Ein Arzt in der Zeit des Nationalsozialismus

Hinzert · Er war Arzt und SS-Obersturmbannführer: Dr. Theophil Hackethal war während des Kriegs im Hermeskeiler Krankenhaus tätig und war auch Lagerarzt in Hinzert. Der Historiker Thomas Schnitzler zeichnet sein Leben in einem Vortrag nach.

Hinzert. Es ist im Grunde genommen eine Biografie wie bei manchen anderen Medizinern, die nach dem ersten Weltkrieg ihren Berufsweg begannen. Auch Dr. Theophil Hackethal, geboren am 13. Dezember 1883 in Mönchengladbach, blieb nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland - und arrangierte sich mit dem System. Der Trierer Historiker Thomas Schnitzler beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Geschichte des Mediziners, der in Hermeskeil lebte und im SS-Sonderlager Hinzert als Lagerarzt tätig war. Am Freitag, 8. April, 18.30 Uhr, präsentiert Schnitzler in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert die aktuellen Forschungsergebnisse.
In seinem Vortrag erläutert Schnitzler Hackethals Leben im politischen Kontext der Wiederaufbaujahre. Ein halbes Jahrhundert nach seiner Anklage und dem folgenden Schuldspruch erhielt die Öffentlichkeit erstmals umfassende Kenntnisse über Theophil Hackethals Vergangenheit als Lagerarzt von Hinzert. Kollektives Verdrängen hätte die Aufarbeitung auch in der Region verhindert, sagt Schnitzler. Der 1883 in Mönchengladbach geborene Theophil Hackethal, SS-Obersturmbannführer, war gleichzeitig als Chirurg leitender Arzt des Sankt Josephs Krankenhauses von Hermeskeil und der zuständige Arzt für das SS-Sonderlager/KZ Hinzert.
Schnitzler beschrieb die Zeit vor und während des Krieges in einem Forschungsaufsatz, der im Jahrbuch des Landkreises Trier-Saarburg 2007 veröffentlicht wurde. Demnach war Hackethal während des Weltkriegs Assistenzarzt in Duisburg und kam 1918 als Oberarzt an das Marinlazarett in Hermeskeil. Dort lebte er mit seiner Frau und acht Kindern. 1935 hat er sich in Berlin im Bereich "Bevölkerungs- und Erbgesundheit" weiterbilden lassen. Im Spätherbst 1941 nahm er für eine monatliche Zuzahlung von 150 Reichsmark eine Stelle als Vertragsarzt in Hinzert an.
Aufgrund dieser Tätigkeit wurde er am 28. Oktober 1948 von dem französischen Militärtribunal, das in Rastatt tagte, zu sieben Jahren Zuchthaus, verbunden mit Zwangsarbeit und Einzug des Privatvermögens, verurteilt. Mitte der fünfziger Jahre ließ er sich erneut als Kinderarzt in Hermeskeil nieder, wo er 1959 starb. Über diese zweite Phase nach dem Kriegsende wird Schnitzler in Hinzert berichten. hpl
Extra

Dr. Thomas Schnitzler wurde am 25. November 1956 in Trier geboren. Er studierte von 1980 bis 1988 Amerikanistik und Sportwissenschaften an der Karl-Franzens Universität Graz/Österreich und an der Deutschen Sporthochschule Köln. Von 1989 bis 1992 absolvierte er ein Promotionsstudium in Geschichte und Sportwissenschaft an der Universität Trier und der Deutschen Sporthochschule Köln. Er promovierte 1993. 2004 habilitierte er an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist Initiator des Gedenkprojekts Stolpersteine in Trier (Kooperation Kulturverein Kürenz) und des Gedenkprojekts Stolpersteine für verfolgte NS-Opfer des Sports in Mainz, Berlin und den Niederlanden. 2014 war er Initiator (mit der Georg-Meistermann-Gesellschaft) der Stolpersteinverlegung vor der JVA in Wittlich. hpl

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