Erbeskopfregion erwartet üppige Zuschüsse

Hermeskeil/Thalfang · Das Café Heimat in Morbach und ein Hochseilgarten am höchsten Berg des Landes: Das waren zwei von 67 Projekten, die seit 2007 mit Hilfe von Zuschüssen aus Brüssel im Gebiet der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf verwirklicht wurden. Bis 2020 sollen viele neue Vorhaben dazukommen. Und dafür gibt\'s dank des Nationalparks deutlich mehr Geld als es bisher der Fall war.

Hermeskeil/Thalfang. "Wir haben in der zurückliegenden Förderperiode schon erfolgreich gearbeitet." Das sagt Michael Hülpes am Dienstagabend bei einer Veranstaltung auf dem Umweltcampus Birkenfeld über ein Zuschuss-Programm, von dem die Dörfer im Hunsrück und Hochwald seit 2007 profitieren. Bisher sind über 2,7 Millionen Euro in die Region rund um den Erbes kopf geflossen, der Namensgeber einer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) ist (siehe Extra). Das Geld kommt von der Europäischen Union (EU), die mit dem sogenannten Leader-Programm den ländlichen Raum unterstützt.
Hülpes ist Hermeskeiler Verbandsgemeinde-Bürgermeister und zugleich Vorsitzender der LAG Erbeskopf. Die Gruppe wird bald eine Bewerbung nach Mainz abschicken. Denn das Land entscheidet bis zum Spätsommer darüber, welche LAG-Gruppen in Rheinland-Pfalz neue Finanzspritzen für die nächste Leader-Förderperiode bis 2020 erhalten.
Dass die LAG Erbeskopf eine Zusage erhält, gilt dabei als reine Formsache. Denn sie hat ein Alleinstellungsmerkmal. In ihrem Gebiet liegt der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der an Pfingsten eröffnet wird.
Aus diesem Grund bekommt die Erbeskopf-Gruppe mehr Geld als alle anderen rheinland-pfälzischen LAG. Laut Sven Lachmann vom für die Bewerbung beauftragten Büro IFR (Institut für Regionalentwicklung) steht bereits fest, dass das Budget der LAG Erbeskopf wegen des Nationalparks zusätzlich um 1,4 Millionen Euro aufgestockt wird. Insgesamt könnten damit bis 2020 über 4,3 Millionen Euro in die Region fließen. Eine wichtige Einschränkung macht Lachmann jedoch: "Es besteht kein Anspruch auf dieses Geld. Der Region muss es im Gegenzug gelingen, gute Ideen und genügend antragsfähige Projekte zu entwickeln."
Diese Vorhaben müssen zu den fünf Handlungsfeldern passen, in denen die LAG ihre künftigen Schwerpunkte legen will: Dorf- und Stadtentwicklung, regionale Wirtschaft und Energie, Tourismus, soziales Miteinander sowie Natur, Land- und Forstwirtschaft. Das sind die wichtigsten Schlagworte in der Entwicklungsstrategie, die das IFR nach mehreren Workshops in der Region detailliert ausgearbeitet und nun auf dem Umweltcampus vorgestellt hat.
Der neue Slogan der LAG Erbes kopf lautet: "Natürlich mit Weitblick". In den Genuss von EU-Zuschüssen können nicht nur Kommunen kommen. Auch Vereine oder Privatleute haben die Chance, ihre Projektidee der LAG-Mitgliederversammlung vorzulegen. Diese entscheidet dann, ob eine Förderung möglich ist oder der Antrag abgelehnt wird. Neu ist, dass die LAG-Versammlung künftig bestimmen kann, ob es für ein Vorhaben nur eine Grund- oder sogar eine Premiumförderung gibt.
Kommunen können dabei mit einem Höchstfördersatz von 75 Prozent rechnen. Bei Privatleuten sind es 40 Prozent. Sinn und Zweck des Leader-Programms ist es aber nicht, besonders kostspielige Investitionen zu bezuschussen, sondern den Fokus auf kleine und mittlere Projekte zu legen. Außerdem soll vermieden werden, dass der Zuschusstopf quasi mit einem Schlag geleert wird.
Deshalb wird ein Vorhaben maximal mit 250 000 Euro bezuschusst. Konkrete Vorschläge für kommende Projekte in der LAG Erbes kopf wurden bei der Versammlung am Dienstagabend nicht gemacht. Auf TV-Nachfrage nannte Hülpes aber eine Idee, die im künftigen Nationalpark mit EU-Zuschüssen verwirklicht werden soll.
"Wir denken darüber nach, dass wir für Outdoor-Touristen Blockhütten errichten, in denen sie dann mitten im Wald und der Wildnis übernachten können."Extra

LAG Erbeskopf: Das Gebiet der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf erstreckt sich über ein 1123 Quadratkilometer großes Gebiet mit 148 Orten. In ihnen leben knapp 100 000 Menschen. Das LAG-Gebiet umfasst die Verbandsgemeinden (VG) Hermeskeil, Kell am See, Thalfang, Herrstein und Birkenfeld komplett. Außerdem gehören die meisten Ortsteile der Einheitsgemeinde Morbach sowie der Großteil der Orte in der VG Ruwer dazu. Auch fünf Stadtteile von Idar-Oberstein und ein Ort in der VG Bernkastel-Kues (Gornhausen) sind Bestandteil der LAG. ax

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