"Die andere Heimat" sprengt die Rekorde

Hunsrück · Deutschlandweit ist der vierstündige Film um den Kastellauner Hauptdarsteller Jan Schneider gut angelaufen, im Simmerner Pro-Winzkino wird er jeden Tag vor ausverkauften Reihen gezeigt.

 Edgar Reitz spricht bei der Eröffnung des Café Heimat. TV-Fotos: Christoph Strouvelle

Edgar Reitz spricht bei der Eröffnung des Café Heimat. TV-Fotos: Christoph Strouvelle

Hunsrück. Am 3. Oktober war der offizielle Kinostart des Films, der wenige Tage zuvor in einem rauschenden Fest in Simmern seine Premiere gefeiert hatte.
Für Regisseur Edgar Reitz und sein Team begannen nicht erst mit diesem Festakt in Simmern turbulente Wochen. Der Film hatte zuvor bereits bei den Filmfestspielen in Venedig, Toronto und Rio für Furore gesorgt. In den vergangenen Wochen jedoch hat "Die andere Heimat" die wichtigere Feuertaufe bestanden - die beim Publikum.
"Der Zuspruch ist gigantisch", sagt Berthold Klein vom Team des Simmerner Kinos, "wir haben so etwas noch nicht erlebt."
Der Cineast spricht damit nicht nur über die Verkaufszahlen, sondern vor allem über ein Phänomen, das die langjährigen Macher des Simmerner Kinos erfreut und gleichermaßen überrascht. Denn dieser Tage kommen viele Menschen ins Kino, die sonst nur äußerst wenig mit diesem Medium zu tun haben. "Anders als sonst kommen auch ganz viele ältere Leute", sagt Klein. Egal, ob der Film am Morgen, Mittag oder Abend gezeigt wurde: "Es waren immer mehr als 100 Besucher in einer Vorstellung." Ana Radica kann diese beeindruckende Konstanz bestätigen. Für den Concorde Filmverleih betreut sie von München aus die Medienarbeit für "Die andere Heimat." Radica hat die Premiere in Simmern erlebt. "Wir sind jetzt Ende der vierten Woche - und für diesen Zeitraum ist das Ergebnis wunderbar", erklärt sie mit Blick auf die Zahlen. Rund 63 000 Menschen haben den Film im Kino gesehen. "Damit bewegt er sich konstant im Bereich der Top 20 in der Kino-Hitliste." Natürlich rangiert "Die andere Heimat"" hinter den Kassenschlagern aus den Hügeln nahe Beverly Hills. Aber Heimat ist eben nicht gleich Hollywood, die Konzeption von Reitz ist in keiner Weise vergleichbar mit einem Mainstream-Film. Die Ruhe der Kameraführung, die Schnitte, die Geduld des Erzählerischen - all dies hebt ihn völlig ab. "Den Film kann man im Kino nicht so zeigen wie andere", sagt Radica, "es ist einfach ein Ausnahmefilm - die Erzählstruktur, Schwarz-Weiß und vier Stunden Länge. Damit fällt er auch aus der normalen Bewertung heraus." Von der Seite des Filmverleihs bewertet sie das Zwischenergebnis von "Die andere Heimat" als "toll und hoffnungsvoll". Der Film ist mit nur 60 Kopien in die Kinos gestartet und hat seine Reichweite inzwischen auf gut 70 Kopien gesteigert. Pro Kino und Vorführung haben jeweils mehr als 100 Menschen den Film angeschaut - ein guter Wert auch für die "normalen" Kinofilme. Während der Film in Simmern und auch in Boppard von Beginn an lief, hat ihn unter anderem ein großes Koblenzer Kino nun nachgeordert. "Die Nachfrage des Publikums war dort einfach zu stark", sagt Radica, "dies ist eine große Anerkennung für Edgar Reitz und für den Film." In Simmern spüren die Kinomacher, mit welcher tiefen Emotion die Besucher wieder aus dem Film herauskommen. "Die andere Heimat" und mit ihr Jan Schneider als Hauptdarsteller faszinieren und beschäftigen die Zuschauer. "Es fehlen große und bekannte Namen im Film", sagt Radica, "aber das macht den Film noch eigenständiger." In Simmern ist der Zuspruch bislang so groß, dass das Reitz-Epos den bisherigen Rekordhalter "Ziemlich beste Freunde" bald einholen dürfte. Diesen Kinoschlager haben 6200 Besucher in Simmern gesehen, "Die andere Heimat" liegt zurzeit bei 5500 Zuschauern. "Der Film läuft so lange, wie ihn die Leute sehen wollen", verspricht Berthold Klein. Bis Anfang November ist "Die andere Heimat" im täglichen Programm und wird danach sicherlich lange in Einzelvorführungen zu sehen sein. "Unseren Hausrekord wird er knacken", ist sich das Kinoteam sicher.
Kein schlechtes Ergebnis für einen Film aus und über den Hunsrück.

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