Feinschmecker riechen den Braten

Achtung, Kontrolle: Spießbratenwurst darf amtlicherseits nur so heißen, wenn auch tatsächlich genau solcher drinnen ist - und keine Brühwurst.

 So muss sie aussehen: Metzgermeister Dirk Reidenbach präsentiert die Original Idar-Obersteiner Spießbratenwurst. Foto: Hosser

So muss sie aussehen: Metzgermeister Dirk Reidenbach präsentiert die Original Idar-Obersteiner Spießbratenwurst. Foto: Hosser

Kreis Birkenfeld. Kein Grund zur Besorgnis: Auch in Zukunft können sich Feinschmecker von der Oberen Nahe ihr Leibgericht als Wurst aufs Brot legen, sagt Ralf Georg, der Obermeister der Fleischer-Innung im Kreis Birkenfeld. Jene "Brühwurst mit Brateneinlage", die seit geraumer Zeit in einem Idar-Obersteiner Verbrauchermarkt angeboten wird, ist nämlich nur eine seit Jahrzehnten bekannte "lebensmittelsrechtliche Spezialität" - an der Theke des Metzgermeisters aus Niederbrombach sowie seiner Fachkollegen rund um die Edelstein- und Spießbratenmetropole wird es auch künftig schlicht und einfach Spießbratenwurst geben. Was keineswegs das Gleiche ist, wie Ralf Georg betont. Feinschmecker riechen den Braten: Spießbratenwurst darf sich laut einer Verordnung aus den 1980er Jahren nur nennen, was neben feinem Wurstbrät auch Spießbraten enthält. Und Spießbraten - da darf sich der Metzgermeister in Idar-Oberstein und Umgebung breitester Zustimmung sicher sein - wird hierzulande als Rollbraten oder "Sticker", zumeist vom Schwein, auf jeden Fall aber über offenem Feuer zubereitet. Mittwochs ist es bei Metzger Georg in Niederbrombach so weit: Dann dreht sich vor dem Laden in der Hauptstraße weithin riechbar die mit bestem Buchenholz befeuerte Spießbratenmaschine. Und was nicht als frischer Spießbraten über die Theke verkauft wird, wandert in die Wurst. Erst die Zubereitung über offenem Feuer sorgt für das unvergleichliche Aroma der wegen ihres hohen Fleischanteils überraschend fettarmen Wurstspezialität, wissen der Innungsmeister und seine Metzgerkollegen. Die Verwendung von gut abgelagertem Buchenholz ist dabei eine Empfehlung - kein Muss aus irgendeiner Lebensmittelverordnung. Auch der Herstellungsort sei ohne Bedeutung: Theoretisch könne Spießbratenwurst auch in Schleswig-Holstein oder Bayern gemacht werden. Das Lebensmittelrecht kennt daneben aber auch eine Brühwurst, deren Fleischeinlage lediglich im Backofen oder im Topf gebraten werden muss. Das ist weit weniger zeitaufwendig, sagt Ralf Georg. Sie ist in der Herstellung deshalb auch ein paar Cent billiger, und so vor allem in Großmetzgereien und in der industriellen Fertigung üblich. Spießbratenwurst darf sie dann aber auf keinen Fall genannt werden. Darüber, wie die Wurst hierzulande plötzlich zu ihrem gesetzlichen Namen kam, kann der Innungsmeister nur spekulieren: Ihm ist lediglich zu Ohren gekommen, dass die Lebensmittelkontrolleure ein spezielles Augenmerk auf nicht korrekt ausgezeichnete Spießbratenwurst hatten.

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