Geschützte Vögel verhindern Windräder in der Verbandsgemeinde Thalfang

Talling/Malborn/Breit · Der Windpark Lückenburg/Neunkirchen/Talling wird wohl kleiner ausfallen als ursprünglich geplant, weil ein Rotmilan im Gebiet nistet. Auch in Breit und Malborn muss möglicherweise die gewünschte Windrad-Planung geändert werden, weil dort geschützte Vogelarten vorkommen.

Talling/Malborn/Breit. Rotmilan und Schwarzstorch, zwei geschützte, weil deutschlandweit seltene Arten, kommen in der Verbandsgemeinde Thalfang vor. Vogelkundlern lässt diese Nachricht das Herz höherschlagen. In mancher Gemeinde führt sie jedoch zu Entscheidungen, die auch bedauert werden. Denn dort, wo diese Tiere vorkommen, dürfen keine Windräder aufgestellt werden.
Und das bedeutet: Den betroffenen Orten und Bürgern gehen Einnahmen flöten - je nach Größe des Windrads um die 50 000 Euro Pacht pro Jahr, bei einem Bürgerwindpark auch mehr.
Betroffen ist der Windpark, den Talling, Neunkirchen und Lückenburg zusammen auf die Beine stellen wollen. Ortsbürgermeister Erich Thösen erklärt: "Es gibt einen Rotmilan in diesem Gebiet." Der Vogel sei in diesem Jahr in seinem Horst gesichtet worden. 1,5 Kilometer drum herum dürften keine Windräder aufgestellt werden.
Für den Park bedeutet das: Nach derzeitigem Stand sind nur zwei der sechs angedachten Windräder möglich. Naturfreund Thösen, der den Vogel schon selbst beobachtet hat, betont: "Der Rat hat das als gegeben hingenommen. Wir wollen, dass die Windräder mit dem Naturschutz einhergehen."
Auch in Malborn sollten sich einmal sechs Räder drehen. An dem dortigen Windpark sollten Kommune und Bürger beteiligt werden. Nach derzeitigem Stand muss die Wunschzahl halbiert werden. Doch es könnte weitere Hindernisse geben. Das Vorkommen des Rotmilans muss laut Planer Herbert Kluth noch weiter untersucht werden.


Ein weiteres Problem könnte ein Wasserschutzgebiet darstellen, das beim Aufbau der verbleibenden Räder passiert werden muss. Es sei auf den Karten, die ihm zu Anfang vorgelegen hätten, nicht eingezeichnet gewesen, sagt Kluth. Es könne die komplette Planung kippen, merkt er gefasst an. Zu dem Wasserschutzgebiet wird derzeit - wie zu den Vögeln - ein Gutachten erstellt.

Der Breiter Ortsbürgermeister Günter Klassen wird langsam ungeduldig. Für den Hunsrückort, der gerne fünf oder sechs Windräder aufstellen würde, steht seines Wissens noch nicht fest, ob ein Rotmilan oder gar ein Schwarzstorch die Planung torpediert. Beide Vogelarten sollen schon gesichtet worden sein, ein Gutachten wird erstellt.

Klassen: "Das ist ein Hoffen und Bangen, wir brauchen endlich Klarheit. Wir sind uns weiter am Verschulden." Dem Ortschef rauben allerdings nicht nur die langwierigen Vogeluntersuchungen den Nerv, sondern auch Planungshemmnisse wie die Diskussion um die historische Kulturlandschaft und das langwierige Erstellen eines Flächennutzungsplans.

Bei beidem ist ein Ende in Sicht: Die Kulturlandschaft betrifft die VG Thalfang nicht, wie nun feststeht. Der Flächennutzungsplan der VG soll laut Bürgermeister Marc Hüllenkremer ab kommender Woche zur Stellungnahme ausliegen.

In der Gemeinde Morbach ist laut Bürgermeister Andreas Hackethal noch unklar, ob es auch Konflikte zwischen geplanten Windrädern und geschützten Vögeln gibt.

Meinung

Wo bleibt das Landschaftsbild?
Die Natur ist das Pfund, mit dem der Hunsrück wuchern kann. Gut, dass beim Bau von Windrädern auf sie, das heißt in diesem Fall auf die geschützten Vögel, Rücksicht genommen werden muss. Traurig allerdings, dass das Landschaftsbild bei dieser Planung so gar keine Rolle zu spielen scheint. Hauptsache, die erneuerbare Energie fließt, scheint das Motto des Landes zu sein. Die Kommunen hoffen verständlicherweise auf Einnahmequellen. Am Ende könnte das dazu führen, dass sich in der VG Thalfang in zwölf Orten Rotoren drehen. Das wird kein schöner Anblick. Eine Konzentration wie im Morbacher Energiepark sieht eindeutig besser aus. Dort hat die Struktur der Einheitsgemeinde diese Planung erleichtert. In der Verbandsgemeinde Thalfang wollen hingegen selbstständige Orte ihr Recht durchsetzen, nur vereinzelt gibt es Zusammenschlüsse zu Windparks. In diesem Fall ist die Struktur ein Manko - zum Nachteil des Landschaftsbildes. m.maier@volksfreund.deExtra

16 Windräder drehen sich bereits in der Verbandsgemeinde Thalfang und zwar in Berglicht, Heidenburg, Talling, Breit und Büdlich. Folgende Orte wollen laut Bürgermeister Marc Hüllenkremer aktuell Windkraftanlagen aufstellen: Breit, Deuselbach, Heidenburg, Horath, Immert, Merschbach, Thalfang, Rorodt und gemeinsam Lückenburg, Neunkirchen und Talling. maiExtra

Der Rotmilan ist die größte in Rheinland-Pfalz brütende Greifvogelart mit einer Spannweite von 1,50 bis 1,70 Metern. In Deutschland ist die Tierart streng geschützt, ihr Bestand gilt als rückläufig. 55 Prozent der auf der Welt vorkommenden Rotmilane, also etwa bis zu 14 000 Brutpaare, brüten in Deutschland, davon bis zu 700 in Rheinland-Pfalz. Dort ist der Vogel laut Umweltministerium flächendeckend verbreitet, kommt aber nur in den Mittelgebirgslagen, die von Grünlandwirtschaft geprägt sind, häufiger vor. Schwerpunkte der Besiedlung liegen nördlich des Hunsrück- und Taunuskammes. Der Schwarzstorch ist laut Landesforsten mittlerweile wieder zum seltenen Bewohner der rheinland-pfälzischen Wälder geworden. Der scheue Vogel, der in nicht immer ganz monogamen Brutsaisonehen lebt, reagiert sehr empfindlich gegenüber Störungen, die zu Brutverlust und Nestaufgaben führen können. Die Art, die als besonders schützenswert gilt, benötigt also ruhige Waldgebiete. Die europäischen Bestände werden auf etwa 7000 bis 11 000 Brutpaare geschätzt, was ungefähr der Hälfte des Weltbestandes entspricht. 2005 brüteten in Deutschland mindestens um die 500 Paare. mai

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