Erst die Dorfkerne, dann die Neubaugebiete: Morbacher wollen Leerstände beheben und erst dann neue Flächen schaffen

Morbach · In Morbach werden Neubaugebiete zurückhaltend ausgewiesen. Der Grund dafür: Der Rat der Einheitsgemeinde will vordringlich Leerstände und Baulücken in den Ortskernen schließen. Dazu wurde ein umfangreiches Kataster entwickelt.

In vielen Orten der Einheitsgemeinde Morbach gibt es freie Bauparzellen oder Leerstände, wie hier in der Bahnhofstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

In vielen Orten der Einheitsgemeinde Morbach gibt es freie Bauparzellen oder Leerstände, wie hier in der Bahnhofstraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Aus vielen Dörfern ziehen die jungen Menschen weg. Die Einwohnerzahl ist rückläufig, denn nach den geburtenstarken Jahrgängen der 1960er Jahre sank die Geburtenrate. Das Statistische Landesamt warnt davor, dass besonders im ländlichen Raum mit einem erheblichen Bevölkerungsrückgang zu rechnen ist. Im Landkreis Birkenfeld gehen die Statistiker davon aus, dass bis 2030 die Bevölkerung um mehr als 12 Prozent abnimmt. Diese Einschätzung gilt auch für die Landkreise Kusel, die Südwestpfalz und Pirmasens.Starker Rückgang


Für den Landkreis Bernkastel-Wittlich liegen die Schätzungen etwas günstiger: Hier sind zwischen sechs und zwölf Prozent Bevölkerungsabnahme bis 2030 zu erwarten, während Trier und der Landkreis Trier-Saarburg eine Zunahme von fünf Prozent erwarten können.

Während Städte wie Trier immer weitere innerstädtische Wohngebiete erschließen, reagiert die Einheitsgemeinde Morbach mit einer anderen Strategie auf den demografischen Wandel. "Innen- vor Außenentwicklung" ist das Motto eines Projekts, das Bürgermeister Andreas Hackethal und der Morbacher Gemeinderat vor wenigen Jahren verabschiedeten.

Grundlage ist die Erkenntnis, so Andreas Hackethal im Gespräch mit dem TV, dass Dörfer nur dann attraktiv bleiben, wenn auch die Dorfkerne intakt sind. Das ist allerdings in vielen Orten nicht mehr der Fall. Die Neubaugebiete der 1980er und 1990er Jahre zogen die Bevölkerung an den Rand, während sich in den Ortskernen immer mehr Leerstände entwickelten - die dort verbliebenen älteren Menschen starben nach und nach aus. "In den 1990er Jahren wurden manche Neubaugebiete ausgewiesen, die viel zu groß waren", sagt Hackethal.

Deshalb hat der Bürgermeister mit einstimmigem Beschluss seines Rates ein Kataster entwickelt. "Wir haben die Grundstücke in allen Ortsgemeinden überprüft und ermittelt, wo noch Baulücken im Ortskern sind und wie es in den vorhandenen Neubaugebieten aussieht," sagt Hackethal. Dann wurde Kontakt mit den Eigentümern der bebaubaren Parzellen aufgenommen, die einen Fragebogen zum Grundstück beantworten konnten. "Es war ein hoher Rücklauf in allen Gemeinden", sagt Hackethal."Sinnvoller Kraftakt"

In diesem Kataster aller 16 Orte der Einheitsgemeinde können Interessierte nach potenziellen Grundstücken recherchieren. Es ist im Internet frei zugänglich. "Die Erstellung des Katasters war natürlich ein Kraftakt. Aber sie hat sich gelohnt," sagt Hackethal. Denn ohne Not solle man kein Neubaugebiet ausweisen, das letztlich auch langfristig höhere Kosten verursache. Schließlich müsse in Zukunft mit immer weniger Menschen immer mehr für die Erhaltung der Infrastruktur bezahlt werden - Kanäle, Straßen, Elektrizitätsleitungen. Da sei es sinnvoll, eher im bestehenden Bestand zu bauen - also in den Orten selbst.

Und so gibt es in der gesamten Einheitsgemeinde derzeit lediglich zwei Neubaugebiete - eines in Bischofsdhron mit 15 Grundstücken und ein weiteres in Morbach mit ebenfalls 15 Grundstücken. Der Blick in das Kataster zeigt nämlich, dass in vielen Gemeinden noch freie Parzellen verfügbar sind: In Elzerath sind es neun Parzellen zwischen 600 und 1000 Quadratmetern, in Rapperath elf und in Merscheid fünf.

Die Quadratmeterpreise pro Grundstück liegen zwischen 30 und 60 Euro, erläutert Hackethal. Mit dieser Strategie soll die bislang konstante Bevölkerungszahl in Morbach gehalten werden.

Und inzwischen gebe es auch erste Nachfragen von interessierten Käufern, die auf das Kataster aufmerksam geworden sind.Meinung

Die richtige StrategieDie Einheitsgemeinde Morbach verfolgt die richtige Strategie, um dem demografischen Wandel zu begegnen. Es nützt nichts, Neubaugebiete am Rande der Orte aus dem Boden zu stampfen, während die Ortskerne veröden. Denn einerseits leidet die Attraktivität der Dörfer, andererseits werden den kommenden Generationen damit zusätzliche Aufgaben aufgebrummt. Denn die neuen Straßen, Kanäle und Leitungen wollen unterhalten werden. Und das kostet Geld. Da ist es sinnvoller, kleine, aber feine Brötchen zu backen und das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung der Dorfkerne zu richten. Neubaugebiete machen nur dann Sinn, wenn die Baulücken innerhalb des Ortes bereits geschlossen sind. Die Verwaltungsstruktur einer Einheitsgemeinde, in der mehr Verwantwortung im gemeinsamen Gemeinderat als in den Ortsbeiräten liegt, erleichtert das natürlich ungemein. hp.linz@volksfreund.deExtra

Verfügbare Baugrundstücke innerorts und in bestehenden Neubaugebieten in der Einheitsgemeinde Morbach: Bischofsdhron 1, Elzerath 10, Gonzerath 8, Gutenthal 17, Haag 11, Hinzerath 17, Hundheim 9, Hunolstein 7, Hoxel 20, Merscheid 5, Morbach 11, Morscheid-Riedenburg 9, Odert 5, Rapperath 11, Wederath 8, Weiperath 9, Wenigerath 5, Wolzburg 5. Die Grundstücke sind teilweise in Gemeinde-, teilweise in Privatbesitz. Zudem sind zwei reine Neubaugebiete in Morbach und in Bischofsdhron geplant. hpl

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