Die Fässer sind voll

Hilscheid · Die Ernte sieht dieses Jahr gut aus, und deswegen wissen viele Apfelbaumbesitzer nicht, wohin mit dem ganzen Obst. In einigen Orten der Verbandsgemeinde Thalfang stehen deswegen Kelter bereit, die darauf warten, daraus Saft, Viez oder Rauscher zu machen.

Die Fässer sind voll
Foto: Lena Mart (lem) ("TV-Upload Mart"
Die Fässer sind voll
Foto: Lena Mart (lem) ("TV-Upload Mart"

Hilscheid. Wer seine Äpfel nicht nur essen, sondern ihren Saft auch trinken will, kann sie in der Verbandsgemeinde Thalfang vielerorts zu Apfelsaft, Viez oder auch Rauscher keltern. Gerade in diesem Jahr sind die Keltern für viele interessant, denn die Ernte fällt laut Manfred Zelder vom Kreisbauernverband Bernkastel-Wittlich besser aus als vergangenes Jahr. Das liegt wahrscheinlich nicht zuletzt an der Güte: "Ich habe schon an dem einen oder anderen Baum gepflückt, die Äpfel haben dieses Jahr eine hervorragende Qualität", sagt Zelder.
Also greifen viele gerne auf die Möglichkeit zurück, ihre Äpfel zu keltern. So bringt der Thalfanger Ortsbürgermeister Burkhard Graul sein Obst gerne zum Keltern nach Gielert oder Burtscheid. Auch in Immert, Deuselbach und Hilscheid kann gekeltert werden.
Die Bewohner von Hilscheid richten sogar jährlich ein Fest danach aus: das Hochwälder Viezfest. Dort stehen bereits vor dem Fest 30 Zentner Äpfel bereit. Jörg Zimmer, Dietmar Fetzer und Ortsbürgermeister Detlef Haink machen sich an die Arbeit: Zuerst kommen die Äpfel zum Zerkleinern in die Apfelmühle, danach geht es ab in die Keltern. Die drei Männer arbeiten, bis diese mit 15 Zentnern Äpfeln bis obenhin gefüllt ist. Bereits ohne dass gekeltert wurde läuft der Saft schon. "Ungepresst haben wir jetzt schon ein Fass voll", sagt Jörg Zimmer.
Währenddessen bringt auch Claudia Thömmes aus Bäsch ihre Äpfel vorbei: "Wir haben keine Verwendung für sie. Es sind so viele, und privat hat man ja keine Möglichkeit, sie zu pressen,"sagt Claudia Thömmes. Sechs Flaschen Apfelsaft nimmt sie sich mit. "Den trinke ich und mache daraus Apfelgelee. Der kann zu Viez gemacht werden."
Ortsbürgermeister Detlef Haink klinkt sich aus, denn bevor später gefüllte Klöße gegessen und Viez getrunken wird, wartet noch eine körperliche Aktivität auf ihn: Die kulinarische Wanderung der Verbandsgemeinde zum Fuhstein und Hunnenring. Der Ortsbürgermeister führt diese Wanderung, die ein Höhepunkt des Festes ist.
Acht Kilometer wandert Haink, der seit 2004 Hilscheider Ortsbürgermeister ist, mit 15 weiteren Wanderbegeisterten durch die Landschaft.
Zur selben Zeit haben Jörg Zimmer und Dietmar Fetzer im Feuerwehrhaus die Kelter voll. Nun kann das Keltern beginnen. Liter um Liter fließt der Saft in die Fässer. Dort wird er bis Januar gelagert. Bis dahin gärt er, die Hefe sammelt sich auf dem Boden. "Dann nehmen wir ihn sozusagen wieder von der Hefe runter", sagt Haink. Das bedeutet, dass der gärende Saft umgefüllt wird, danach werden die Fässer gereinigt. "Der Saft kommt zurück ins Fass, und dann kommt der Gärstopfen drauf." Nun kann der Apfelsaft weiter zu Viez reifen, der dann beim nächsten Viezfest getrunken wird.
Doch nicht nur Viez und Apfelsaft sind beliebte Getränke beim Viezfest, sondern auch der sogenannte "Rauscher", das Apfel äquivalent zum Federweißen an der Mosel.
Und genau daher kommt auch der Rauscher beim diesjährigen Hilscheider Viezfest. "Wir haben ja noch nicht gekeltert. Unseren eigenen vom heutigen Keltern verkaufen wir auf dem Schlemmermarkt im Hunsrückhaus", sagt Detlef Haink.
Nächstes Jahr feiern die Hilscheider. Da wird das Viezfest 20 Jahre alt und die mehrfach restaurierte Kelter von 1916 hat 2016 ein ganzes Jahrhundert auf dem Buckel.

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