Einsatz: Gab es denn auch eher ungewöhnliche oder skurrile Einsätze? Die Frage bejaht der Erste Polizeihauptkommissar spontan: die Stierjagd 2012 im Morbacher Ortszentrum. Das Tier hatte sich auf dem Weg zum Metzger losgerissen und lief bis in die Nähe der Grundschule. Herbeigerufene Polizisten schossen auf den Stier und trafen ihn mehrfach. Doch erst einem Jäger und einem Metzger gelang es, ihn zu töten.

Vorsätze für den Ruhestand: Bleibt noch die Frage, was er sich für den Ruhestand vorgenommen hat. Eines steht für den Ehemann fest: "Auf jeden Fall werde ich nicht alles zuplanen." Er bleibt kommunalpolitisch tätig. Bis 2019 ist er in den Verbandsgemeinderat Bernkastel-Kues gewählt. Die Laientheatergruppe im Heimatverein Monzelfeld kann für kleinere Rollen wohl weiter mit ihm rechnen. In diesem Jahr spielt er im Lustspiel "Oma blickt durch" einen Pastor. Übrigens: Er hat auch schon mal einen Polizisten gespielt: 2009 den Dorfgendarm Stoffel.

Sein Nachfolger im Amt: Sein Nachfolger ist in Morbach kein Unbekannter: der Erste Polizeihauptkommissar Hermann-Josef Decker aus Morbach, derzeit stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion in Baumholder. iroExtra

Zum Gebiet der Polizeiinspektion Morbach gehört das komplette Gebiet der Einheitsgemeinde Morbach, die Verbandsgemeinde Thalfang mit Ausnahme von Malborn und Dhronecken sowie Hochscheid und das Kirchspiel Kleinich. Die rund 30 Polizeibeamten sind zuständig für rund 18 000 Einwohner und 284 Straßenkilometer. iro

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