Die Molters halten noch die Stellung: Wirtsleute wollen Deuselbacher Gaststätte weiterführen, so lange es geht

Deuselbach · Das Ehepaar Molter führt in Deuselbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) die letzte Gaststätte mit Fremdenzimmern. Doch die Suche nach einem Nachfolger ist schwierig. Dabei war die Hunsrückgemeinde einst ein beliebter Ferienort für Wanderer.

Könnte der Hunsrückort Deuselbach durch den neuen Nationalpark an eine alte Tradition anknüpfen? Einst sei die Gemeinde ein beliebter Urlaubsort gewesen, sagt Erwin Molter. Der 77-Jährige betreibt zusammen mit seiner 72 Jahre alten Frau Ursula das Hotel "Zum Erbeskopf" mit insgesamt 16 Gästebetten. "In den 1960er Jahren sind die Urlauber drei oder vier Wochen hier geblieben und jeden Tag gewandert", erinnert er sich. Die Lage des Hotels direkt am Deuselbacher Bahnhof sei für die Feriengäste, die aus dem Rhein-Main-Gebiet, dem Rheinland oder dem Ruhrgebiet gekommen sind, ideal gewesen. Von März bis Oktober waren damals alle Zimmer ausgebucht, sagt Ursula Molter. Drei Gaststätten mit Fremdenzimmer habe es früher in Deuselbach gegeben, dazu zwei Privatpensionen. "Wir sind als Einzige übrig geblieben", sagt Erwin Molter.
Ein weiterer Geschäftszweig waren die Waldarbeiter, die während der Woche abends in der Gaststube ihr Bier getrunken und dann am Wochenende nach Erhalt der Lohntüte ihren Deckel beglichen haben. Auch die Einheimischen, die mit dem sogenannten "Bärenzug" sonntags nachts in die Hütten im Saarland zur Arbeit gefahren sind, sind bei ihrer Rückkehr am Samstag erst einmal eingekehrt, bevor sie dann zu ihren Familien gegangen sind.
Zudem sind in der Gaststube bis in die 1950er Jahre die Fahrkarten für die Zugfahrer verkauft worden. "Bis Simmern oder Hermeskeil waren die Karten vorgedruckt. Für Ziele, die weiter weg waren, haben wir die Fahrkarten mit der Hand ausgestellt", sagt Erwin Molter.Wanderer und Bogenschützen


Heute sind es Wanderer vom Saar-Hunsrück-Steig, Mountainbiker oder Bogenschützen von den Wettbewerben am Erbes kopf, die hier übernachten. Die Urlauber von einst erholen sich jetzt am Mittelmeer. Über den Sommer sind die Zimmer noch etwa zu einem Drittel belegt, schätzt Ursula Molter.
Doch kommen nach wie vor zahlreiche Gäste aus Deuselbach oder den umliegenden Dörfern zum Essen.
Das Hotelgebäude, das Erwin Molters Großvater 1907 gebaut hatte, ist inzwischen in die Jahre gekommen, macht aber nach wie vor einen erhabenen Eindruck. Der gemütliche Gastraum ist mit Bildern des alten Erbeskopfturms geschmückt, vom Zapfhahn aus Porzellan grüßt ein röhrender Hirsch die Gäste.
Vom Speiseraum haben die Gäste eine weite Sicht über die Hunsrückhöhen bis zu den Windrädern der Energielandschaft Morbach. Auf der anderen Seite reicht der Blick bis zu den gelben Lampen des Flughafens Spangdahlem.
Doch wie lange der Betrieb im Hotel "Zum Erbeskopf" noch weitergeht, wissen die Molters nicht. Denn es fehlt ein Nachfolger. Beide Kinder haben sich anders orientiert. Den elterlichen Betrieb fortführen wird wohl keiner von ihnen. Zudem müsste ein Betriebsnachfolger einiges investieren, sagen die Molters. Die Einrichtung der Gaststube ist mehr als 20 Jahre alt. Die Küche, die Fassade und die Gästezimmer müssten renoviert werden.Interessent gesucht


Die Molters, die das Hotel 1962 übernommen haben, wollen ihren Betrieb weiterführen, so lange sie es noch können. Beide sind ausgebildete Köche, Hilfe benötigen sie nur bei großen Gesellschaften.
Sie würden das Gebäude verkaufen, wenn sich ein Interessent findet. "Vielleicht gibt es jemanden, der es anders nutzen will", sagen sie. Könnte der Nationalpark eine Chance sein, dass sich der Tourismus wie einst im Hunsrück etabliert? Erwin Molter meint: "Vielleicht, aber ich selbst glaube nicht, dass die Gäste hierher strömen wie zu einem Weltwunder."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort