Großer Widerstand in kleinem Dorf

Elzerath/Morbach · Die im Hunsrück geplanten Windräder stoßen in der Gemeinde Elzerath auf Widerstand. Der Ortsbeirat hat sich in seiner jüngsten Sitzung gegen den Bau von zwei Anlagen entschieden. Unter anderem gibt es Bedenken wegen der Wasserversorgung.

Elzerath/Morbach. Es sei ein bisschen so wie in jenem Dorf, in dem Asterix und Obelix leben, und das sich gegen die römische Herrschaft auflehnt, meinte eine Elzerather Bürgerin am Ende der Ortsbeiratssitzung. Sie war wie viele der 20 anwesenden Bürger erleichtert, denn das Gremium hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig gegen die Errichtung von zwei Windkraftanlagen im Gemeindewald entschieden. Es geht dabei um eine 27 Hektar große Fläche an der Grenze zur Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, die als möglicher Standort für zwei Windräder ausgewiesen werden soll.
Insgesamt werden in diesem zusammenhängendem Areal 52 Standorte zwischen Horath und Gornhausen geprüft. Einige Anlagen sind bereits im Bau und schon von weitem von der L 47 aus Richtung Mülheim zu sehen (der TV berichtete mehrfach). Als das Thema in einer vorangegangenen Sitzung des Ortsbeirats von der Verwaltung und Bürgermeister Andreas Hackethal vorgestellt wurde, hatte der Rat die Entscheidung vertagt. Gegner der Pläne hatten in dem 110 Einwohner zählenden Dorf nämlich 68 Unterschriften gesammelt. Nun stand das Thema wieder auf der Tagesordnung.
Der damit zusammenhängenden Rodung von Waldflächen und dem Thema Römerstraße waren weitere Tagesordnungspunkte gewidmet. Ratsmitglied Andreas Pink las eine umfangreiche Stellungnahme vor, in der er die Bedenken detailliert erklärte. Er erinnerte an die Unterschriftenaktion der Elzerather Bürger, die der Rat sehr wohl wahrgenommen habe. "Obwohl ich der Windkraft grundsätzlich positiv gegenüberstehe, kommen mir nun Zweifel", sagte er. Schließlich seien insgesamt 50 Anlagen geplant.
Fünf Brunnen betroffen


Dabei würden Baumbestände vernichtet. Und es gebe tiefe Einschnitte in den Waldboden. Das führe zu Veränderungen im Wasserkreislauf am Haardt- und am Ranzenkopf. Pink: "Dort besteht, so ein Gutachten, erhebliches Konfliktpotenzial. Die Grundwasser- und Trinkwassergewinnung darf nicht beeinträchtigt werden." In dem Gebiet gebe es fünf Wassergewinnungsbrunnen, die für Trinkwasser genutzt würden. Bei so tiefen Einschnitten in die Böden könne es in trockenen Sommern zu Engpässen in der Wasserversorgung kommen. Pink schränkte jedoch ein, dass es sich dabei um eine Wasserschutzzone handle, die nicht kategorisch von der Windkraftnutzung ausgeschlossen sei. Pink: "Sind Tiere wie der Rotmilan (ein K.-o.-Kriterium für eine Windkraftanlage, die Red.) mehr wert als das Wasser, das die Menschen trinken?" Ein weiteres Mitglied des Rates pflichtete bei: "Der schöne Hunsrück soll nicht an die Windkraftlobby verkauft werden!"
Im nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die Rodung von Waldflächen für die Wege zu den Windkraftanlagen. Revierleiter Guido Haag von der Gemeindeverwaltung informierte darüber, dass für eine Anlage etwa ein halber Hektar Boden genutzt werden muss. "Das ist ein Rieseneingriff, wenn so eine Anlage gebaut wird", erklärte er. Dafür müsse der Investor aber Ausgleichszahlungen leisten. Mit dem Geld werde der Wald an anderer Stelle aufgeforstet. Auf die Frage, ob Bäche tatsächlich austrocknen könnten, verwies Haag darauf, dass dies ein punktuelles Problem sei. Die Belastung der Gewässer durch von der Landwirtschaft ausgebrachte Nitrate sei hingegen wesentlich stärker. Der Rat fasste daraufhin einen weiteren Beschluss, der eine Waldrodung im Elzerather Wald ablehnt.
Auch die alte Römerstraße, die archäologisch von Bedeutung ist, wurde in der Sitzung zumThema. Denn sie könnte theoretisch als Weg zu den Windrädern infrage kommen. Um dem einen Riegel vorzuschieben, fasste der Rat einen einstimmigen Beschluss, dass die Straße, die heute nur noch als Waldweg dient, nicht geschottert und nicht verändert werden dürfe. Auf Elzerather Gebiet sei nämlich das einzige original erhaltene Teilstück dieser antiken Verbindungsstrecke, auf dem man sogar noch die Wagenspuren der Römer sehen könne, sagte Ortsvorsteher Winfried Lünemann.
Stellungnahmen bis heute


Darüber hinaus will das Gremium auch im formellen Verfahren Bedenken anmelden. Denn bis zum heutigen Freitags können Stellungnahmen laut Baugesetzbuch bei der Verwaltung eingereicht werden.
Der Ortsbeirat hat damit alle Register gezogen, um die Windkraftanlagen abzuwenden. Freilich hat das Gremium innerhalb der Einheitsgemeinde Morbach jedoch nur beratende Funktion. Rotraud Försterling von den Windkraftgegnern zeigte sich dennoch nach der Sitzung erleichtert: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Abstimmung und sind froh, dass der Rat sich so für die Bürger einsetzt. Wir werden jetzt mit dem BUND Kontakt aufnehmen, denn auch der Naturschutz darf hier nicht zu kurz kommen."

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