Keltische Krieger tragen Schnabelschuhe

Morbach · Neue Forschungen zur Geschichte der Kelten im Hunsrück präsentiert der Ausstellungskatalog "Vorgeschichten an der Hunsrückhöhenstraße", der gerade erschienen ist. Darin ist zum Beispiel nachzulesen, mit welchen Grabbeigaben keltische Krieger bestattet worden sind. Dazu zählten ihre Schwerter und kunstvoll verzierte Schuhe.

Morbach. Frisch aus der Druckerei kommt der neue Ausstellungskatalog "Vorgeschichten an der Hunsrückhöhenstraße - Straßen und Wege verbinden", den der Archäologiepark Belginum herausgibt. Auf 64 Seiten dokumentiert der Katalog die jüngsten Forschungsergebnisse des Archäologieparks. Zudem erläutert der Katalog die aktuelle Ausstellung, die archäologische Funde aus der Keltenzeit der Orte Heinzerath, Hinzerath, Merscheid, Morscheid, Wederath und Wenigerath präsentiert - die sechs Orte feierten in diesem Jahr ihre erste urkundliche Erwähnung vor 800 beziehungsweise 700 Jahren. "Der Katalog bietet weitere Landschaftsbilder, die nicht in der Ausstellung zu sehen sind, weil wir sie nicht unterbringen konnten", erzählt Rosemarie Condrie, Leiterin des Archäologieparks. Darunter sind auch historische Schwarz-Weiß-Fotografien aus den späten 1930er Jahren, als das Gebiet erstmals untersucht wurde. Ein Beitrag von Professor Alfred Haffner zeigt hingegen den aktuellen Stand der Forschung zur keltischen Geschichte, die auf Grabungsfeldern in der Nähe des Belginums laufen. Dabei fanden die Archäologen der Universität Trier in Kriegergräbern Schuhschmuck und Schwerter. Diese waren aufwendig verziert, die Schuhe der keltischen Krieger waren schnabelförmig. "Dieses Gebiet war in der Zeit um 400 vor Christus ein großes kulturelles Zentrum. Der Hunsrück war nicht nur ein Transitland, sondern auch ein Handelszentrum", verdeutlicht die Wissenschaftlerin. Felle, Fleisch und Sklaven aus Südeuropa wurden gehandelt. Sogar Spuren von Eisenerzeugung fanden die Archäologen. "Damals gab es in diesem Gebiet natürlich vorkommende Eisenerzknollen, die man auf den Feldern aufsammeln konnte. Sie waren ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Schwertern, die kunstvoll verziert und gestaltet wurden. Wir können annehmen, dass dieses Gebiet schon damals dicht besiedelt war", sagt Cordie. Das alles lasse sich aus den Funden von Kriegergräbern bei Heinzerath und Hinzerath herauslesen. Man wisse sogar, wie der typische Toilettenbeutel eines keltischen Kriegers aussah: "Entweder hatte er ein Rasiermesser dabei - oder eine Pinzette, beides kommt nicht vor", sagt Cordie schmunzelnd. Denn entweder haben sich keltische Männer rasiert - oder aber mit einer Pinzette die Haare herausgezogen. Sogar organisches Gewebe fand sich, denn die Schwerter, die dem Grab beigegeben wurden, waren in Tuch gewickelt. "Mittlerweile ist die Forschung so weit, dass man sogar herausfinden kann, ob das Gewebe tierisch oder pflanzlich war. Selbst die Herkunft der Schafe, die die Wolle lieferten, lässt sich nachvollziehen", sagt Cordie. Neu entwickelte Untersuchungstechniken würden die Archäologie eben so spannend machen, denn aus bestehenden Funden können sich so immer mehr Informationen herausleiten lassen.
Der Katalog wurde in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt, wobei 6000 Euro Druckkosten entstanden. Diese wurden von den Kommunen und Sponsoren bezahlt, darunter der Sparkasse, der VR Bank, der Kulturstiftung des Landkreises Bernkastel-Witlich und dem Förderverein. Die Ausstellung im Belginum, die im Frühsommer eröffnet wurde, komme sehr gut an, versichert Cordie: "Besonders die Führungen sind sehr gefragt. Dafür kommen Leute von weit her angereist. Durch den Nationalpark sind wir noch bekannter geworden." Die durchschnittliche Besucherzahl des Belginums wolle man mit den noch bevorstehenden besucherstarken Monaten September und Oktober halten, so Cordie. Die Ausstellung ist noch bis zum 1. November zu sehen. Was als nächstes kommt? "Im nächsten Jahr gibt es eine Ausstellung über Hexen", verrät Rosemarie Cordie.

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