Edgar Reitz lädt zur "Heimat"-Digitalpremiere

Simmern · Eine weitere Premiere steht dem Pro-Winzkino in Simmern ins Haus. Mitte Juni wird die überarbeitete Kino-Urfassung von "Heimat - eine deutsche Chronik" vorgestellt. Der Regisseur Edgar Reitz wird anwesend sein.

 Der Hunsrücker Regisseur Edgar Reitz beschäftigt sich sein Leben lang mit der Ästhetik im Film. Foto: dpa

Der Hunsrücker Regisseur Edgar Reitz beschäftigt sich sein Leben lang mit der Ästhetik im Film. Foto: dpa

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Die Stadt Simmern steht am Wochenende, 13. und 14. Juni, vor einer weiteren Filmpremiere. Dann zeigt Edgar Reitz die digitalisierte und restaurierte Fassung von "Heimat - Eine deutsche Chronik". Dabei handelt es sich allerdings nicht um die elfteilige Version, die Anfang des Jahres in digitalisierter Fassung in Mainz vorgestellt worden ist (der TV berichtete) und in den 1980er-Jahren im Fernsehen lief. Reitz stellt Mitte Juni im Pro-Winzkino die Kino-Urfassung vor, die in sieben Teile gegliedert ist.Überarbeitung extrem aufwendig


Für das Simmerner Pro-Winzkino wird das zweite Juni-Wochenende einer der Höhepunkte im Jahr seines 30. Geburtstags. Nachdem im September 2013 in Kooperation mit Edgar Reitz hier bereits die Deutschlandpremiere von "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht" stattfand, ist die Digitalpremiere der Kinofassung der "Heimat" ein weiterer Meilenstein auf dem seit Jahrzehnten gemeinsam mit dem Regisseur Edgar Reitz beschrittenen Weg.
Im Vorgespräch mit dem in Morbach gebürtigen Filmästheten und dessen Sohn Christian Reitz als Chef der Produktion haben die Simmerner Protagonisten um Stadtbürgermeister Andreas Nikolay, Wolfgang Stemann vom Pro-Winzkino und Fritz Schellack als Leiter des Hunsrück-Museums festgezurrt, wie das Premierenwochenende ablaufen wird. "Die Kinofassung hat eine andere Aufteilung", erklärt Edgar Reitz, "jeder Teil dauert etwa zwei Stunden, auch das Format des Films ist ein anderes. Bei der Digitalisierung ist das ästhetische Maximum entstanden." Diese neue Kinofassung wird Reitz eine Woche vor der Vorführung in Simmern im Münchner Arri-Kino zeigen.
Für Reitz ist der Termin in Simmern ein besonderer Anlass. "Vor ziemlich genau 31 Jahren ist die Kinofassung in München und Venedig uraufgeführt worden", erzählt er. "Eigentlich wollten wir die digitalisierte Fassung genau 30 Jahre nach dieser Premiere zeigen, aber das haben wir zeitlich nicht ganz geschafft." In extrem aufwendiger, akribischer Arbeit wurde der Film überarbeitet, restauriert und digitalisiert. Fast fünf Jahre lang dauerte das Projekt, das nun nach Simmern kommt. "Der 30. Juni 1984 war der Tag der allerersten Premiere beim Filmfest in München", erinnert sich Edgar Reitz. Der Regisseur freut sich auf das Wochenende im Juni und darauf, bei der Digitalpremiere im Hunsrück dabei zu sein.
"Uns ist es sehr wichtig, dass dieser Brückenschlag zwischen München und dem Hunsrück wahrgenommen wird und erhalten bleibt. Wenn der Film eine identifikationsstiftende Wirkung hat, dann hat er sie in dieser Region. Heimat ist überall etwas Abstraktes, hier im Hunsrück ist der Begriff am greifbarsten." Für Reitz ist es auch wichtig, dass die junge Generation, die den Film nicht kennt, durch die neue Fassung an diese identifikationsstiftende Wirkung herangeführt werden kann - die jungen Menschen sollen eine Bindung zur Region bekommen, die letztlich zu ihrer Heimat werden kann. Während des Gesprächs im Simmerner Hunsrück-Museum blicken die Teilnehmer auf Bilder und Zeitdokumente des Ersten Weltkriegs. "Erst die Bilder tragen die Erinnerung", sagt Reitz im Gespräch, dies sei mit dem Begriff "Heimat" nicht anders als beim Ersten Weltkrieg. "Erst in den Bildern geschieht etwas wirklich Wahrhaftiges." Für Reitz kommt hinzu, dass diese Bilder gerade im Hunsrück angesichts einer sich wandelnden optischen Wirkung der Region besondere Wirkung haben.
"Wenn jemand den Film gesehen hat, dann hat er einen Zugang zu dieser Landschaft", sagt er. Das Wichtigste ist für ihn , dass es darum geht, Qualität zu vermitteln. Dies gilt für den Film wie für die Landschaft. Denn erst wenn sich die Qualität einer Region in ihrer Vielschichtigkeit erkennen lässt, wird diese gewürdigt. Edgar Reitz hat dies alles in der "Heimat" transportiert. Die Kinofassung der "Heimat" soll dieses besondere Gefühl mit ihrem etwas anderen erzählerischen Fluss, einer anderen Montage und veränderten Kapitelfassungen noch verstärken.Extra

Das zweite Juni-Wochenende wird zu einem Höhepunkt des Festprogramms im Rahmen des 30-jährigen Bestehens des Simmerner Pro-Winzkinos und zum Leckerbissen für Fans der "Heimat". Am Samstag, 13. Juni, und Sonntag, 14. Juni, wird die restaurierte und digitalisierte Ur-Kinofassung dieses Klassikers der deutschen Filmgeschichte gezeigt. Die Veranstaltung mit Edgar Reitz beginnt am Samstag um 10.30 Uhr, an dem es bis zum Abend die Teile eins bis vier der Kinofassung zu sehen gibt. Am Abend ist um 20.15 Uhr eine Lesung mit dem Autor Thomas Koebner und Edgar Reitz geplant, bevor am Sonntag um 11 Uhr der zweite Teil der "Heimat"-Vorführung mit den Kapiteln fünf bis sieben geplant ist. Anmeldung und Infos beim Pro-Winzkino, Tel. 06761/7748 oder unter www.pro-winzkino.de vb

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