Hunsrückbahn: Finanzierung steht

Der Ankauf der Bahnstrecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil durch die Anrainerkommunen rückt in greifbare Nähe. Eine Finanzierungslücke in Höhe von 90 000 Euro ist geschlossen. Unter anderem ist auf der Strecke Güterverkehr im Gespräch. Doch zunächst geht es um den Erwerb.

Morbach/Hermeskeil. Die Verbandsgemeinde (VG) Kirchberg und der Rhein-Hunsrück-Kreis waren im Mai dieses Jahres kurzfristig aus der Finanzierung für den Ankauf der Hunsrückquerbahn-Strecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil ausgestiegen (der TV berichtete). Beim Kaufpreis von 640 000 Euro fehlten damit plötzlich 90 000 Euro. Doch das Problem ist vom Tisch. Die Finanzlücke ist geschlossen.

"Uns ist es gelungen, den Preis herunterzuhandeln", sagt Bürgermeister Gregor Eibes, der im Auftrag der beteiligten Kommunen die Gespräche mit der Deutschen Bahn AG geführt hat. Und zwar exakt um die Summe, die durch das Ausscheren von Kirchberg und Rhein-Hunsrück-Kreis entstanden war.

Die Anrainer-Kommunen streben auf dieser 50 Kilometer langen Trasse nicht nur Ausflugsverkehr an, der auf einer Teilstrecke bereits stattfindet. Auch Güter- und Personenverkehr sind im Gespräch. Am Kauf beteiligt sind nach derzeitigem Stand die Einheitsgemeinde Morbach, die VG Thalfang, Hermeskeil, Bernkastel-Kues, Rhaunen und die Kreise Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg.

Man sei sich handelseinig, sagt der Morbacher Rathaus-Chef auf TV-Anfrage. Das Vertragswerk werde noch bahnintern abgestimmt. Sobald Eibes ihn in Händen hält, will er ihn an die Kommunen weiterleiten. Ob der neue Entwurf nochmals in die Gremien muss, liegt nach Auffassung des Morbacher Rathaus-Chefs in der Entscheidungshoheit vor Ort. "In Morbach sehe ich keine Fußangel, die eine neuerliche Beschlussfassung erforderlich macht."

Anders dürfte die Sachlage in Hermeskeil sein. Denn dort wird die Zustimmung von zwei Dingen abhängig gemacht: erstens davon, ob sich alle Kommunen beteiligen, zweitens vom Fließen eines Landeszuschusses. Doch der ist in weite Ferne gerückt. Denn Minister Hendrik Hering hatte ihn von einem betriebswirtschaftlichen Konzept abhängig gemacht. Das sei allerdings deutlich leichter, wenn man Eigentümer der Strecke sei, sagt Eibes. Die erste Bedingung im Hermeskeiler Beschluss mag Auslegungssache sein, die zweite ist es sicher nicht.

Hermeskeils VG-Bürgermeister Michael Hülpes geht davon aus, dass der Verbandsgemeinderat sich nochmals mit dem Thema befasst. Der Anteil der Kommune am Kaufpreis beläuft sich auf 71 500 Euro. Hülpes hält die Übernahme ins Eigentum für sinnvoll, unabhängig von den weiteren Plänen. Allerdings werde er sich an die Beschlüsse seines Gremiums halten.

Dass der Ankauf in greifbare Nähe rückt, darüber ist der potenzielle Betreiber auf der Strecke, Bernd Heinrichsmeyer von der Hochwaldbahn-Gruppe, froh: "Es wird Zeit, dass die Hängepartie endlich aufhört."

Meinung

Hermeskeil ist am Zug

Die Situation der Hermeskeiler ist sicher nicht einfach. Die Kommune ist hoch verschuldet. Und der Ankauf der Bahnstrecke gehört zu den wenigen freiwilligen Leistungen, an denen Kommunalpolitiker den Rotstift ansetzen können. Und zumindest die Reaktivierungsgegner in der SPD und FWG halten das Projekt für ein Millionengrab. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht eine vielbeschworene "kommunale Familie", von deren Zusammenhalt in der Regel alle profitieren. Es wurden viele dicke Bretter gebohrt, um den Ankauf zu stemmen. Sogar das Ausscheren von Kirchberg und dem Rhein-Hunsrück-Kreis wurde kompensiert. Jetzt muss sich Hermeskeil auch in die Pflicht nehmen lassen. Zum zweiten geht es derzeit nur lediglich um den Ankauf, eine für Hermeskeil durchaus erschwingliche Summe von 71 500 Euro. Und wenn der Ankauf jetzt nicht gelingt, ist die Chance auf Erhalt der Infrastruktureinrichtung wohl dahin. i.rosenschild@volksfreund.de

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