Die Zukunft kommt aufs Land

Morbach · Die Einheitsgemeinde Morbach hat von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier Fördergeld für die Dorfmoderation erhalten. Mit 12 000 Euro sollen Diskussionsrunden und Moderatoren bezahlt werden. Das ist ein Baustein in einem landesweiten Programm.

 Mit diesem Infostand hatte sich die Initiative „Balkan 2030“ in der Kreisverwaltung vorgestellt und hat im Rahmen des Wettbewerbs „Zuhause alt werden“ einen Preis erhalten. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Mit diesem Infostand hatte sich die Initiative „Balkan 2030“ in der Kreisverwaltung vorgestellt und hat im Rahmen des Wettbewerbs „Zuhause alt werden“ einen Preis erhalten. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Morbach. Die Geburtenquote sinkt, die Menschen werden immer älter. Besonders im ländlichen Raum kann dieser demografische Wandel gravierende Folgen haben: die ärztliche Versorgung ist nicht mehr ausreichend, der öffentliche Busverkehr wird mangels Nachfrage immer stärker eingeschränkt, immer mehr ältere Menschen leben alleine und irgendwann könnten ganze Dörfer buchstäblich aussterben.
Diesem Szenario stellen sich die drei Morbacher Ortsbezirke Hoxel, Wolzburg und Morscheid-Riedenburg.
Deren Ortsvorsteher haben gemeinsam die Initiative "Balkan 2030" entwickelt, mit der ermittelt werden soll, welche Bedürfnisse die Bewohner der drei Orte in Zukunft haben. Die Ortsvorsteher hatten dazu einen Fragebogen für die über-60-Jährigen zusammengestellt, der derzeit zurückläuft. Darin werden speziell die Bedürfnisse der älteren Menschen abgefragt.
Die Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, Dagmar Barzen, hat nun dem Bürgermeister der Gemeinde Morbach, Andreas Hackethal, einen Bewilligungsbescheid aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz übergeben. Mit 12 000 Euro soll die Informations- und Beratungsarbeit in den drei Ortsbezirken unterstützt werden.
Täglich eine warme Mahlzeit


Achim Zender, Ortsvorsteher von Hoxel, sagt, dass mit diesem Geld eine Firma beauftragt werden kann, die die Fragebögen professionell auswerte und das Projekt begleite. Geplant sei auch eine Auftaktveranstaltung für alle Bürger der drei Orte.
Eines der Themen der "Balkan 2030"-Initiative ist das "Balkan Kesselche": Ältere oder Hilfsbedürftige sollen täglich eine warme Mahlzeit erhalten, die die Kita in Morscheid bereitstellen könnte (der TV berichtete mehrfach). Das Projekt wurde vom Kreiswettbewerb "Zuhause alt werden" ausgezeichnet. ADD-Präsidentin Dagmar Barzen betonte, dass die Landesregierung den demografischen Wandel und dessen Konsequenzen besonders im ländlichen Raum sehr ernst nehme.
Unterschiedliche Strategien


Auf die Frage, inwieweit Städte wie Trier mit dem ländlichen Raum bei der Ausweisung von Neubaugebieten in Konkurrenz stehen sagt Barzen: "Es gibt Bereiche, die noch wachsen, zum Beispiel Trier und Trier-Saarburg. Und deshalb muss man unterschiedliche Strategien entwickeln, wie zum Beispiel in der Einheitsgemeinde Morbach. Hier werden Neubürger willkommen geheißen. Wichtig ist es, die Gemeinde liebenswert zu machen. Solch eine Entwicklung unterstützt die Landesregierung massiv." Dazu zähle auch, dass die Ortskerne intakt bleiben, dass Schulen, Kitas und Arztpraxen sich im Ort halten können.
Bürgermeister Hackethal erläuterte, dass in der Einheitsgemeinde Morbach die Strategie "Innen - vor Außenentwicklung" verfolgt werde. Das bedeute, dass vor dem Ausweisen von Neubaugebieten auf der grünen Wiese erst geprüft wird, wie viele Leerstände oder noch bebaubare Grundstücke im Ortskern verfügbar sind. Das diene auch dazu, die Dörfer intakt und lebensfähig zu halten und einer Zersiedelung vorzubeugen.
Für Ortsvorsteher Erwin Schrenk (Morscheid-Riedenburg) ist außerdem die Mobilität ein großes Thema: "Das ist für ältere Leute enorm wichtig". Es gebe genug über 60-Jährige, die bereit seien, ehrenamtliche Fahrdienste anzubieten.
Ein Fall für die Dorfmoderation


Ein weiterer Fall für die Dorfmoderation, meint Barzen dazu. Denn mit diesem Förderprogramm könnten auch solche Initiativen begleitet werden. Schließlich müssten bei ehrenamtlichen Fahrdiensten auch Versicherungsfragen geklärt werden.
Dass die "Balkan-2030"-Initiative auf fruchtbaren Boden fällt, zeigt sich bereits in der gegenwärtigen, frühen Phase. Ortsvorsteher Achim Zender sagt dazu: "Es haben sich jetzt schon sieben Personen verbindlich für das "Balkan-Kesselsche" angemeldet."

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